Neuer Kombi-Impfstoff

Nur noch ein Pieks gegen Grippe und Corona

Eine aktuelle Studie bescheinigt einem kombinierten Impfstoff gegen Influenza und Corona eine gute Wirkung. Experten erhoffen sich davon höhere Impfquoten.

Bislang wird getrennt gegen Grippe und Corona geimpft.

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Bislang wird getrennt gegen Grippe und Corona geimpft.

Von Werner Ludwig

Für alle Menschen ab 60 sowie für Risikogruppen und medizinisches Personal empfiehlt die Ständige Impfkommission Stiko eine jährliche Impfung gegen die Virusgrippe sowie eine Auffrischung des Corona-Impfschutzes. Bislang sind dafür zwei getrennte Impfdosen erforderlich, die in der Regel im Herbst verabreicht werden. Grundsätzlich ist es möglich, beide Injektionen bei einem Termin vorzunehmen. Diese Möglichkeit wird aber nur von einem Teil der Impfwilligen genutzt.

Ein Impfstoff, bei dem es nur einen Piks braucht, könnte den Anteil der Menschen erhöhen, die sich gegen beide Viruserkrankungen immunisieren lassen wollen, hoffen Experten wie Carsten Watzl, der am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund den Forschungsbereich Immunologie leitet. Laut dem Robert Koch Institut (RKI) wurden in der Saison 2023/24 rund 38 Prozent der über 60-Jährigen gegen Influenza geimpft. Nur 16 Prozent erhielten eine Corona-Auffrischungsimpfung.

Stärkere Immunreaktion

Mehrere Hersteller arbeiten an Kombinationsimpfstoffen gegen beide Viruskrankheiten. Der US-Konzern Moderna hat jetzt die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, in der ein solches Vakzin mit zwei getrennten Impfungen verglichen wurde. Dabei führte der Kombi-Impfstoff auf Basis der mRNA-Technik zu etwas stärkeren Immunreaktionen als die bisher verfügbaren Grippe- und Corona-Impfstoffe. Als Kriterium diente dabei die Menge der produzierten Antikörper.

Die tatsächliche Schutzwirkung für die Probanden wurde nicht ermittelt, Watzl geht aber davon aus, dass auch sie etwas über dem mit Einzelimpfungen erreichbaren Niveau liegt. Infektionen mit Grippe- oder Coronaviren lassen sich durch Impfungen nicht generell verhindern. Bisherige Studien haben aber gezeigt, dass geimpfte Personen in der Regel besser vor schweren Krankheitsverläufen geschützt sind als Ungeimpfte.

Impfreaktionen wie Kopfweh, Müdigkeit oder Schmerzen an der Einstichstelle traten den Angaben zufolge beim Kombi-Impfstoff von Moderna in ähnlicher Häufigkeit und Intensität auf wie bei zwei separaten Impfungen. Schwere Komplikationen wurden demnach nicht beobachtet. An der Phase-III-Studie – das ist die Stufe, die zeitlich am nächsten an der Zulassung eines Wirkstoffs liegt – hatten insgesamt 8000 Personen teilgenommen, die mindestens 50 Jahre alt waren.

Regelmäßige Anpassung nötig

Da sich Grippe- und Coronaviren beständig verändern, müsste auch ein Kombi-Impfstoff zu jeder Impfsaison an die aktuell kursierenden Stämme angepasst werden. Mit der mRNA-Technik sei dies aber recht einfach und auch schneller möglich als bei den traditionellen Grippeimpfstoffen, so Watzl. Trotz der vielversprechenden Studienergebnisse von Moderna ist der Immunologe skeptisch, ob in Deutschland bereits in diesem Herbst ein zugelassener und von der Stiko empfohlener Kombi-Impfstoff gegen Influenza und Grippe zur Verfügung stehen wird. Aber in Zukunft werde für beide Impfungen wohl nur noch ein Pieks nötig sein.

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Erstellt:
7. Mai 2025, 17:08 Uhr

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