Geo-Engineering
Notfalls die Sonne abdunkeln?
Seit Jahren gibt es Debatten um sogenanntes Geo-Engineering, bei dem Menschen in das Klima eingreifen. Doch viele Forscher halten das für gefährlich.
© dpa/AP/Emilio Morenatti
Die globale Erderwärmung nimmt zu. Ein Start-Up verspricht, sie aufzuhalten – mit einer umstrittenen Technologie.
Von Rebekka Wiese
Es war ein bemerkenswerter Artikel mit einem sehr langen Titel, der kürzlich im US-amerikanischen Magazin Politico erschien: „Der seltsame und völlig reale Plan, die Sonne zu verdunkeln und die globale Erwärmung umzukehren“, lässt er sich übersetzen. Die Autoren berichten darin über Stardust, ein Start-Up aus Israel, das behauptet, genau diesen Plan umsetzen zu können. Es will reflektierende Partikel in der Stratosphäre verteilen, um so einen Teil des Sonnenlichts zu absorbieren.
Die Idee ist nicht neu. Über sogenanntes Geo-Engineering wird schon lange diskutiert. Doch aktuell gibt es neue Bewegung. In den USA und in Großbritannien gibt es größere Forschungsprojekte an Universitäten. Und der erwähnte Bericht zeigt: Es geht auch um viel Geld. 75 Millionen US-Dollar soll Stardust von Investoren eingesammelt haben.
Experte warnt: „Man kann nie genau wissen, was passiert“
„Es gibt immer mehr Forschung, die sich explizit mit Geo-Engineering beschäftigt.“, sagt Stefan Schäfer. Er ist Politikwissenschaftler am Helmholtz-Zentrum Potsdam, zuständig für die Themen Planetare Geopolitik und Geo-Engineering. Schäfer verfolgt die Debatte schon lange – und er ist besorgt. „Die Technologie einzusetzen, wäre ingenieurstechnisch nicht schwierig“, sagt er. „Aber man kann nie genau wissen, was passiert, wenn man so einen Versuch wirklich wagt.“ Das Problem: „Man kann ja keine Experimente im globalen Maßstab machen.“
Was passiert, wenn etwas schiefgeht? Wenn es zu Sturzregen oder zu Dürren kommt, die ganze Weltregionen kollabieren lassen? „Ich halte die Risiken für so unkalkulierbar, dass ich es für problematisch halten würde, sie einzugehen“, sagt Schäfer. Er ist mit seiner Skepsis nicht allein. Eine Umfrage der „Süddeutschen Zeitung“ unter Klimaforschern zeigte kürzlich, dass eine deutliche Mehrheit von ihnen den Einsatz von Geo-Engineering ablehnt.
Befürworter verweisen hingegen darauf, dass es vielleicht die letzte Option ist, die Klimakrise noch aufzuhalten. Das hält Schäfer für falsch. Er sagt: „Technische Lösungen sind immer auch der Versuch, Forderungen nach einer tiefergreifenden Verantwortungsübernahme für die lange Geschichte globaler Ungleichheit zu entgehen, die mit der Klimakrise einhergehen.“
