Onlineshop für gebrauchte Comics

secondcomic – Mehr als nur bedrucktes Papier

Ein Stück Kindheit zum Anfassen – das verbinden viele Menschen mit Comics. Der 21-jährige Philip Ehinger hat einen Onlineshop für gebrauchte Comics gegründet.

Philip Ehinger, der Gründer von secondcomic

© privat

Philip Ehinger, der Gründer von secondcomic

Von Kathrin Zinser

Junge Menschen lesen nur noch digital? Zumindest für die Tochter eines Kollegen gilt das nicht – die Jugendliche liebt Bücher, und zwar nicht auf dem E-Book-Reader, sondern ganz klassisch aus Papier, erzählte mir der Kollege neulich.

Die Freude am Gedruckten kennt auch Philip Ehinger, der Gründer von secondcomic, der jüngst eine Mail an die Redaktion geschickt hat. Seit 2022 betreibt er seinen Onlineshop, der sich auf den Verkauf gebrauchter Comics spezialisiert hat. Secondcomic stehe, so Ehinger „für die Leidenschaft zu Geschichten, zu Zeichnungen, zu dem, was bleibt, wenn alles andere längst digital geworden ist“, für den „Geruch von Papier, der mehr erzählen kann, als jeder Algorithmus.“ Solche Worte aus dem Mund eines 21-Jährigen mögen im ersten Moment überraschen, zumal Ehinger selbst den Eindruck hat, dass der größte Teil seiner Generation sehr digital unterwegs ist. Dennoch ist der junge Mann überzeugt, dass das Medium Comic an sich nicht aussterben wird – auch, wegen des haptischen Erlebnisses und „weil man damit was Schönes in der Hand hat“. Persönlich mag er vor allem Sammelbände mit hochwertigen Hardcovern. Für ihn sind Comics in erster Linie eine schöne Kindheitserinnerung – als er 13 oder 14 war, habe er angefangen, sich die Lustigen Taschenbücher des älteren Bruders zu schnappen, erzählt er. Zum Ende der Schulzeit begann er, Comics auf Ebay zu verkaufen und stellte fest: Da ist eine Nachfrage da.

Über 6000 verschiedene Comics im Shop gelistet

Seit März dieses Jahres betreibt Philip Ehinger, der eine Ausbildung zum Kaufmann in E-Commerce hat, secondcomic als Vollzeitjob. Über 6000 verschiedene Comics sind im Shop gelistet, nicht alle sind vorrätig, denn der junge Gründer verkauft nur gebrauchte Comics. „Aktuell bekomme ich nicht genügend Ware nach“, sagt er. Deshalb will er das Verfahren für diejenigen, die alte Comics loswerden wollen, in Kürze vereinfachen. Rund 50 000 Exemplare habe er bereits angekauft in den vergangenen Jahren. Ehinger prüft jedes einzelne und kategorisiert es je nach Zustand. „Die Kunden können sich sicher sein, dass sie bekommen, was sie bestellen“, wirbt er für sein Konzept. Seine Kundschaft bestehe zu 80 Prozent aus Männern, hauptsächlich zwischen 30 und 60 Jahre alt, die einen sind klassische Sammler, die anderen reine Leser, die sich mit dem Comic das Gefühl, wieder Kind zu sein, nach Hause holen – Nostalgie zum Anfassen. Manche kaufen auch Comics für den Nachwuchs.

Der älteste Comic, den Philip Ehinger bisher verkauft hat, war der erste Band der Lustigen Taschenbücher, „Der Kolumbusfalter“ von 1967. Sein Traum ist es, im deutschsprachigen Raum der größte Comicshop zu werden – zumindest im Gebrauchtmarkt. „Ich denke, das könnte mit der Zeit klappen“, ist der 21-Jährige zuversichtlich. Die Liebe zum Gedruckten, sie bleibt.

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Erstellt:
28. Mai 2025, 16:58 Uhr

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