Mord an Regisseur Rob Reiner
Nachtreten im Nachruf: US-Präsident verhöhnt Opfer
Donald Trump macht für den Mord an Rob Reiner und dessen Frau Michele ein „Trump-Wahnsyndrom“ des Regisseurs verantwortlich.
© Jose Luis Magana
Die Reaktion von US-Präsident Donald Trump auf den Tod von Rob Reiner löst Empörung aus.
Von Thomas Spang
Empörung mischt sich mit dem Schock über den Tod des beliebten Power-Paars von Hollywood. Während Angehörige, Freunde, Nachbarn und Fans versuchen, die unbegreifliche Bluttat zu verstehen, verhöhnt Donald Trump die Opfer. Nur Stunden nach Bekanntwerden der Morde verschickte der Präsident auf seinem hauseigenen Netz eine Botschaft, die selbst für seine Verhältnisse einen neuen Tiefpunkt markiert. Reiner sei gestorben „angeblich aufgrund der Wut, die er bei anderen durch seine massive, unnachgiebige und unheilbare Erkrankung an einer geistig lähmenden Krankheit namens Trump-Wahnsyndrom ausgelöst hat“. Reiners angebliche „rasende Besessenheit“ und „offensichtliche Paranoia“ stünden im Kontrast zu den Leistungen seiner Regierung.
Ein Nachruf, der gegen einen Regisseur, Schauspieler und Produzenten nachtritt, der es zu Lebzeiten gewagt hatte, Trump zu kritisieren. Rache an einem großen Unterstützer der Demokraten und liberaler Anliegen, der sich nicht mehr wehren kann. Und nach Ansicht von Analysten bizarr, selbst für die niedrigen Standards des Präsidenten. Zumal es nach Angaben der Ermittler keinerlei politische Motive für den Mord gibt. Alles deutet auf ein familiäres Motiv hin.
Tochter fand ihre ermordeten Eltern
Am Sonntagnachmittag gegen 15.30 Uhr machte Tochter Romy eine grauenhafte Entdeckung. Die junge Frau fand ihre Eltern mit aufgeschlitzten Kehlen. Der Tatverdacht richtete sich sofort gegen ihren Bruder Nick. Die Polizei nahm den 32-Jährigen fest. Er sitzt nun in Untersuchungshaft und soll wegen Mordes angeklagt werden. Mehrere Medien berichten von einem öffentlichen Streit zwischen dem Ehepaar Reiner und dessen Sohn am Vorabend der Tat. Schauplatz war die Weihnachtsparty von Late-Night-Satiriker Conan O’Brien. Mehrere Gäste beobachteten, wie Rob Reiner seinen Sohn anschrie und ihm „inakzeptabeles Verhalten“ vorhielt. Michele Reiner schüttete derweil gegenüber anderen Gästen ihr Herz aus. Nick nehme immer noch Drogen und habe psychische Probleme, was sie sehr belaste. „Wir haben alles probiert“, klagte sie.
Nick Reiner durchlief nach eigenen Angaben seit er 15 Jahre alt war etwa 18 Entzugsversuche – wegen Heroin, Kokain, Alkohol. Der Film „Being Charlie“ verarbeitete dieses schwierige Kapitel teilweise. Nick hatte das Drehbuch während eines Reha-Aufenthalts gemeinsam mit einem Mitpatienten zu Papier gebracht. Rob Reiner führte Regie bei dem halbautobiografischen Film über einen drogenabhängigen Teenager und dessen zerrütteten Verhältnis zu seinem Vater.
Weltweite Anteilnahme am Schicksal des Regisseurs und seiner Frau
Der jüngste Streit, der zu dem mutmaßlichen Mord beigetragen haben könnte, löst weltweit Anteilnahme am Schicksal des Regisseurs berühmter Filme wie „Harry und Sally“ aus. Nicht so beim US-Präsidenten, der das Geschehen sogleich auf sich bezog. Anders als sonst üblich, schienen sich in diesem Fall die Größen der MAGA-Welt für Trump zu schämen.
Die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene schrieb auf X, es gehe nicht um Politik. Viele Familien litten unter der Drogensucht und psychischen Problemen eines Angehörigen. Parteikollege Thomas Massie sagte: „Dies ist ein unangemessener und respektloser Umgang mit einem Mann, der gerade brutal ermordet wurde.“
Worte, die wie ein Vermächtnis von Rob Reiner klingen
Nach dem Mord an Charlie Kirk hatte das Weiße Haus jede Kritik an dem Rechtsaußen zum würdelosen Sakrileg erklärt. „Haben Sie keine Scham?“, machte „The View“-Moderatorin Whoopi Goldberg auf den Widerspruch aufmerksam. Ausgerechnet die Organisation, die Kirk gegründet hatte, verlieh dem ermordeten Reiner eine Stimme. Turning Point USA postete einen Clip, in dem sich der Regisseur nach Kirks Tod von jeglicher Gewalt distanziert hatte. „So etwas sollte niemandem passieren“, erklärte Reiner seinerzeit. „Es ist mir egal, welche politischen Überzeugungen jemand hat. Das ist keine Lösung, um Probleme zu lösen.“ Worte, die wie ein Vermächtnis klingen. Und sich von denen eines Präsidenten abheben, der selbst vor dem Tod keinen Respekt kennt.
