SG Sonnenhof: Den Wiederaufstieg allenfalls im Hinterkopf

Die Tränen nach dem Abstieg der SG Sonnenhof Großaspach in die Fußball-Oberliga sind getrocknet, die Fehleranalyse ist abgeschlossen und die Vorfreude auf die neue Saison wächst. Sportvorstand Michael Ferber sieht den Neuaufbau als Chance und peilt die Plätze zwei bis fünf an.

Michael Ferber will mit seinen Mitstreitern Aufbruchstimmung erzeugen. Foto: Alexander Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Michael Ferber will mit seinen Mitstreitern Aufbruchstimmung erzeugen. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

„Das war schon sehr, sehr bitter“, sagt Michael Ferber über Großaspachs Abstieg aus der Fußball-Regionalliga, der sich lange angekündigt hatte und vor mittlerweile sieben Wochen zur traurigen Realität wurde. Verstärkt wurde die Enttäuschung beim Sportvorstand und allen anderen, denen der Klub am Herzen liegt, durch die Begleitumstände am vorletzten Spieltag. Nachdem sich die SG Sonnenhof mit dem Gang in die Oberliga im Vorfeld schon fast abgefunden hatte, kam am 7. Mai plötzlich noch einmal Hoffnung auf. Der Viertletzte steuerte im Duell mit dem Zweiten aus Ulm auf einen überraschenden Sieg zu und die Entscheidung wäre aufs Saisonfinale vertagt worden, wenn Spitzenreiter Elversberg beim Fünftletzten in Frankfurt gewonnen hätte. Dort blieb es nach einem Nichtangriffspakt in der letzten Viertelstunde allerdings beim 1:1, mit dem die einen aufgestiegen und die anderen gerettet waren. Großaspach verurteilte dieses Remis dagegen zum Abstieg. „Der Stachel saß tief“, erinnert sich Michael Ferber.

Wenig Kontinuität

In erster Linie hat es sich die SG Sonnenhof trotzdem selbst zuzuschreiben, dass sie binnen zwei Jahren von der Dritten Liga in die Oberliga durchgereicht wurde. Das wissen auch der Sportvorstand und seine Mitstreiter, die zwei Hauptgründe ausgemacht haben. Erstens: „Wir hatten keine Kontinuität auf der Trainerposition, das tut nie gut.“ Zweitens: „Wir haben zu wenig auf Spieler aus der Region gesetzt, die sich mit der SG identifizieren.“ Kurzum, zusammengefasst: „Wir haben oftmals die falschen Personalentscheidungen getroffen.“ Selbstkritische Aussagen, die Michael Ferber aber explizit nicht auf Hans-Jürgen Boysen, den Trainer auf der Zielgeraden der vergangenen Runde, oder die Winterzugänge wie Sascha Mölders bezogen wissen will. „Das war der Versuch, zu retten, was vielleicht noch zu retten ist“, verteidigt der 36-Jährige die Entscheidungen zu Beginn dieses Jahres und macht eine Rechnung auf: „Hätten wir vor der Winterpause so gepunktet wie in den letzten 14 Spielen, hätte es gereicht.“ Korrekt, denn aus 0,9 wurden fast 1,4 Zähler pro Partie.

Aufbruchstimmung erzeugen

Für den Klassenverbleib war es trotzdem zu wenig. Was macht es mit einem wie Michael Ferber, dessen Vater Uli den Verein in den verschiedensten Funktionen oder auch als Ratgeber im Hintergrund von Anfang an entscheidend geprägt hat, dass Großaspach nach 13 Jahren wieder in der Oberliga angelangt ist? „Das ist für mich kein Neuland“, sagt der Sportvorstand, der von Kindesbeinen an auf dem Sportplatz dabei war. „Ich weiß, wo wir herkommen, und kenne die SG auch aus Spielklassen wie der Landesliga oder eben der Oberliga.“ Für Leute, die erst viel später dazugestoßen sind, sei es wohl eher ein „Kulturschock“, aber nach den jahrelangen Erfolgen gehörten im Sport auch Misserfolge dazu, die es zu akzeptieren gilt.

Trainingsstart am Montag

Der Blick von Michael Ferber und seinen Funktionärskollegen richtet sich längst wieder nach vorne. „Wir müssen akribisch daran arbeiten, das Ruder herumzureißen“, betont der Sportvorstand. Derzeit gehe es darum, „eine Aufbruchstimmung zu erzeugen, die Vorfreude auf die neue Saison steigt von Tag zu Tag“. Am kommenden Montag um 16 Uhr bittet Neutrainer Evangelos Sbonias, der in der Saison 2016/2017 als Assistent von Oliver Zapel schon einmal in SG-Diensten stand, später bei der TSG Backnang und zuletzt beim SGV Freiberg die Kommandos gab, zur ersten Einheit in den Fautenhau. Der 39-Jährige läutet damit den Neuaufbau ein, den Michael Ferber als Chance betrachtet. Mittlerweile sind es 19 Abgänge, denen wiederum bislang erst sechs externe Zugänge gegenüberstehen. Fünf Talente aus der eigenen A-Jugend bekommen einen festen Kaderplatz. Die zuletzt an die TSG Backnang ausgeliehenen Elias Rahn und Flavio Santoro sollen zurückkehren, zieren sich allerdings etwas. Aus der Vorsaison ist nur ein Sextett übrig geblieben, damit steht aktuell ein 19-Mann-Kader zur Verfügung.

