Obermühlenweg trifft Wohngemeinschaft

Heinrich Dyckmans schenkt therapeutischer Einrichtung der Erlacher Höhe Bilder des Murrhardter Zyklus

Heinrich Dyckmans gibt eine kleine Einführung – hier bei seinem Bild „Unterführung I“. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Heinrich Dyckmans gibt eine kleine Einführung – hier bei seinem Bild „Unterführung I“. Foto: J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT. Auf dem Areal der Erlacher Höhe in Murrhardt, auf dem Menschen in therapeutischer Wohngemeinschaft leben und betreut werden, tut sich einiges. Der vor einiger Zeit in Angriff genommene Neubau (wir berichteten) mit charakteristisch roten Fassadenplatten ist fast fertiggestellt. Mittlerweile sind auch schon einige Bewohner eingezogen, etwa 50 Prozent der Zimmer belegt, wie Betreuer und Sozialpädagoge Willi Walter berichtet.

Auch Heinrich Dyckmans hat das Projekt auf dem Areal mit einem weiteren großen Backsteinbau und der alten Soehnle-Villa, die das diakonische Werk beide nun nach und nach sanieren wird, beobachtet. Und so kam der Murrhardter Architekt und Maler auf die Idee, der Erlacher Höhe beziehungsweise den künftigen Bewohnern des Neubaus einige seiner Bilder anzubieten.

„Ich produziere mehr, als ich weitergeben kann, und Bilder leben natürlich davon, betrachtet zu werden. Sie brauchen Öffentlichkeit“, sagt er. Die Erlacher Höhe nahm das Angebot dankend an, und mittlerweile finden sich jeweils drei Exemplare aus dem Zyklus „Winterlicher Obermühlenweg“ in den Gemeinschaftsräumen (Küche und Esszimmer) der beiden Neubaustockwerke. Bei einem kleinen Rundgang mit Wolfgang Sartorius, Vorstand der Erlacher Höhe, Karl Kühner, Abteilungsleiter für Sozialtherapie, Carmen Knotz und Willi Walter ging Heinrich Dyckmans auf Aspekte seiner Motivauswahl ein. „Der Zyklus ist eine Hommage an den Obermühlenweg“, sagte er.

Dieser führt nicht nur durch die idyllischen Ecken Murrhardts, zieht sich entlang von Bahnstrecke und Murr bis zum Murrhardter Teilort Alm und kommt auch an so manchem Industriebau, Trafo- oder auch in die Jahre gekommenen Gartenhäuschen vorbei, an dem sich der eine oder andere Graffitisprayer verewigt hat. Eine Reihe dieser realen Elemente findet sich auch in den Bildern wieder. Die Szenen sind im Winter eingefangen, „wenn die Natur erstarrt“.

Die Bild-in-Bild-Technik, wie Heinrich Dyckmans sie beschreibt, setzt viele spannende Details miteinander in Beziehung – so gut wie immer mit einem Murrhardter Bezug, mal historisch, mal aktuell. Angefangen von Kinderfahrkarten und Zugtickets aus den 1960er-Jahren, über Dampflok bis hin zu Spielplatzszenerie sowie Unterführung und Blick auf die Murr (ehemalige Badestelle für Kinder). Auch Elemente aus der Natur wie ein von Ameisen halb verspeister Apfel, vereiste Zweige oder ein verlassenes Bienennest bereichern die Collage-Landschaften, die der Murrhardter mit Acrylfarben erschafft. „Ich möchte schon, dass man sich in die Bilder vertieft, an den Details hängen bleibt“, sagt Dyckmans. Damit will er auch einen Kontrapunkt zu einer Zeit setzen, die von einer Bilderflut gekennzeichnet ist und in der die Wahrnehmungszeit oft nur wenige Sekunden pro Bild einnimmt.

Zu entdecken gibt es für die (künftigen) Bewohner in den Bildern Dyckmans auf jeden Fall eine Menge, wobei Willi Walter als Murrhardter auch den einen oder anderen Tipp abgeben kann, wie Wolfgang Sartorius mit einem Lächeln anmerkte.

Zum Artikel

Erstellt:
22. März 2019, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Murrhardt und Umgebung

Klangreise in die Antike mit römischem Blasinstrument

Höhepunkt der Gesprächskonzertpremiere „Der klingende Limes“ ist die Welturaufführung eines Werks für das römische Blasinstrument Cornu und ein Blechbläserquartett von Kurt Enßle im Murrhardter Heinrich-von-Zügel-Saal.

Murrhardt und Umgebung

Die Wärmeversorgung wird aufgestockt

Die Stadtwerke Murrhardt erhalten dieses Jahr zwei neue Blockheizkraftwerke für ihre beiden Heizzentralen, 2026 ein weiteres für die Weststadt.

Murrhardt und Umgebung

Auf der Suche nach dem Oldtimervirus

Faszination Oldtimer (6) Was macht den Reiz an historischen Fahrzeugen aus? Christoph Zender will der Frage auf den Grund gehen: ein Erfahrungsbericht von seiner Teilnahme an der Munero-Mopedrallye quer durch den Schwäbisch-Fränkischen Wald.