Murrhardter Tafel öffnet wieder

Ein Teil des Teams bereitet derzeit alles vor, damit Kunden einmal die Woche im Laden in der Werrenstraße einkaufen können

Es gibt noch einiges zu tun, aber demnächst – am kommenden Montag – wird die Tafel Murrhardt ihren Betrieb in eingeschränkter Form wieder aufnehmen. Für den Besuch im Geschäft in der Weststadt gibt es dann spezifische Regeln, wie Berthold Müller, Vorsitzender des Vereins Tafel Murrhardt, berichtet.

Der Tafelladen in der Werrenstraße ist eng, sodass sich das Team die Abläufe für die Öffnung genau überlegen musste. Archivfoto: J. Fiedler

© Eröffnung Murrarkaden-Center

Der Tafelladen in der Werrenstraße ist eng, sodass sich das Team die Abläufe für die Öffnung genau überlegen musste. Archivfoto: J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT. Die Situation für das Team des Tafelladens in Murrhardt ist ähnlich wie in anderen Einrichtungen in Deutschland, vielleicht sogar noch ein wenig verschärft: Da nicht nur viele, sondern die überwiegende Mehrheit der ehrenamtlichen Mitarbeiter 65 Jahre und älter ist, gehören sie in Zeiten von Corona zur Risikogruppe und müssen dieser Tage besonders auf sich achtgeben. Zunächst hatte die Tafel dann auch ab 23. März geschlossen. In der Zwischenzeit wurden die Kunden mit Einkaufsgutscheinen unterstützt (wir berichteten).

Nun soll es am kommenden Montag,
4. Mai, wieder losgehen. Berthold Müller hatte zunächst generell beim Team nachgefragt, ob und unter welchen Bedingungen sich die Mitarbeiter einen Neustart vorstellen können. „Die Resonanz war positiv“, sagt er. Gleichzeitig war klar, dass die Schutzmaßnahmen beim Arbeiten stimmen müssen. Also entschloss man sich, in kleinerem Umfang zu öffnen und die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Vorerst haben sich zehn Mitarbeiter für den Laden sowie zwei Fahrerteams zusammengetan, damit einmal die Woche (montags) geöffnet werden kann.

Wer das kleine Geschäft in der Werrenstraße kennt, weiß, dass die räumlichen Verhältnisse relativ eng sind. Insofern werden die Abläufe auch noch mal getakteter als sonst und sehr genau vorgegeben sein: Um die Abstände einhalten zu können, dürfen nur zwei Personen gleichzeitig einkaufen. Damit die Wartezeiten für alle dabei überschaubar bleiben, sollte sich jeder Kunde nicht länger als sieben Minuten im Laden aufhalten. „Sie müssen sich also sputen“, sagt Berthold Müller. Das Schwätzchen miteinander muss leider erst mal verschoben werden, es geht zunächst einfach um das Angebot an sich. An der Kasse wird eine Schutzverkleidung angebracht, ebenso bei der Brotausgabe. Anders als bisher steht beim Obst und Gemüse ein Teammitglied bereit, das die ausgewählten Waren weitergibt. An anderer Stelle – beim Kühlregal oder bei der eingepackten Ware – läuft alles wie gehabt, sprich dort können sich die Kunden selbst bedienen.

Ein wichtiger Punkt war für das Team der Mundschutz. Für die Mitarbeiter wurden Masken besorgt, sodass auch medizinische bis hin zu Modellen mit der Schutzklasse „FFP3“ zur Verfügung stehen. Klar ist, dass die Kunden einen Mundschutz tragen müssen, wenn sie in der Werrenstraße einkaufen. „Da gibt es grundsätzlich drei Varianten. Entweder der Kunde hat einen eigenen, verfügt er über keinen, muss er kehrtmachen oder er bekommt bei uns eine Einwegmaske gegen eine geringe Gebühr“, sagt der Vereinsvorsitzende. „Ich gehe aber davon aus, dass die allermeisten sich einen Mundschutz besorgt haben.“ Dankbar ist Berthold Müller, dass die Tafel bei der Ausrüstung Unterstützung von einer Murrhardter Apotheke bekam, die Masken im Wert von 300 Euro gespendet hat.

Eine Lösung für die Tatsache, dass beim Fahrerteam im Ladenfahrzeug der Abstand von 1,5 Meter nicht eingehalten werden kann, ist ebenfalls gefunden. Es wird eine Folie besorgt, die ein Tüftler des Teams zwischen Fahrerplatz und Beifahrersitz spannt. Gespannt ist Müller, wie es dann am kommenden Samstag sowie Montagvormittag mit Spenden der Supermärkte und Geschäfte aussieht. Er geht von einem Rückgang aus, hofft aber trotzdem, dass noch ein ausreichender Grundstock zur Verfügung gestellt werden kann. „Konkret wissen wir es erst, wenn die Fahrer vor Ort waren.“

Offen ist ebenso, wie viele Tafelkunden sich zum Start am Montag einfinden. Im Zuge der letzten Gutscheinaktion sei aber schon informiert worden, dass das Team im Mai wieder startet. Um alle auf den neuen Ablauf mit zwei Kunden und getakteter Einkaufszeit im Geschäft einzuschwören, werden zwei Mitarbeiter jenseits von Kasse, Brot- sowie Obst- und Gemüseausgabe einen Blick auf die Situation haben.

Auch, wenn die Tafel Murrhardt ein gemeinnütziger Verein ist, spielt der Verlust durch die Schließung im März und April eine Rolle, denn die Kosten für Miete, Wasser und Versicherungen laufen weiter. Zwar will Berthold Müller das nicht allzu sehr betonen, klar sei aber auch, dass man für diese Kosten auf die Rücklagen zurückgreifen müsse, die dann nicht für Investitionen zur Verfügung ständen. Dankbar ist er für Zuwendungen in dieser Zeit und hat auch immer ein Auge auf die Informationen des Tafelverbands, der Tipps zu Aktionen zur Unterstützung für die Mitglieder gibt.

Einen kleinen Vorteil hat die Situation zumindest doch: „Vom Team her fällt keiner aus, weil er in Urlaub fährt“, sagt der Vereinsvorsitzende mit einem Schmunzeln.


Der Tafelladen, Werrenstraße 3, in Murrhardt hat am Montag, 4. Mai, von 13.30 bis 16 Uhr geöffnet sowie an den folgenden Montagen im Mai zur selben Zeit.

Zum Artikel

Erstellt:
30. April 2020, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Murrhardt und Umgebung

Hunderte Helfer suchen Tag und Nacht

Beate Z. aus Murrhardt-Fornsbach wird seit über zwei Wochen vermisst. Die Familie wird von einem großen Kreis unterstützt. Bei der Suche nach der 54-jährigen an Demenz Erkrankten werden ganze Wälder durchkämmt, unzählige Aushänge angebracht und Flyer verteilt.

Murrhardt und Umgebung

Dem „Schlägle“ ein Schnippchen schlagen

Der Schlaganfall gehört zu den zehn häufigsten Todesursachen. Bei einem Vortrag des Krankenpflegevereins Murrhardt gab der Gefäßchirurg Claus-Georg Schmedt einen Überblick über die Risikofaktoren. Dabei zeigte er auch Präventions- und Therapiemöglichkeiten auf.