Schwungvoll-treibend und emotional dicht

Ensemble Noisten hält für das Publikum im Murrhardter Heinrich-von-Zügel-Saal einen spannenden Klezmer-Stilmix bereit

Das aktuelle Programm des Ensembles Noisten heißt „Curry auf Oliven“, wobei Olive für Klezmer und Curry für die durchgehend präsente indisch-tamilische Klangfarbenkomponente der Percussioninstrumente steht. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Das aktuelle Programm des Ensembles Noisten heißt „Curry auf Oliven“, wobei Olive für Klezmer und Curry für die durchgehend präsente indisch-tamilische Klangfarbenkomponente der Percussioninstrumente steht. Foto: J. Fiedler

Von Miklos Vajna

MURRHARDT.„Curry auf Oliven“ – auch als Filmtitel denkbar – heißt das Programm, mit dem das Ensemble Noisten, bestehend aus Reinald Noisten (Klarinette/Bassklarinette), Claus Schmidt (Gitarre/Bouzouki), Shanmugalingam Devakuruparan (Tabla und weitere Percussioninstrumente) und Andreas Kneip (Kontrabass/Ukulele), im zahlenmäßig zurückhaltend besuchten Heinrich-vonZügel-Saal gastierte. Der Untertitel „Global Klezmer“ hilft beim Verständnis: Die Musiker haben Klezmer mit musikalischen Anklängen aus der ganzen Welt im Gepäck, wobei „Olive“ für Klezmer und „Curry“ für die durchgehend präsente indisch-tamilische Klangfarbenkomponente der Percussioninstrumente steht.

Das Ensemble spielt in erster Linie und vor allen Dingen Klezmer – einen guten, gefühlvollen, melancholisch-einsamen, aber natürlich auch rhythmisch-mitreißenden, in die Beine gehenden Klezmer. Dieser wird verknüpft, angereichert und gewürzt mit leichten bis kräftigen Zutaten aus Indien, der Karibik, mit Country/ Western, spanischen und Blues-Elementen. Die Melodien der Stücke sind einerseits mündlich und schriftlich überliefert aus der ursprünglichen Klezmertradition, andererseits sind es neue Kompositionen der Ensemblemitglieder. Unter anderem spielte die Gruppe ein Stück des Kontrabassisten im Siebenachteltakt. Dabei konnte das Publikum diese ungewöhnliche und anspruchsvolle Taktart erlernen, mitzählen und mitklatschen – mit Enthusiasmus und Erfolg.

Die authentischen Klangfarben der lachenden und klagenden Klarinette sowie vor allem der geheimnisvollen Bassklarinette, beide vorzüglich beherrscht und gespielt von Reinald Noisten, sind eine wichtige Voraussetzung für den Transport des musikalischen Inhalts der jüdischen Musik. Die immer präsente Mischung mit den indischen Klangfarben der Percussion ist erst etwas gewöhnungsbedürftig, wird aber im weiteren Verlauf des Abends zu einer deutlichen Bereicherung. Der Kontrabass, gezupft, geschlagen und auch gestrichen, schafft das Fundament und den rhythmischen Halt und wird im Duett mit Klarinette und Gitarre ausgezeichnet eingesetzt. Auch die Bouzouki, geschlagen oder gezupft, passt klanglich vorzüglich zum indischen Percussionelement und jüdischen Idiom, während der Klang der Gitarre, obwohl sehr gut gespielt, doch etwas zu klassisch-rein erscheint.

Nach einer Anlaufphase hatten sich die Musiker warm gespielt und gut zusammengefunden. Hervorzuheben ist der mitreißende und pulsierende, vorwärtsdrängende Drive der Gruppe in den schnellen tänzerischen Stücken, aber auch die intensive, stimmungsvolle, musikalische Dichte ihres Spiels und wie sie die Zuhörer in den ruhigen Werken gefühlsmäßig mitnehmen. Das Publikum war immer emotional beteiligt, konzentriert involviert und spendete ausdauernden, starken Applaus.

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Erstellt:
21. Mai 2019, 06:00 Uhr

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