Skilanglauf-Olympiasiegerin
Olympia-Aus nach Dopingtest – Carl vor ungewisser Zukunft
Victoria Carl hat Gewissheit, die Olympiasiegerin verpasst nach ihrem positiven Dopingtest die Winterspiele. Was heißt das für die Karriere?
© Hendrik Schmidt/dpa/Hendrik Schmidt
Die Olympischen Spiele finden ohne Victoria Carl statt.
Von red/sid
Victoria Carl hatte bis zuletzt gehofft, dass alles gut ausgeht. Die 30-Jährige trainierte in Oberhof und Davos, immer ganz alleine, in den Pausen las sie ein Buch. Doch nun hat die Skilanglauf-Olympiasiegerin traurige Gewissheit: Nach ihrem positiven Dopingtest im März wird Carl die Winterspiele in Mailand und Cortina im Februar verpassen. „In mir ist eine Welt zusammengebrochen. In mir ist mehr Schatten als Licht“, sagte sie der ARD.
Eine Teilnahme an Olympia sei „nach aktuellem Verfahrensstand ausgeschlossen“, teilte der Deutsche Skiverband (DSV) am Dienstag mit. Ein offizielles Urteil steht zwar auch wenige Tage vor Beginn der Weltcupsaison noch aus, dürfte aber hart ausfallen. Die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) hat nach eigenen Angaben einen Sanktionsvorschlag über eine Sperre von zwei Jahren vorgelegt. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) habe diesem aber am Ende der vergangenen Woche nicht zugestimmt.
Fest steht: Carl darf nicht am Wettkampfbetrieb teilnehmen und weiterhin auch nicht mit dem deutschen Team trainieren. Zuletzt hatte Carl auf Instagram von Tagen berichtet, an denen sie „aufgeben“ wollte. Auch am Dienstag sprach sie von einer „sehr harten Zeit“, in der sie „immer gehofft habe, dass sich noch alles zum Guten wenden könnte“. Doch das tat es nicht. Ein mildes Urteil wie etwa bei Tennisprofi Sinner, der nur drei Monate pausieren musste, wird es nicht geben.
2022 holte Carl in Peking Gold im Teamsprint
Carl war nach der vergangenen Weltcupsaison, die sie auf Platz zwei der Gesamtwertung abgeschlossen hatte, bei einer Probe im Rahmen der Militär-WM positiv auf den Wirkstoff Clenbuterol getestet worden. Nach Darstellung von Carl und dem DSV war der Wirkstoff in einem Hustensaft enthalten, welcher der Athletin von einem Bundeswehr-Arzt verabreicht worden war. „Aber Fehler anderer oder Unwissenheit schützen nicht vor Strafen“, hatte zuletzt schon Bundestrainer Peter Schlickenrieder geäußert.
Carl hatte 2022 in Peking gemeinsam mit Katharina Hennig überraschend Gold im Teamsprint gewonnen. Auch in Mailand wäre sie die Läuferin gewesen, die „am ehesten eine Einzelmedaille hätte gewinnen können“, so Schlickenrieder: „Es tut mir natürlich leid für jemanden, der den Langlaufsport so liebt, so lebt wie sie.“
Bei Clenbuterol allerdings verstehen die Dopingjäger keinen Spaß, zu unrühmlich ist die Geschichte der Substanz im Sport. Die deutsche Sprinterin Katrin Krabbe wurde mit dem Mittel erwischt, dass boulevardesk gerne unter dem Label „Kälbermastmittel“ läuft. Auch Radstars, darunter Alberto Contador, manipulierten mit dem Mittel.
Wie lange fällt die Sperre insgesamt aus?
Bei der Frage nach der zu erwartenden Sperre drängt sich der Verweis auf einen ähnlich gelagerten Fall auf. Bei Norwegens Spitzenläuferin Therese Johaug war im Jahr 2016 ein Test auf das verbotene anabole Steroid Clostebol positiv gewesen. Der Wirkstoff war demnach in einer Creme enthalten, die Johaug von einem Teamarzt wegen eines Sonnenbrands gegeben worden war. Auch wenn der Arzt die komplette Verantwortung übernahm, wurde Johaug schließlich 18 Monate gesperrt.
Im schlimmsten Fall muss Carl sogar für vier Jahre pausieren, doch schon eine Sperre für zwei Saisons wäre folgenreich. Carl würde dann auch die WM 2027 in Falun verpassen und erst zum Winter 2027/28 zurückkehren, in dem kein Großereignis ansteht. Sie hoffe nun auf eine „zeitnahe angemessene Entscheidung, die mir zumindest eine realistische Fortsetzung meiner Karriere ermöglicht“, sagte sie am Dienstag.
