Musikschule bespielt den Söhnle-Pavillon

Beim Sommerfest geben sieben Ensembles zusammen ein Konzert – Es stehen rund 100 Musizierende auf der Bühne

Die Musikschule Schwäbischer Wald/ Limpurger Land verbindet zwei Anliegen in einem neuen Format: Zum einen hat sie sich vorgenommen, die Ensemblearbeit zu festigen und zu vertiefen, zum anderen gilt es auch immer, neue Formen der Präsentation zu finden, bei denen Brücken von der Musikschule zu Interessierten geschlagen werden können. Beim Sommerfest am kommenden Sonntag fließt beides zusammen.

Paganinos ist der Name des Streicher-Nachwuchsensembles unter dem Dach der Musikschule. Beim Sommerfest treten die Schüler mit dem Kammerorchester auf. Fotos: Musikschule

Paganinos ist der Name des Streicher-Nachwuchsensembles unter dem Dach der Musikschule. Beim Sommerfest treten die Schüler mit dem Kammerorchester auf. Fotos: Musikschule

Von Christine Schick

MURRHARDT. Als es darum ging, mögliche neue Konzepte zu entwickeln, hat sich Musikschulleiterin Judith-Maria Matti daran erinnert, dass Stadt und Gemeinderat immer wieder thematisiert haben, wie selten der Söhnle-Pavillon für Konzerte genutzt wird. Warum die Bühne mitten im Stadtgarten nicht einfach mit einem Auftritt verbinden? „Das ist für uns ja ganz in der Nähe“, sagt Judith-Maria Matti. Hinzu kam der Wunsch des Kollegiums, eine neue Form für den Tag der offenen Tür zu finden. Da es sowieso darum ging, die Ensemblearbeit weiter auszubauen, entstand die Idee für ein Sommerfest mit Open-Air-Konzert. „Es ist neben den Musicalaufführungen unser zweites großes Projekt“, beschreibt die Musikschulleiterin die Dimension. Das Kollegium hat sich mit seinen Schülern Anfang des Jahres an die Arbeit gemacht, Projektensembles zusammengestellt, Musikliteratur ausgewählt und mit den Kindern und Jugendlichen fleißig geprobt. „Das ist auch wegen unseres großen Einzugsgebiets eine Herausforderung“, sagt Matti. Lehrer müssen die Termine koordinieren, Eltern ihre Kinder teils zu den Proben fahren. Die liefen anfangs zunächst in noch kleineren Untergruppen, unter anderem haben sich die Schüler in Fornsbach getroffen, damit es beispielsweise Kinder aus Gaildorf nicht so weit haben.

Beim Konzert am Sonntag werden nun insgesamt sieben Ensembles mit Schülern aus dem gesamten Musikschulgebiet auftreten. Im Holzbläserensemble haben sich rund 20 Kinder und Jugendliche zusammengefunden und zeigen, was Querflöte, Klarinette, Oboe und Saxofon in solch einer großen Gruppe erzählen und transportieren können.

Gemeinsame Proben sind auch eine Begegnung der Generationen

Ebenso etwas Besonderes ist der Schulterschluss von erfahrenen Streichern und Nachwuchstalenten: Das Kammerorchester der Musikschule musiziert gemeinsam mit den Paganinos, den jungen Streichern. Sie bilden das Vororchester der Musikschule und haben nun Gelegenheit, mit den „Großen“ gemeinsam zu spielen. „Beim ersten Treffen haben Mitglieder des Kammerorchesters erzählt, wie sie damals angefangen haben. Als Rudolf Gerke gesagt hat, dass er seit 50 Jahren mit von der Partie ist, haben die Kinder große Augen bekommen“, erinnert sich Judith-Maria Matti und lächelt. „Nicht jeder kann Berufsmusiker werden. Aber so ist für die jungen Schüler klar geworden, dass einen die Musik ein Leben lang begleiten kann.“ Für die Musikschulleiterin ein zentraler Punkt, ermöglicht das Spielen eines Instruments doch so vieles – von Entspannung und Musizierfreude über die Beschäftigung mit Ästhetik bis hin zur sozialen Komponente beim Zusammenspiel in der Familie oder mit Freunden. Beim Auftritt von Kammerorchester und Paganinos werden die einzelnen Nachwuchsstreicher auch bewusst neben erfahrenen Orchestermitgliedern ihren Platz finden.

