Schul-Exkursionen

Schopper gegen Pflichtbesuche in KZ-Gedenkstätten

Nach Vorstoß von Bundesbildungsministerin: die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper hält KZ-Besuche für notwendig, will aber keine Pflicht.

Im ehemaligen Autobahntunnel befindet sich die KZ-Gedenkstätte auf dem Engelberg in Leonberg.

© Simon Granville

Im ehemaligen Autobahntunnel befindet sich die KZ-Gedenkstätte auf dem Engelberg in Leonberg.

Von Hilke Lorenz

Die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hat sich gegen Pflichtbesuche für Schülerinnen und Schülern in KZ-Gedenkstätten ausgesprochen. Die neue Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) hatte jüngst eine solche Pflicht ins Gespräch gebracht. Aus Schoppers Haus heißt es, während der Schulzeit solle mindestens einmal am Besuch eines solchen Ortes teilgenommen werden. Das sei erklärter politischer Wille und auch gesellschaftlicher Konsens. Festgeschrieben sei das in den Vorschriften für außerschulische Veranstaltungen. Wobei ein Soll kein wirkliches Muss für jeden ist.

Eltern müssen selber zahlen

Denn ein solcher Ausflug unterliege nicht der Schulgeldfreiheit, die Eltern seien also verpflichtet, die Kosten für Anreise und möglicherweise auch Unterkunft selbst zu tragen. „Deshalb wird keine individuelle Teilnahmepflicht ausgesprochen“, erklärt Schoppers Ministerium auf Anfrage. Es verweist unter anderem darauf, dass der Besuch einer Gedenkstätte für viele Schülerinnen und Schüler eine mentale und psychologische Herausforderung bedeute. Deshalb müsse eine gewissenhafte Vor- und Nachbereitung im Unterricht sichergestellt werden. Auch vor Ort sei eine sachkundige pädagogische Begleitung nötig. Das sieht Schopper aufgrund der knappen personellen Kapazitäten in den Gedenkstätten nicht für leistbar.

Diese Bedenken hatte ein Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten bereits 2020 geäußert. Damals hatte Schoppers Amtsvorgängerin, die CDU-Politikerin Susanne Eisenmann, wie Prien eine Besuchspflicht zu Gedenkstätten oder anderen NS-Erinnerungsorten gefordert. Widerspruch kam damals vom grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann.

Fahrten werden mit 515 000 Euro gefördert

Schopper betont jedoch zugleich die wachsende Bedeutung solcher Besuche. Das Land unterstützt deshalb Studienfahrten zu Gedenkstätten nationalsozialistischen Unrechts innerhalb Baden-Württembergs oder zu nicht mehr als 100 Kilometer von der Landesgrenze entfernt liegenden Gedenkstätten und der in Dachau. Die Fördersumme ist laut Ministerium Anfang des Jahres um 150 000 auf 515 000 Euro erhöht worden. Gefördert werden auf Antrag 50 Prozent der förderfähigen Fahrtkosten. Die Summe werde aufgrund der großen Nachfrage seit Jahren ausgeschöpft.

Auch Bundesbildungsministerin Prien hatte gefordert, ein Gedenkstättenbesuch müsse gut in den Unterricht eingebettet sein. Sie hatte in diesem Zusammenhang gesagt, Schüler sollte sich auch mit der eigenen Familiengeschichte zur Zeit des Nationalsozialismus beschäftigen.

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Erstellt:
28. Mai 2025, 06:14 Uhr
Aktualisiert:
28. Mai 2025, 19:14 Uhr

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