„Musik im Park“ als Startbonbon

Im Kulturhaus Klosterhof, Sitz der Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land, ist wieder Leben eingekehrt. Schüler kommen zum Unterricht und es laufen Proben in überschaubarer Besetzung. Gekrönt wird der Beginn mit einem Konzert im Murrhardter Stadtgarten.

Die Paganinos bereiten sich bei einer Probe mit ihrer Lehrerin Alena Sonderegger im Kulturhaus Klosterhof auf ihren Auftritt vor. Foto: C.Schick

Die Paganinos bereiten sich bei einer Probe mit ihrer Lehrerin Alena Sonderegger im Kulturhaus Klosterhof auf ihren Auftritt vor. Foto: C.Schick

Von Christine Schick

MURRHARDT. Judith-Maria Matti, Leiterin der Musikschule Schwäbischer Wald/ Limpurger Land, könnte sich ans vergangene Jahr erinnert fühlen und doch ist auch alles anders. Wie 2020 stehen nun Kollegium und Schüler bereit, um die Reihe „Musik im Park“ am kommenden Sonntag mit einem Konzert im Julius-Söhnle-Pavillon zu eröffnen. Es ist die Zeit des jährlichen Sommerfests der Schule, bei der in Nicht-Corona-Zeiten neben einer Open-Air-Veranstaltung auch die Einladung ins Haus mit Instrumentenschnuppern und Informationsgesprächen verbunden wird. Letzteres muss zwar ausfallen, aber es war schnell klar, dass Lehrerteam und Lernende sehr gerne den Auftakt für den musikalischen Reigen im Stadtgarten übernehmen.

Der Hunger nach direkter Begegnung genauso wie Präsenzunterricht ist für sie deutlich zu spüren. „Die Schüler haben sich gefreut, wieder zum Unterricht zu kommen, standen mit leuchtenden Augen da“, sagt sie. „Und ich finde es genauso wunderbar, wieder in einem Haus zu arbeiten, in dem nicht Stille herrscht, sondern das klingt.“ Kleinere Ensembles von Streichern, Sängern, Gitarristen, Holz- und Blechbläsern sowie Schüler, die solo oder zu zweit auftreten, bereiten sich nun vor, um sich und das Erlernte der vergangenen Zeit auf der Bühne zu präsentieren. Die musikalische Arbeit fand lange wie auch in den Schulen ausschließlich digital statt.

Nach Ostern begann für alle nochmals eine harte Durchhaltebewährungsprobe, erzählt die Musikschulleiterin. „Das Musizieren braucht das gemeinsame Spiel in der Livesituation, digitale Plattformen kommen da an ihre Grenzen.“ Abgesehen von Problemen mit der Internetverbindung und Verzögerungen bei der Übermittlung hat Judith-Maria Matti die Erfahrung gemacht, dass die Videoplattformen beziehungsweise die Software den Klang der Instrumente teils beschneiden. „Wir haben trotzdem viel probiert, beispielsweise auch im Kammerorchester miteinander geprobt. Das sah dann so aus, dass nur Einzelne vorgespielt und alle anderen zugehört haben.“ Der Unterricht in Einzel- oder Zweierbesetzung habe gut funktioniert und das Kollegium konnte allen ein Angebot machen. Stolz ist Matti auch darauf, dass das Team für Eltern und Kinder im Elementarbereich regelmäßig Videobeiträge produziert hat. Und trotzdem wuchs die Angst, dass spätestens nach Ostern nicht mehr alle bei der Stange zu halten sein würden. „Die große Abmeldewelle ist aber ausgeblieben“, so Judith-Maria Matti. Ein paar Fälle habe es schon gegeben, in denen Einzelnen der digitale Unterricht zu dem der Schule einfach zu viel geworden sei, da habe man den Betroffenen eine Pause angeboten. „Das Problem ist allerdings, dass wir in dieser Zeit keine neuen Schüler gewinnen konnten.“

