Musik als eine mächtige Verbündete

Das Interview: Rocky Dawuni freut sich auf seinen heutigen Auftritt beim Sommerpalast – Brückenbauer und Botschafter

Mit Rocky Dawuni hat der Murrhardter Sommerpalast einen in Afrika und Amerika gefeierten Star zu Gast. In England gilt er als Ghanas Bob Marley. Zugleich ist der charismatische Musiker auch Unicef-Botschafter und engagiert sich bei vielen Entwicklungshilfeprojekten. Zu seinem Weg, seiner Arbeit und seinen Hoffnungen haben wir ihm einige Fragen gestellt.

Rocky Dawuni aus Ghana wurde beim Grammy 2016 für das beste Reggae-Album nominiert. Mit seinen Texten möchte er die Menschen erreichen, ein Stück weit zur Herzensbildung und Bewahrung der Natur beitragen sowie vom faszinierenden Kontinent Afrika erzählen. Foto: privat

Rocky Dawuni aus Ghana wurde beim Grammy 2016 für das beste Reggae-Album nominiert. Mit seinen Texten möchte er die Menschen erreichen, ein Stück weit zur Herzensbildung und Bewahrung der Natur beitragen sowie vom faszinierenden Kontinent Afrika erzählen. Foto: privat

Von Christine Schick

Man könnte sagen, Musik ist so international, dass es egal ist, in welchem Land ein Künstler auftritt. Bereiten Sie sich trotzdem in irgendeiner Weise auf Ihren Gig – ich glaube, es ist Ihr erster in Deutschland in den Städten Murrhardt und Oldenburg – vor?

Musik durchdringt jeden Aspekt menschlicher Erfahrung und überschreitet Grenzen bis in die Herzen der Menschen. Sie ist von Natur aus multikulturell und international. Eine echte Sprache des Universums. Ich glaube, dass das Publikum hier meine Musik genauso mit Freude aufnehmen wird wie das Publikum überall. Also freue ich mich wirklich auf diesen spirituellen Austausch, wenn ich die Bühne betrete. Ich bin bereits ein paarmal durch Deutschland gereist, aber es wird mein erster Besuch in Murrhardt und Oldenburg sein. Ich freue mich wahnsinnig auf den Auftritt und darauf, mit dem Publikum zu feiern, genauso wie auf die Begegnungen mit den Menschen in diesen Städten.

In Europa und Deutschland wird Afrika oft mit der Flüchtlingsthematik verbunden, will heißen, wir wissen oft wenig über Ihr Land (das ja wieder viele verschiedene Länder umfasst!) und haben den Eindruck, umgekehrt ist es teils auch so. Über was würden Sie gerne mit Ihren Gastgebern reden?

Das Flüchtlingsproblem ist das Ergebnis von Situationen, die daraus resultieren, dass die meisten dieser Länder in ihrer geopolitischen Lage destabilisiert wurden. Dies kombiniert mit lokalen wirtschaftlichen Problemen und schlechter Führung hat dazu geführt, dass Menschen ihre traditionellen Heimatländer verlassen haben, in der Hoffnung, an einem anderen Ort ein besseres Leben zu finden. Aber die Wahrheit ist, dass Afrika ein Ort mit reicher kultureller Tradition ist, ausgestattet mit riesigen natürlichen Ressourcen, wirtschaftlicher Vielfalt und atemberaubender Schönheit. Ein Kontinent, der die Welt auf unzählige Weise inspiriert hat und für viele Länder vom 16. Jahrhundert bis heute eine Quelle des Wohlstands ist. Mein Land Ghana ist ein glücklicher Ort, ebenso wie viele andere Teile des Kontinents trotz verschiedener Probleme. Jeder Kontinent hat seine eigenen Herausforderungen, genau wie der Kontinent Afrika, der aus vielen Nationen besteht. Man muss sich bewusst sein, dass die meisten der glücklichen Geschichten und großen Erfolge des Kontinents normalerweise nicht in die Schlagzeilen kommen, sondern nur die tragischen Geschichten über Flüchtlinge, Krankheiten und Kriege. Das heißt nicht, dass wir auf dem gesamten Kontinent keine Probleme haben. Meine Mission ist aber, diese Erzählung über Afrika durch die Kraft der Musik in eine ermutigende und zukunftsträchtige zu verwandeln.