Großaspach will sich im Verfolgerfeld einordnen

Das klingt nicht gerade üppig und dabei soll es auch nicht bleiben. „Wir wollen noch drei Spieler holen“, kündigt der Sportvorstand an und präzisiert: zwei Innenverteidiger, und einen vielseitigen Offensivakteur. Zweifel an der Qualität des Teams hat Ferber nicht, er sieht vielmehr eine „spannende Truppe mit einem sehr guten Mix aus Jung und Alt“. Den Wiederaufstieg als Ziel auszugeben, ist trotzdem kein Thema, denn „an den Stuttgarter Kickers, die den Regionalliga-Aufstieg in der abgelaufenen Runde leider nicht geschafft haben, führt kein Weg vorbei. Sie sind der klare Favorit.“ Michael Ferber erwartet, dass sich die SG Sonnenhof mit Klubs wie den Göppinger SV, den FC 08 Villingen oder den 1. CfR Pforzheim im Verfolgerfeld auf den Plätzen zwei bis fünf einordnet. Klappt es, wäre zumindest die Relegation in Reichweite, die dem Vizemeister einer Dreierrunde mit den Zweiten aus Hessen und Rheinland-Pfalz/Saar eine Aufstiegschance bietet. Und man stünde parat, falls die Kickers schwächeln.

Ein Kommen und Gehen: Die Kaderplanung der SG Sonnenhof Großaspach steckt in ihren letzten Zügen

Abgänge Auf der langen Liste der Spieler, die Großaspach nach dem Abstieg in die Fußball-Oberliga verlassen, steht inzwischen auch Innenverteidiger Kai Gehring. Hartnäckig halten sich die Gerüchte, dass der 34-jährige Göppinger, der im Juli 2013 und damit noch vor dem Drittliga-Aufstieg in den Fautenhau wechselte und sich zu einem Gesicht des Klubs entwickelte, in der neuen Saison wie schon seine drei ehemaligen SG-Mitspieler Matthias Morys, Steven Lewerenz und Sokol Kacani für den Bezirksligisten SG Schorndorf am Ball ist. Für den langjährigen Abwehrvorkämpfer, der 310 Pflichtspiele für die SG Sonnenhof auf dem Buckel hat, ist laut Sportvorstand Michael Ferber nicht zuletzt die berufliche Perspektive entscheidend gewesen. Eine neue Herausforderung sucht auch Innenverteidiger Ken Gipson (26). Schon länger stand fest, dass Sascha Mölders, Jonas Kühn, Darius Held, Joel Gerezgiher, David Nreca-Bisinger, Lukas Müller, Sebastian Schiek, Vincent Sadler, Lamar Yarbrough, Jonas Brändle, Mohamed Diakite, David Tomic, Can Karatas, David Hummel, Nicolas Jüllich, Andrew Owusu und Fabian Messina gehen.

Zugänge Bleart Dautaj und Luca Wöhrle vom SSV Reutlingen, Volkan Celiktas und Hakan Kutlu vom SGV Freiberg, Marco Manduzio vom FC Astoria Walldorf und Jannik Pfänder von der U 19 des 1. FC Heidenheim – bislang hat die SG Sonnenhof sechs neue Spieler geholt. Aus der eigenen U 19 stoßen Zafer Sabuncu, Tim Häußermann, Dominik Beisswenger, Burak Alabas und Ivanilson Guerra Matiast dazu.

Fragezeichen Zwei Spieler, die in der Vorsaison an die TSG Backnang ausgeliehen waren, sollen zurückkehren. Zumindest Flavio Santoro will aber nicht, er würde lieber beim künftigen Ligarivalen in den Etzwiesen bleiben. SG-Sportvorstand Michael Ferber weiß um den Umstand, verweist aber auf den Vertrag des 20-Jährigen bis 2023 und sagt: „Er kann bei uns eine wichtige Rolle einnehmen.“ Weil die Großaspacher ihrerseits an einem Akteur der Roten interessiert sind, könnten sie sich zwar ein Tauschgeschäft vorstellen, „aber das ist für die TSG bislang kein Thema“. Für Elias Rahn gab es laut Ferber mal eine Anfrage des VfB Stuttgart II, bislang liege vom Regionalligisten aber nichts Offizielles vor. „Es müsste ein interessantes Angebot kommen, damit wir gesprächsbereit sind“, sagt der Aspacher Funktionär.

Kader Sechs externe Neue, fünf Aufrücker aus der A-Jugend, die (vielleicht) zurückkehrenden Leihspieler Elias Rahn und Flavio Santoro sowie die an Bord bleibenden Maximilian Reule, Michael Gelt, Lukas Britzelmeir, Bastian Frölich, Manuel Konrad und Dominik Salz – macht einen 19-Mann-Kader. Zwei Innenverteidiger und ein Offensivallrounder sollen auf jeden Fall noch kommen. Gehen Rahn und/oder Santoro noch, erhöht sich der Bedarf entsprechend. Die noch für die U 19 der SG spielberechtigten Nico Engel und Niklas Mohr trainieren bereits mit und könnten bei einer Personalnot aushelfen.

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Erstellt:
25. Juni 2022, 06:00 Uhr

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