Alles in allem, sagt die Musikschulleiterin, sei man aber mit einem blauen Auge davongekommen. Mit dem allmählichen Wiederanlaufen des Präsenzunterrichts hieß es, vor dem Hintergrund unterschiedlicher Inzidenzen in den drei Landkreisen, in denen die Musikschule vertreten ist, nicht nur die verschiedenen Bedingungen und Regeln abzuklären, sondern sich teils auch auf Raumsuche zu begeben. Dabei spielte beispielsweise eine Rolle, dass die Schulen der Städte und Gemeinden, in denen meist auch der Musikschulunterricht stattfindet, noch keine außerschulischen Gäste beherbergen durften. Die Bürgermeister der Kommunen haben die Musikschule bei ihrer Suche nach Ausweichmöglichkeiten engagiert unterstützt, unterstreicht Judith-Maria Matti. Trotzdem war Flexibilität gefragt. Denn manchmal wurde ein kommunaler Raum zur Schnellteststation umfunktioniert, was bedeutete, wieder eine Alternative finden zu müssen.

Allmählich kehrt aber eine gewisse Normalität ein, die auch die Testung für die Lehrer – je nach Impfstatus – bedeutet (für die Kinder und Jugendlichen läuft das im Schulalltag mit). Hybridmodelle von Präsenz- und Digitalunterricht sind in der Musikschule kein Thema. Mit Ausnahme von Fällen, in denen Schüler in Quarantäne mussten oder bei denen künftig eine Krankheit Thema sein sollte, ist ein Umschwenken auf eine Videostunde für Matti keine Alternative. Kurze Wege zu den Standorten in den Kommunen seien gewährleistet und insofern bleibe der Präsenzunterricht das Ziel.

Ein großes Lob spricht die Musikschulleiterin ihrem Kollegium aus, das zusammengestanden sei und in puncto Digitalunterricht großes Engagement gezeigt habe. „In Krisenzeiten zeigt sich, ob man sich aufeinander verlassen kann.“ Der Blick auf das Erlebte hat ihr einerseits vor Augen geführt, was zu den Schätzen gehört wie beispielsweise ein gutes Netzwerk mit den Kooperationspartnern vor Ort, andererseits appelliert sie an die Solidarität im Großen. „Die Gemeinschaft bewährt sich ja in den Situationen, in denen Dinge anders laufen, als wir es uns wünschen. Das heißt, sie misst sich auch an der Frage, wie gut wir das aushalten und gemeinsam überstehen.“

Das Kammerorchester tritt im Juli auf

Die Reihe „Musik im Park“ am Julius-Söhnle-Pavillon im Murrhardter Stadtgarten geht nach dem vielversprechenden Start im vergangenen Jahr in ihre zweite Runde. Den Auftakt am Sonntag, 27. Juni, um 14 Uhr macht die Musikschule Schwäbischer Wald/ Limpurger Land mit einem Konzert. Zu hören sind Solisten und Ensembles, unter anderem auch mit Beiträgen, mit denen Schüler bei „Jugend musiziert“ angetreten sind. Nach und nach präsentieren sich rund 60 junge Menschen. Sollte sich das Wetter wider Erwarten als unbeständig und für das Konzert als problematisch entwickeln, wird es in die Festhalle verlegt. Für die Teilnahme gilt dann der Nachweis über Impfung, Genesung oder einen aktuellen Schnelltest.

Den Sommer über finden in unregelmäßigen Abständen weitere Konzerte im Stadtgarten statt. Interessierte Kulturfreunde können ohne Tests, aber dennoch konform der Coronaregeln unter Einhaltung der entsprechenden Abstands- und Hygienebedingungen musikalische Veranstaltungen an diesem wunderschönen Platz im oberen Stadtgarten genießen, so die Murrhardter Stadtverwaltung.

Bereits fest steht ein weiterer Termin, den das Murrhardter Kammerorchester im Stadtgarten bestreitet. Das Konzert des Ensembles ist für Freitag, 16. Juli, um 19.30 Uhr vorgesehen. Weitere Veranstaltungen beim Julius-Söhnle-Pavillon werden folgen.

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Erstellt:
24. Juni 2021, 06:00 Uhr

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