Neuer Schatz an Nägele-Radierungen

Anlässlich des 50. Todestages von Reinhold Nägele plant die Stadt Murrhardt einen Kunstband, der sich mit dem grafischen Werk des Künstlers befasst. Der Freundeskreis hat knapp 40 noch nicht erfasste Exemplare zusammengetragen und wird sich mit der Stadt weiter umtun.

Eine Reihe von Reinhold Nägeles Radierungen waren in der städtischen Kunstsammlung schon zu sehen, so wie diese „Seiltänzer-Arena“, Murrhardt. Nun soll der Schatz weiterer grafischer Werke gehoben und in einem Kunstband vorgestellt werden. Archivfoto: Jörg Fiedler

© Jörg Fiedler

Eine Reihe von Reinhold Nägeles Radierungen waren in der städtischen Kunstsammlung schon zu sehen, so wie diese „Seiltänzer-Arena“, Murrhardt. Nun soll der Schatz weiterer grafischer Werke gehoben und in einem Kunstband vorgestellt werden. Archivfoto: Jörg Fiedler

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Das grafische Werk des Murrhardter Kunstmalers und Ehrenbürgers Reinhold Nägele, das inzwischen auch zahlreiche neu entdeckte Radierungen umfasst, soll in einem neuen Verzeichnis dokumentiert werden. Zudem werde eine Sonderausstellung im Frühjahr 2023 „zur Schärfung des Profils der städtischen Kunstsammlung beitragen“, verdeutlichte Bürgermeister Armin Mößner in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Die aktuellen Planungen stellte Kulturamtsleiter Uwe Matti vor: Vertreter des Nägele-Freundeskreises informierten die Stadt über fast 40 neu entdeckte grafische Werke von Reinhold Nägele, die noch nicht erfasst und nirgends veröffentlicht seien. Momentan suchten Freundeskreis und Kulturamt noch weitere bislang unbekannte Werke. Da dies „eine große Chance“ für die Walterichstadt sei, erachte es die Stadtverwaltung als sinnvoll, dazu eine Dokumentation in Buchform zu erstellen. Sie soll im November 2022 veröffentlicht werden, einen Fachartikel der renommierten Kunsthistorikerin Carolin Wurzbacher sowie Grußworte des Bürgermeisters und von Reinhold Nägeles Sohn Thomas F. Naegele enthalten.

Neben dem Kunstband ist auch eine Sonderausstellung im Jahr 2023 geplant

Wurzbacher leiste die dafür erforderliche Recherche- und Forschungsarbeit und springe in die Bresche für die erkrankte Gabriele Rösch, Kuratorin der städtischen Kunstsammlung, erläuterte Uwe Matti. Geplant sind auch ein Fachartikel eines renommierten Nägele-Kenners, eine Werkschau, ein Werkverzeichnis, ein Literaturverzeichnis sowie eine Biografie Reinhold Nägeles. Die Erstellung des Buches beinhaltet folglich umfangreiche Arbeiten für die Kunsthistorikerin, einen Fachfotografen, der die Werke aufnimmt, sowie für weitere Personen, welche die Veröffentlichung mit Fachtexten begleiten. Die Stadt werde das Buch „als Kunstband in hoher Qualität in Kooperation mit einem renommierten Verlag“ herausgeben.

Die neu entdeckten Werke sollen auch die Grundlage für die Jahres- und Sonderausstellung bilden, deren Eröffnung am Palmsonntag 2023 in der städtischen Kunstsammlung geplant ist. Mit dieser Kombination aus Buch und Ausstellung stelle die Walterichstadt ihre Bedeutung als „Nägele-Stadt“ heraus, und der Nägele-Freundeskreis wolle diese besondere Stellung hervorheben und stärken. Von dessen Sprecher Heinz Scheib liege dazu eine Zusage vor, das Projekt finanziell zu unterstützen. Dies schließe „eine bisher aus Mangel an entsprechenden Forschungen noch nicht erkannte Lücke“, betonte Matti.

Zudem gebe es bereits Zusagen für die Überlassung von Manuskripten. „Das neue Buch soll das künftige Standardwerk für die Radierungen von Reinhold Nägele werden“, unterstrich der Kulturamtsleiter. Die Gesamtkosten betragen etwa 54000 Euro, der Nägele-Freundeskreis und weitere Sponsoren finanzieren einen Betrag von 44000 Euro, womit für die Stadt als Herausgeberin ein Eigenanteil von 10000 Euro verbleibt.

Im Haushaltsplan der Stadt für 2022 waren für das Projekt noch keine Mittel vorgesehen, da es bei dessen Aufstellung noch nicht bekannt war. Nun soll dafür der im Finanzhaushalt vorgesehene Betrag für Reparatur- und Restaurierungsarbeiten an Kunstwerken verwendet werden. Geschlossen begrüßten die Stadträte das Vorhaben. „Wir sind glücklich, dass wir so eine Persönlichkeit in Murrhardt hatten“ und der Nägele-Freundeskreis den Großteil der Kosten zuschieße, fand UL-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Hess. Die der Stadt verbleibenden 10000 Euro „sind gut angelegtes Geld“.

Das Projekt von Stadt und Freundeskreis findet sicher Nachfrage, so Uwe Matti

Um Synergieeffekte zu nutzen und die Kosten zu reduzieren, schlug Hartmann Widmaier (MDAL/Die Grünen) vor, die Stadtverwaltung sollte auf andere Städte mit Bezug zu Reinhold Nägele zugehen und sie in das Projekt mit einbinden. „Natürlich arbeiten wir mit den anderen Städten zusammen, aber das ist ein Murrhardter Buch, das die Stadt zu Ehren von Reinhold Nägele herausgibt.“ Der Nägele-Freundeskreis sei landesweit aktiv und im Land bestehe großes Interesse an Nägeles Werk, daher finde das Buch entsprechende Nachfrage, versicherte Matti.

CDU/FWV-Fraktionsvorsitzender Andreas Winkle kritisierte, dass der Betrag nicht im Haushalt eingeplant war, denn Nägeles 50. Todestag sei ja lange bekannt gewesen. „Erst nach der Aufstellung des Haushalts kam der Nägele-Freundeskreis auf die Stadt zu, auch hat man die bisher unbekannten Werke erst vor Kurzem gefunden“, erwiderte der Rathauschef. „Die Reinhold-Nägele-Gedächtnisausstellung war schon seit Jahren geplant“, stellte Uwe Matti dagegen klar.

Schließlich votierte der Gemeinderat unisono für das Konzept und den Finanzierungsplan zur Dokumentation des grafischen Werks und die Sonderausstellung in der städtischen Kunstsammlung im Frühjahr 2023 anlässlich des 50. Todestages von Reinhold Nägele.

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Erstellt:
18. Mai 2022, 06:00 Uhr

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