Beim Konzert stehen auch ein Blockflötenensemble, das vierstimmig spielt, sowie ein Vokalensemble mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen – etwa 20 Mitglieder – auf der Bühne. Zudem ist die Kunst der Percussion zu erleben: Ein Ensemble lässt beispielsweise Djembe und Drumset sprechen, gespannt sein darf man auch auf den Cub-Song (Becher-Lied). Eine Gruppe von zehn Trompetenschülern ist neben den Paganinos das zweite Ensemble, das bereits seinen festen Platz in der Musikschularbeit hat und das Konzert mit einer Reihe von Stücken bereichert.

Auch die ganz Kleinen von der musikalischen Früherziehung (Vier- bis Sechsjährige) haben ihren Auftritt und zeigen, wie Bewegung und Musik harmonieren – das Thema: Indianertänze.

Ans Open Air im Söhnle-Pavillon knüpft die Musikschule dann ein Band, um zum Gebäude im Klosterhof zurückzugeleiten, und zwar mit einer Klangstraße. Sie umfasst fünf Stationen, an denen in kleinen Gruppen musiziert wird. Zum Sommerfest gehört dann auch die Möglichkeit für interessierte Familien und Neueinsteigerkandidaten, sieben Instrumente kennenzulernen und auszuprobieren. Spiel- und Bastelangebote sowie Kaffee und Kuchen runden das Angebot in der Musikschule ab.

Bei den Vorbereitungen fürs Sommerfest wurde Judith-Maria Matti wieder einmal bewusst, wie engagiert das Kollegium ist und wie erfüllend sie ihre Arbeit erlebt. „Es ist einfach toll, die leuchtenden Augen der Eltern bei der Probe zu sehen.“ Spielen im Ensemble ist ihr wichtig, weil es für die Kinder ein besonderes emotionales und musikalisches Erlebnis bedeutet, wenn sie in einer Gruppe auftreten, sagt sie. „Neu ist für viele, dass ein Dirigent dazukommt, bei Auftritten in kleinerem Rahmen fällt das meist weg, da die Lehrer beim Konzert oft mitspielen.“ Trotz des nicht unerheblichen Aufwands erfreut sich Judith-Maria Matti an diesen Projekten – wird mit ihnen doch oft zwischen den Zeilen deutlich, dass die Schüler sich durch die Arbeit auch entwickeln. „Das transportiert sich auch nonverbal, man kann beobachten, dass ein Kind über sich hinauswächst.“

Das Trompetenensemble ist die zweite Gruppe, die im festen Verbund miteinander spielt – mit ihrem Lehrer Georg-Werner Hermann (rechts).

Das Trompetenensemble ist die zweite Gruppe, die im festen Verbund miteinander spielt – mit ihrem Lehrer Georg-Werner Hermann (rechts).

Info
Konzert und Angebote

Die Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land lädt am Sonntag, 30. Juni, zu ihrem Sommerfest ein. Herzstück ist das Open-Air-Konzert, bei dem sieben Ensembles im Söhnle-Pavillon im Murrhardter Stadtgarten mitwirken. Beginn ist um 14 Uhr. Im Anschluss an das Konzert, das etwa eineinviertel Stunden dauert, geht es in den Musikschulräumen (Kulturhaus Klosterhof) weiter. Der Weg wird ebenfalls musikalisch begleitet von Kleingruppen, die eine Klangstraße dorthin bilden. Vor Ort haben Interessierte die Möglichkeit, einzelne Instrumente kennenzulernen und mit den Lehrern ins Gespräch zu kommen.

Instrumente-Schnuppern: Im ersten Stock können Klavier (15.45 bis 16.15 Uhr), Gitarre (16.15 bis 16.45 Uhr), Violine/Cello (16.45 bis 17.15 Uhr) und im zweiten Stock Querflöte (15.45 bis 16.15 Uhr), Oboe (16.15 bis 16.45 Uhr) sowie Trompete (16.45 bis 17.15 Uhr) getestet werden.

Bei schlechtem Wetter findet das Konzert im Heinrich-von-Zügel-Saal (Stadtbücherei) statt.

Rund 40 Lehrkräfte unterrichten über 1500 Schüler in Fichtenberg, Gaildorf, Gschwend, Murrhardt, Oberrot, Ruppertshofen und Sulzbach an der Murr.

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Erstellt:
27. Juni 2019, 06:00 Uhr

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