Nahtloser Übergang für Benedikt Röcker

Aus dem Fautenhau ins Frankenland: Wenn Fußball-Oberligist SG Sonnenhof Großaspach morgen um 14 Uhr den 1. Göppinger SV empfängt, fehlt der bisherige Sportliche Leiter. Der 33-jährige Schwabe ist seit gestern der neue Teammanager des Zweitligisten Spvgg Greuther Fürth.

SG-Sportvorstand Michael Ferber bedankt sich vor dem Duell mit Villingen bei Benedikt Röcker (links) für dessen Arbeit. Foto: Tobias Sellmaier

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SG-Sportvorstand Michael Ferber bedankt sich vor dem Duell mit Villingen bei Benedikt Röcker (links) für dessen Arbeit. Foto: Tobias Sellmaier

Von Steffen Grün

Benedikt Röcker saß am vergangenen Mittwoch während des Spiels bei der TSG Backnang dort, wo er bei den Partien der SG Sonnenhof Großaspach seit Anfang 2022 immer gesessen hatte: Auf der Bank, an der Seite des Trainers. Anfangs war das Hans-Jürgen Boysen, danach Evangelos Sbonias und zuletzt Pascal Reinhardt. Wer aber am morgigen Sonntag beim Heimspiel gegen Göppingen nach ihm Ausschau hält, wird ihn nicht finden. Für den bisherigen Sportlichen Leiter war der 2:1-Sieg im Nachbarschaftsduell der perfekte Abschluss seiner Amtszeit, nur zwei Tage später fing er gestern als Teammanager bei der Spvgg Greuther Fürth an. So wie es die beiden Vereine bereits im Juli offiziell verkündet hatten (wir berichteten).

Das bedeutet, dass Benedikt Röcker morgen anstatt in der Arena im Fautenhau im Sportpark Ronhof sitzt. Eine halbe Stunde vor der Oberliga-Partie in Großaspach pfeift der Unparteiische dort die Zweitliga-Begegnung gegen Hannover an, eine ganze Weile geht es demnach zeitgleich zur Sache. „Mit Sicherheit“ werde er bei aller Konzentration auf die neue Aufgabe im Auge behalten, wie sich sein alter Klub schlägt: „Ich schaue auf alle Fälle immer wieder in den Fupa-Liveticker rein.“ Wie es für die Mannschaft läuft, um die er sich fortan zu kümmern hat, wird der 33-Jährige ausnahmsweise noch von der Tribüne aus beobachten. Nach der Länderspielpause und damit ab dem prestigeträchtigen Derby beim 1. FC Nürnberg am Freitag, 15. September, nimmt Benedikt Röcker aber auch bei der Spvgg auf der Bank Platz.

Sein Nebensitzer wird ein alter Bekannter sein: Unter Fürths Coach Alexander Zorniger spielte der Ex-Profi erst in der Hinserie der Saison 2010/2011 in Großaspach und später dann fast drei Jahre in Kopenhagen. Eine lange Zeit, in der die beiden Schwaben ein enges Verhältnis entwickelten, das beim jetzigen Wechsel durchaus eine Rolle spielte. Wie auch die Tatsache, dass Röcker weitere Verantwortliche beim Kleeblatt, wie die Fans die Spvgg nennen, aus seiner dortigen Spielerzeit von Januar 2014 bis Juni 2016 bestens kennt. Noch wichtiger war aber das Stellenprofil, das ihm offeriert wurde: „Ich bin für die Organisation der Mannschaft im Tagesgeschäft zuständig und nahe an ihr sowie am Trainerteam dran, um meine Fußball-Expertise einbringen zu können.“

Die Chance im Profibereich kommt für Benedikt Röcker schneller als erwartet

Anders als beim Sonnenhof steht er damit zwar nicht in vorderster Front, sondern in der zweiten Reihe hinter Sportgeschäftsführer Rachid Azzouzi, doch „ich bin froh und dankbar über die Chance, im Profigeschäft Fuß zu fassen“. Das auch als Funktionär zu schaffen, war Benedikt Röckers klares Ziel. Er hatte aber selbst nicht zu hoffen gewagt, dass es so schnell geht. Nur gut zwei Jahre ist es her, dass er nach dem verletzungsbedingten Ende seiner Spielerkarriere, die in Löchgau angefangen und ihn über Großaspach, den VfB Stuttgart, Fürth und Kopenhagen zum Abschluss nach Wiesbaden geführt hatte, zur SG zurückgekehrt war. Und zwar im Zusammenhang mit dem Traineeprogramm, dass er bei seiner eng mit dem Verein verbundenen Berateragentur Fair-sport absolvierte. In der Winterpause der Saison 2021/2022 stieg Benedikt Röcker als Nachfolger von Ioannis Koukoutrigas richtig ein. Offizieller Titel: „Leiter Sport und Organisation“. Tatsächlich hatte er sämtliche Befugnisse eines Sportlichen Leiters.

