Neueröffnung in Paris
Pendler in Paris freuen sich auf Europas längste Seilbahn
Paris erhält ein neues Transportmittel. Câble C1 führt nicht den Berg hoch, sondern tief in die Vororte der französischen Hauptstadt.
© imago/Abacapress//R.Lafargue
Die C1 führt auf dem Foto über die Vorstadt Limeil-Brevannes
Von Stefan Brändle
Die neueste Pariser Attraktion ist nicht für Touristen gedacht: Câble C1 dient Pendlern im riesigen, zwölf Millionen Menschen zählenden Großraum der französischen Hauptstadt. Die Seilbahn („câble“ bedeutet so viel wie „Seil“) verbindet vier Trabantenstädte im Südosten von Paris, deren Namen wie Limeil-Brévannes auch den Franzosen wenig sagen.
Sinn und Zweck ist es, diese Banlieue-Orte an das öffentliche Verkehrsnetz anzukoppeln. In Créteil (92 000 Einwohner) endet nämlich die aus Paris kommende Metrolinie 8, die Destinationen wie Bastille, Opéra oder Invalides bedient. Jahrelang versuchten die Hauptstädter, diese Linie in die Vororte hinaus zu verlängern; sie scheiterten aber an der extremen Baudichte und an den Kosten.
Die Pariser Linie C1 ist 4,5 Kilometer lang
Daher die Idee, sich über der Stadt fortzubewegen. In London, Barcelona oder Toulouse gibt es bereits lokale Seilbahnen. Die Pariser Linie C1 ist mit 4,5 Kilometern die mit Abstand längste Strecke. Wie ihr Name besagt, könnten bald eine zweite oder dritte Linie dazukommen. Auch Städte wie Amsterdam denken über den Bau einer Flachseilbahn nach.
An diesem Samstag wird die Linie C1 in Betrieb genommen. In 17 Minuten gelangt man von der Endstation nach Créteil, wo die Pariser Metro wartet. Bisher mussten sich Pendler im Bus oder Auto oft mehr als eine Stunde lang durch verstopfte Straßen und Stadtautobahnen quälen. Vor allem wer aus dem Südosten von Paris in einem Büro entlang der Metrolinie 8 arbeitet, ist in Zukunft in gut einer halben Stunde am Arbeitsplatz – doppelt so schnell, um ein Vielfaches entspannter und erst recht umweltschonender als zuvor.
Platz für täglich 11 000 Passagiere
Die 105 Kabinen bieten je zehn Passagieren Platz, alternativ auch Fahrrädern, Kinderwagen und sogar Rollstühlen. Täglich sollen 11 000 Menschen transportiert werden; das Volumen ist ausbaufähig.
Die Kosten der Linie beliefen sich inklusive Kabinen auf 138 Millionen Euro. Das ist nur wenig mehr als der ursprüngliche Kostenvoranschlag von 132 Millionen. Die Kosteneinhaltung ist der Zusammenarbeit mit Unternehmen zu verdanken, die Erfahrung mit dem Bau urbaner Luftseilstrecken haben. Federführend war die Firma Doppelmayr aus dem österreichischen Vorarlberg. Sie sagt, sie habe auch das größte technische Problem – den Wind – unter Kontrolle.
