Mit 2Gplus weniger Zuschauer und Ärger

Die Sportvereine in Baden-Württemberg mussten wegen der behördlichen Vorgaben die 2-G-plus-Regel am vergangenen Wochenende für die Zuschauer umsetzen. Die Fußballklubs der Region taten dies oder verzichten ganz auf ihre Fans. Zudem verlief nicht alles reibungslos.

Neben der Abfrage von 2Gplus müssen die Sportvereine auf die Kontaktnachverfolgung der Zuschauer achten. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Neben der Abfrage von 2Gplus müssen die Sportvereine auf die Kontaktnachverfolgung der Zuschauer achten. Foto: A. Becher

Von Heiko Schmidt

Als erstem Fußballverein aus dem Raum Backnang galt es für die SG Sonnenhof Großaspach, die veränderten Coronaanforderungen für Zuschauer mit 2Gplus – geimpft oder genesen mit aktuellem Test – anzuwenden. Am Freitagabend unter Flutlicht stand das Regionalliga-Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim II an. Lediglich 250 Zuschauer kamen in die Arena im Fautenhau. „Die neue Regelung und auch das winterliche Wetter wirkten sich auf jeden Fall aus“, sagt SG-Pressesprecher Lucca Volkmer. Laut seinen Angaben verliefen die Einlasskontrollen reibungslos. Aber: „Für Zuschauer, die spontan ins Stadion kommen wollen, wird es durch den Test schwieriger.“ In den Regionalliga-Heimpartien davor hatten die Großaspacher meistens 500 Zuschauer und mehr.

Auch beim Oberligisten TSG Backnang gibt es Auswirkungen. Laut offiziellen Angaben verfolgten lediglich 80 Zuschauer am vergangenen Samstag das Topduell in den Etzwiesen gegen den 1. Göppinger SV. „Es ist ein deutlicher Einbruch bei der Anzahl der Zuschauer zu merken“, erklärt TSG-Geschäftsstellenleiter Martin Scholz. Er selbst nahm auch einige Einlasskontrollen vor. „Es gab massive Probleme. Wir mussten 50 bis 60 Personen abweisen, die keinen Test vorlegen konnten“, berichtet Scholz und teilt auch mit: „Einer Person haben wir Hausverbot erteilt, weil sie keinen Test und uns daraufhin massiv beleidigt hatte.“ Aus der Sicht von Scholz sind die neuen Vorgaben mit einem „erhöhten Aufwand“ für alle Vereine und Ehrenamtlichen verbunden.

Geisterspiele und auch einen Livestream gab es bei den Amateurfußballern

Noch schwieriger wird es für Vereine, deren Sportgelände nicht eingezäunt und offen für jedermann ist, wie zum Beispiel bei der SG Oppenweiler/Strümpfelbach. „Wir haben uns entschieden, Zuschauer zuzulassen“, sagt SGOS-Vorsitzender Alexander Stoppel und schiebt nach: „Wir haben die Kontrollen bereits an den Zufahrtsstraßen gemacht. Zum Glück mussten wir keinen Zuschauer abweisen.“ Allerdings wagten nur die eingefleischten Fans den Weg ins Rohrbachtal. Lediglich 25 Zuschauer verfolgten das Bezirksliga-Spitzenspiel der Gastgeber gegen die zweite Mannschaft des SV Fellbach. „Das Winterwetter hatte auch seinen Anteil daran, aber in erster Linie hielt die 2-G-plus-Regel viele Zuschauer ab“, so Alexander Stoppel, der auch auf den deutlich erhöhten Aufwand hinweist.

Andere Vereine hingegen sehen die behördlichen Anforderungen als zu hoch und kaum machbar an. Dazu zählt der VfR Murrhardt. „Wir hatten uns deshalb dazu entschlossen, ohne Zuschauer zu spielen“, erklärt VfR-Spielleiter Daniel Frank. Die Murrhardter hatten dies im Vorfeld auf den sozialen Medien wie Facebook und Instagram veröffentlicht. Deshalb verirrte sich kaum ein Fan ins Trauzenbachtal. „Es kamen ganz wenige, die wir wieder heimgeschickt haben“, so Frank. Er begründet das Bezirksliga-Geisterspiel gegen den Großen Alexander so: „Das Stadiongelände hat drei Zugänge. Da hätten wir mindestens zehn Personen für die Kontrollen gebraucht. Außerdem sind die Abfragen sehr zeitaufwendig. Das ist für uns nicht zu leisten.“

Ähnlich sah es beim SV Unterweissach aus. Das Sportgelände auf der Hart ist komplett offen. „Da ist es sehr schwierig, alle Zuschauer zu kontrollieren“, beschreibt der SVU-Vorsitzende Ralf Birkenbusch. Deshalb hatten sich die Unterweissacher dazu entschlossen, ihre Heimspiele am vergangenen Sonntag ohne Fans auszutragen. „Das haben wir im Vorfeld übers Internet und mit Mund-zu-Mund-Propaganda kommuniziert“, so Birkenbusch. Er weist darauf hin, dass der Tälesverein trotzdem einen größeren Aufwand hatte. „Wir haben das Sportgelände abgesperrt. Zudem waren vier Ordner im Einsatz, um das zu überwachen“, berichtet der Vorsitzende. Laut seinen Angaben kamen kaum Personen, um die SVU-Spiele anzuschauen.

Ein Grund dafür war auch, dass die Unterweissacher einen besonderen Service kurzfristig aus dem Boden gestampft haben. Die Bezirksliga-Begegnung gegen den KTSV Hößlinswart wurde nämlich im kostenlosen Livestream im Internet auf dem SVU-Twitch-Kanal übertragen. Insgesamt 140 Zuschauer nahmen dieses Angebot an. „Ein großer Dank gilt dabei Kevin Flatau, er hat das alles super organisiert“, lobt der SVU-Vorsitzende. Birkenbusch könnte es sich durchaus vorstellen, dass vielleicht mal wieder ein Spiel der Unterweissacher Fußballer übertragen werden könnte. Wann das der Fall sein wird, muss abgewartet werden. Während der Südbadische Fußballverband die Amateurfußballer von der Verbandsliga abwärts bereits in die vorzeitige Winterpause geschickt hat, wartet der Württembergische Fußballverband noch ab.

Absagen und Wertung

Absagen Einige Fußballpartien fielen am vergangenen Wochenende aus. Während in der Bezirksliga komplett gespielt wurde, fanden in den Kreisligen nur wenige Begegnungen statt. In der A 2 einigten sich die Mannschaften aus Kirchberg, Gaildorf, Oppenweiler und des FC Viktoria Backnang auf eine Verlegung, die von Verbandsseite wegen der angespannten Coronalage einfacher möglich ist, wenn die betreffenden Vereine es wollen. In Welzheim, Kaisersbach und Althütte waren jeweils die Sportplätze aufgrund des Wetters unbespielbar.

Wertung In der Kreisliga B 2 wurde eine Partie gewertet, weil dem TSV Bad Rietenau zu spät auffiel, zu wenig Akteure fürs Heimspiel gegen den FV Sulzbach zu haben. Wegen Unbespielbarkeit der Sportplätze ging in Kaisersbach und in Unterrot nichts. Der TSV Sulzbach-Laufen II und der TSV Lippoldsweiler einigten sich hingegen auf die Verlegung nach der Winterpause.

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Erstellt:
1. Dezember 2021, 06:00 Uhr

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