SKG Erbstetten: Eine Erfolgsgeschichte geht zu Ende

Von Andreas Ziegele

Vor rund einem Jahr standen Lena Holdefer, Kira Winter und Josephine Beaupré noch bei der Weltmeisterschaft in Genf auf der Matte. Mit einem letzten Wettkampf vor ein paar Wochen bei der deutschen Meisterschaft in Dresden hat sich das Erfolgstrio nun grandios und tränenreich verabschiedet. Alle drei dürfen ohne Übertreibung als Ausnahmeathletinnen bezeichnet werden. Denn neben der Teilnahme an der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr ist die Liste der Erfolge lang und beeindruckend. Bei der WM sowie bei der Europameisterschaft im italienischen Pesaro überzeugten die drei jungen Sportlerinnen.

Die Sportakrobatinnen holten sich in Dresden zum Abschluss ihrer sportlichen Laufbahn bei der deutschen Meisterschaft in allen drei Disziplinen die Titel und gewannen eine Vielzahl von nationalen und internationalen Wettkämpfen. Eine besondere Auszeichnung gab es durch den Deutschen Sportakrobatik-Bund für die Mitglieder der Nationalmannschaft noch obendrauf. Für ihre herausragenden Leistungen wurden sie mit der silbernen Ehrennadel des Verbands geehrt.

Gründe für den Abschied der Sportlerinnen sind nachvollziehbar

Bei Lena Holdefer sind die Gründe für den Abschied, die sie nennt, nachvollziehbar. „Durch mein Studium in Stuttgart, das nun zunehmend auch wieder in Präsenz stattfindet, fehlt mir einfach die Zeit, um so zu trainieren, wie es meinen Ansprüchen entspricht“, sagt die 20-Jährige. Ähnlich klingt auch die Begründung der 19-jährigen Kira Winter, die nach dem Abitur im vergangenen Jahr nun ebenfalls ein Studium begonnen hat: „Es ist nicht das Training allein, das einen zeitlich in Anspruch nimmt. Viel Zeit bleibt auch auf der Autobahn durch die viele Fahrerei.“ Das liegt unter anderem auch daran, dass die Übungsstunden gemeinsam mit dem Obermädchen Josephine Beaupré mit zusätzlichem Aufwand verbunden waren. Die 15-Jährige kommt aus Nieder-Liebersbach aus dem Odenwald, was für zusätzliche Fahrzeiten sorgt.

Während Holdefer und Winter endgültig mit der Sportakrobatik als Athleten Schluss machen, bleibt Beaupré der SKG Erbstetten zunächst einmal als Sportlerin erhalten. Allerdings ganz loslassen können auch die anderen beiden nicht: „Wir sind nun schon seit unserem fünften Lebensjahr gemeinsam auf der Matte“, sagt Holdefer. „Der Verein ist für uns so etwas wie die zweite Familie geworden. Da kann man nicht so einfach und ganz aufhören“, beschreibt Lena Holdefer. Sowohl ihr als auch Kira Winter schwebt eine Zukunft als Trainerin oder Kampfrichterin vor. Schon jetzt unterstützen sie die SKG-Trainerin Birgit Cuntz, wann immer es ihre Zeit zulässt.

Auf die Frage, was dieser Abschied mit der Trainerin macht, antwortet Cuntz ohne lange zu überlegen: „Das macht einen schon traurig.“ Und beim Blick in die Runde mit ihren Zöglingen kann man sehen, dass es allen so geht und es scheint, als wäre hier auch schon die eine oder andere Träne verdrückt worden. Aber Birgit Cuntz ist zu lange im Geschäft, um hier den Kopf hängen zu lassen: „Zum einen habe ich jetzt eine tolle Unterstützung durch Lena und Kira im Trainerteam und zum anderen bleibt Josephine bei uns.“ Nüchtern analysiert sie die Trennung des Trios: „Die Mädels sind mittlerweile alle nahezu gleich groß, da werden die Übungen sowohl für die Unterfrauen als auch für das Obermädchen deutlich schwieriger und anstrengender.“ Das lässt sich gut am Beispiel von Josephine Beaupré zeigen. Sie wird nun zur Unterfrau und Cuntz sagt in diesem Zusammenhang: „Wir suchen nun für Josie ein Obermädchen.“ Am besten natürlich eine mit Vorerfahrungen aus dem Bereich des Turn- oder Gymnastiksports. „Aber auch talentierte Mädchen ohne Vorkenntnisse sind uns willkommen.“

Letztlich zeigt sich während des Gesprächs, dass die Trennung einvernehmlich erfolgt ist. Keine Selbstverständlichkeit im Sport. „Wir haben uns lange unterhalten, um dann zur Erkenntnis zu kommen, dass das Niveau, auf dem wir sportlich angelangt sind, nicht zu toppen ist“, sagt Lena Holdefer und erntet dabei ein Kopfnicken von ihren Kolleginnen und der Trainerin. Um die Zukunft der Sportakrobatik bei der SKG muss man sich auf jeden Fall keine Sorgen machen. Solange die Trainerin Birgit Cuntz von so erfahrenen Assistentinnen wie Lena Holdefer und Kira Winter unterstützt wird und Josephine Beaupré weiterhin den Weg aus dem Odenwald nach Erbstetten auf sich nimmt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Trio von sich reden machen wird. Und da gibt es bereits die ersten Talente, die mit ansprechenden Leistungen auf sich aufmerksam gemacht haben und in die Fußstapfen des bislang erfolgreichsten SKG-Trios treten können.