Colours-Tanzfestival
Otro Lado aus Kuba zeigt Frauen auf der Suche
Die kubanische Kompanie Otro Lado stellt beim Colours-Festival in zwei Stücken Frauen in den Fokus, die in Grenzsituationen auch tänzerisch herausgefordert werden.

© Frank D. Domínguez
Sie will raus, aber wie? In „Paradox“ stellt die Kompanie Otro Lado eine Frau (Thais Suárez) zwischen zwei Männer (Bryan Beltran und Norge Cedeño, von links).
Von Andrea Kachelrieß
Von Adelaide bis Havanna: Schon die erste Colours-Woche im Theaterhaus brachte ihr Publikum um den halben Globus, Tanz der Welt könnte das Festival auch heißen. Aus Kuba zu Gast war Otro Lado, die Kompanie Norge Cedeños. Die „andere Seite“ in ihrem Namen meint einen Tanzstil, der gleich dem Ballett dramatisch erzählt, sich aber frei macht für expressive Bewegungen und spontane Virtuosität.
Wie körperlich anspruchsvoll das Resultat für die Ausführenden ausfällt, war im Theaterhaus an zwei Abenden bei durchaus kubanischen Temperaturen und ausverkauften Vorstellungen zu erleben; mitschwitzen war also angesagt - und mitleiden. Denn Norge Cedeño, der sich 2017 bereits bei „Meet the Talent“ als Choreograf vorstellte, hat für sein Colours-Wiedersehen mit „Paradox“ und „Ritual Garden“ keinen leichten Stoff eingepackt.
Eine Frau zwischen zwei Männern zeigt das erste Stück, in dem Cedeño selbst mittanzt, das zweite eine Frau, die in Wüsten-Ambiente die animalische Seite ihrer Seele entdeckt. Beide Hauptrollen bieten der Tänzerin Thais Suárez viel Raum. So wird sie in den furiosen Aktionen von „Paradox“ zwischen den Männern zum Spielball; in komplizierten Hebungen wickelt sich ihnen die muskulöse Tanzathletin leicht wie ein Accessoire um Hals und Hüften. Auch wenn sie wegstrebt, bleibt sie doch immer wieder hängen.
Aus weiblicher Perspektive ist das Scheitern einer Befreiung, musikalisch klagend untermalt, schwer zu ertragen – ebenso wie das von vier Frauen getanzte Selbstfindungsritual. Auch wenn Emanzipation hier in ethnisch inspiriertem Tanz mit raumgreifenden Bewegungen glückt, ist ihr Ziel trotz Lichtsymbolik eher finster: Am Ende verlässt Thais Suárez geduckt schleichend wie ein Hund die Szene. Die tänzerische Leistung bleibt – und erhält entsprechenden Beifall.
Info
HitzeWer hat noch keinen? Insgesamt 25.000 Fächer hat man im Theaterhaus für das 5. Colours-Festival produzieren lassen. Wedeln darf das Publikum ohne schlechtes Gewissen. „Es ist ein nachhaltig hergestelltes Produkt aus Bambus, bei dem auch der Verpackungsmüll auf ein Mindestmaß reduziert war“, teilt Theaterhaus-Pressemann Kai Bliesener mit, muss aber eine Einschränkung machen. Produziert wurden die Fächer in China, „hier gibt es sowas leider nicht mehr zu bezahlbaren Preisen“, so Bliesener.
TerminAm 3. und 4. Juli ist die Hofesh-Shechter-Kompanie zu Gast bei Colours. Vom 4. Juli an tanzen die Junioren von Gauthier Dance Barak Marshalls neues Stück „Barker“; zu sehen ist die All-Age-Produktion, die später mobil Grundschulkinder begeistern soll, in der Theaterhaus-Sporthalle bis 12. Juli.