Die Tatsache, dass es jemandem gelingt, mit Musik sein Geld zu verdienen, ist stark. Hier ist das schwer, in Ghana vermutlich auch. Wie haben Sie es geschafft?

Musiker zu sein, bedeutet, wie jeder künstlerische Beruf, vor der Herausforderung zu stehen, ein Modell zu entwickeln, wie man davon leben kann. Das ist in Deutschland genauso wie in Ghana oder anderswo. Musiker haben eine entscheidende Aufgabe, sie sind der kulturelle Herzschlag vieler Gemeinschaften. Deshalb sind einige von uns entschlossen, alle Prüfungen zu bestehen und Hürden zu überwinden. Dabei geht es darum, ein stetiges Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen Aspekten, kultureller Relevanz und der eigenen Kreativität herzustellen. Auf lange Sicht unterstützt die Musik diejenigen, die trotzdem weiterarbeiten und sich weiterentwickeln.

Einerseits ist Musik international, andererseits möchten Sie vermutlich als Unicef-Botschafter auch bestimmte Botschaften vermitteln. Wie verträgt sich das miteinander?

Meine Rolle als Goodwill-Botschafter der Vereinten Nationen für die Umwelt Afrikas steht im Einklang mit meinem Grundgedanken, eine Stimme zu sein, die das Bewusstsein für den Zustand der Erde schärft. Meine Hoffnung ist es, zu einem wachsenden Bewusstsein für den Schutz dieses schönen Planeten beizutragen. Es ist eine Botschaft, die sich in meiner Musik widerspiegelt, ob in Texten und Statements auf oder jenseits der Bühne, bei Sprecherrollen, der Arbeit außerhalb und darüber hinaus. Ich glaube, wenn die Musik darauf abzielt, das Gute in uns allen zu fördern, gewinnen wir alle am Ende. Meine Musik, mein Lebensstil und meine Botschaft sind im Einklang, egal wo ich gerade bin.

Gibt es aktuell bestimmte Themen und Stilrichtungen, an denen Sie musikalisch arbeiten?

Ich liebe alle Arten von Musik, also höre ich gerade alles, was im Radio, im Internet und überall dort, wo ich bin, passiert. Ich bin immer wieder begeistert von neuen musikalischen Bewegungen, die einen wesentlichen Bestandteil meiner charakteristischen Verbindung von Reggae und afrikanischer Musik bilden, die ich Afro Roots nenne. Die aktuelle Afrobeats-Bewegung in Afrika ist sehr stark und natürlich lasse ich mich auch überall von traditioneller und ethnischer Musik inspirieren. Ich bin auch sehr daran interessiert, weitere Kooperationen mit Künstlern aus verschiedenen Regionen der Welt auszukundschaften und noch tiefer in die gesellschaftspolitische Botschaft meiner Musik vorzudringen.

Was möchten Sie mit Ihrer Musik und Ihren Konzerten erreichen?

Ich möchte ein echtes Gefühl der Einheit durch den Austausch von musikalischen Erfahrungen erreichen, eine tiefe und wahre Verbindung zu den Menschen. Wir teilen diese Welt als Zweige desselben Baumes, sodass jeder musikalische Moment uns dem Teilen einer unvergesslichen Energie aus Freude, Feiern und Bildung näherbringen muss.

Liegt Ihnen sonst noch etwas am Herzen?

Ich bin fest davon überzeugt, dass dies die Zeit ist, in der Menschen auf der ganzen Welt die Kraft und Chance haben, positive Veränderungen zu erreichen und sich der ausbeuterischen und unkontrollierten Gier zu stellen, die den Planeten zerstört, die spaltende Rhetorik von Rassismus und Hass zu verringern, die im gegenwärtigen globalen Klima fruchtbare Böden gefunden hat, und schließlich das Wohl aller zum eigentlichen Ziel zu erheben.

Rocky Dawuni tritt heute, 19. Juli, beim Sommerpalast in Murrhardt auf. Sein Konzert ist mit „Beats of Zion“ überschrieben und beginnt um 20 Uhr. In seiner Musik verschmelzen Reggae, Afrobeats, Dubs, Hip-Hop sowie traditionelle Rhythmen. Weitere Infos: www.sommerpalast.de.

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Erstellt:
19. Juli 2019, 09:12 Uhr

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