Er bastelte nach dem bitteren Abstieg in die Oberliga nur sechs Monate nach seinem Amtsantritt gemeinsam mit Sportvorstand Michael Ferber und dem nach der Bruchlandung verpflichteten Trainer Evangelos Sbonias ein runderneuertes Team zusammen. Wichtig waren dem Trio lauter „Jungs mit Charakter, Mentalität und Identifikation“, erläutert Benedikt Röcker das Erfolgsrezept, das in der Vorsaison beinahe für die sofortige Regionalliga-Rückkehr gereicht hätte. In der Punkterunde hatten nur die noch stärkeren Stuttgarter Kickers etwas dagegen, in der Relegation gegen die TuS Koblenz war auch viel Pech dabei. Ein zweiter Anlauf ist nötig, für den mit einigen gezielten Transfers in der am gestrigen Freitag abgelaufenen Wechselperiode und mit der Wahl von Pascal Reinhardt als Nachfolger von Evangelos Sbonias offenbar vielversprechende Voraussetzungen geschaffen wurden.

Für diese Einschätzung spricht der Start in die Runde mit der makellosen Bilanz von 15 Punkten aus fünf Partien. „So wie die Mannschaft bislang spielt, war es nicht mehr zwingend nötig, weitere Verstärkungen zu holen“, begründet Röcker den Fakt, dass anders als zwischenzeitlich angedacht an seinen letzten Tagen bei der SG Sonnenhof auch kein Innenverteidiger mehr kam: „Ich bin sehr zufrieden mit dem Kader. Die Mannschaft ist optimal gerüstet, um das gesetzte Ziel zu erreichen.“ Dass es der Aufstieg sein soll, ist kein Geheimnis und nach Platz zwei in der Vorsaison sowie ohne die vorausgeeilten Kickers auch nur logisch. Ein Selbstläufer sei es trotz allem nicht, warnt der bisherige Sportliche Leiter und verweist auf die Konkurrenz aus Villingen, Göppingen und Pforzheim. Er werde die Entwicklung aus der Ferne aufmerksam verfolgen und immer die Daumen drücken, denn „als SG-Fan freue ich mich genauso über Siege und einen möglichen Aufstieg wie in meiner bisherigen Rolle“. Durchaus denkbar ist es auch, dass Benedikt Röcker des Öfteren im Fautenhau vorbeischaut, wenn es Fürths Spielplan zulässt. Rund 200 Kilometer liegen zwischen den beiden Spielstätten, das ist kein allzu großes Hindernis. Das Gleiche gilt für Besuche bei der Familie in Löchgau.

Sein Hauptaugenmerk liegt aber darauf, sich beim Zweitligisten schnell wieder zurechtzufinden. „Ich muss erst einmal alles aufsaugen“, betont der neue Teammanager der Spvgg Greuther Fürth, der bereits gestern an seinem ersten Arbeitstag von einem Termin zur nächsten Runde eilte und viele Gespräche führte: „Danach will ich meinen Teil zu einer erfolgreichen Saison beitragen.“ Nach vier Partien sind vier Punkte auf dem Konto, da ist noch Luft nach oben. Benedikt Röcker ist aber zuversichtlich, denn es sei „eine junge Mannschaft mit viel Entwicklungspotenzial“. Davon wird er sich morgen auf der Tribüne und alsbald aus nächster Nähe auf der Bank überzeugen.

So geht es in Großaspach weiter

Interimslösung Die Hauptarbeit des Sportlichen Leiters ist mit Schließung des Transferfensters im Sommer erledigt. Das war auch der Grund, warum Benedikt Röckers Vertrag in Großaspach erst zum 31. August aufgelöst wurde. Die Aufgaben im Tagesgeschäft übernehmen vorerst SG-Trainer Pascal Reinhardt und Sportvorstand Michael Ferber, zudem steht Ex-Sportchef Ioannis Koukoutrigas weiter als Ratgeber parat.

Nachfolgersuche „Wir wollen die Position wieder besetzen“, betont Michael Ferber, „aber unter Druck stehen wir überhaupt nicht.“ Es gehe nicht um die schnellste, sondern um die bestmögliche Wahl. „Wir machen etwas, wenn wir von einer Lösung überzeugt sind.“ Ein Ex-Spieler wie Benedikt Röcker sei abermals denkbar, eine interne Nachfolge aber auch nicht ausgeschlossen.

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Erstellt:
2. September 2023, 06:00 Uhr

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