Madonna di Campiglio

Ski-Ort kämpft gegen überfüllte Pisten

Das italienische Wintersportgebiet von Madonna di Campiglio begrenzt die Anzahl der Skipässe während der Hauptsaison auf maximal 14 000 pro Tag. Tagestouristen können Pech haben.

Madonna di Campiglio ist einer der bekanntesten Wintersportorte in den italienischen Alpen.

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Madonna di Campiglio ist einer der bekanntesten Wintersportorte in den italienischen Alpen.

Von Dominik Straub

Es ist ein Traum von einem Skigebiet: Mitten in den spektakulären Brenta-Dolomiten gelegen, 155 Kilometer präparierte Pisten, 58 überwiegend moderne Bahnen und Lifte und nur wenige Kilometer von der Brenner-Autobahn entfernt.

Doch die Lage, die Naturschönheiten und die vielseitigen Pisten haben auch ihre Schattenseite. Vor allem über Weihnachten und Neujahr wird Madonna di Campiglio von Skitouristen förmlich überrannt. Das führt nicht nur zu Wartezeiten an den Liften, Seilbahnen und in den zahlreichen Gaststätten und Bars im Skigebiet, sondern auch zu deutlich mehr Unfällen auf den Pisten.

Über Weihnachten und Neujahr

Deshalb ziehen die Verantwortlichen nun die Notbremse: In der Wintersaison 2025/26, die schon in wenigen Wochen beginnt, werden zum ersten Mal die Skipässe kontingentiert – eine Maßnahme, die es in dieser Form im ganzen Alpenraum bisher nirgends gegeben hat. Laut einem Bericht der Zeitung „Corriere della Sera“ wird im Rahmen der Initiative „Numero Ideale“ (die ideale Zahl) die Anzahl der Tagesskipässe während der Hauptsaison auf maximal 14 000 pro Tag begrenzt. Die Beschränkung gilt testweise während der Weihnachtsferien vom 28. Dezember bis zum 5. Januar sowie während der Karnevalszeit vom 15. bis 22. Februar. Im vergangenen Jahr wurden in Madonna di Campiglio an Spitzentagen bis zu 23 000 Skipässe verkauft.

Wer Skipass rechtzeitig bucht, spart angeblich

Betroffen von der Maßnahme sind nur die Tagestouristen. Diese riskieren, unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren zu müssen, falls das Kontingent bereits erfüllt ist. „Für die Inhaber von Saisonkarten und Hotel- oder Ferienhausgäste mit Mehrtagespässen ändert sich nichts“, betont Bruno Felicetti, der Direktor der Seilbahnen von Madonna di Campiglio. Diese werden bei der Zahl von 14 000 Skipässen mitgezählt. Wer nur für einen Tag zum Skifahren kommen will, der tut also gut daran, sich seinen Skipass frühzeitig zu sichern, was auf der Internetseite des Skigebiets möglich ist.

Damit werde der Skipass sogar billiger, wie der Seilbahndirektor Felicetti erklärt: Wenn man nämlich eine Tageskarte für Dezember bereits heute online kaufe, koste diese lediglich 59 Euro. Wenn man den Skipass dagegen erst am selben Tag kaufe, an dem man ihn benützen wolle, müsse man 85 Euro hinblättern.

Die „ideale Zahl“ von 14 000 wurde nicht zufällig gewählt: „Wir haben uns die Antworten der Gäste angeschaut, denen wir in den letzten Jahren Fragebogen zu ihrer Kundenzufriedenheit ausgehändigt hatten. Dabei haben wir gesehen, dass die Zufriedenheit sehr hoch ist, wenn nicht mehr als 10 000 bis 12 000 Skipässe verkauft wurden. Darüber sinkt die Zufriedenheit, und ab etwa 15 000 bricht sie förmlich ein“, erklärte der Seilbahndirektor. Der Dichtestress auf den Pisten macht den Skifahrerinnen und Skifahrern zu schaffen. Im Ort werde die Beschränkung auf 14 000 Skipässe mehrheitlich als sinnvoll empfunden – aber natürlich gebe es immer Leute, die damit nicht einverstanden seien.

Gäste müssen sich umgewöhnen

Skifahrer, die nur für einen Tag nach Madonna di Campiglio kommen, müssten sich eben umgewöhnen, betont Felicetti. „Wenn man sich das Fußballspiel Inter-Juve anschauen will, das normalerweise ausverkauft ist, oder das Konzert eines berühmten Popstars besucht, reserviert man sich ja die Karten ebenfalls im Voraus. Ich sehe nicht ein, warum das, was für ein Spiel der Serie A oder für ein Konzert gilt, nicht auch für einen Tagesausflug zum Skifahren gelten soll“, sagte der Seilbahndirektor. Außerdem werden die Beschränkungen erfahrungsgemäß höchstens an 15 bis 20 Tagen greifen – im Rest der Saison werde die Zahl von 14 000 ohnehin nicht überschritten.

Nordamerika macht’s vor

Exklusivität Die zahlenmäßige Beschränkung bei Verkauf der Skipässe in Madonna di Campiglio ist zwar für Europa eine Premiere, aber in den USA und in Kanada sind ähnliche Maßnahmen schon seit Längerem üblich. So haben bekannte Skistationen wie Aspen und Vail (USA) sowie Whistler Mountain (Kanada) ebenfalls Obergrenzen eingeführt. Hinzu kommen vor allem in den Skiresorts der USA exorbitante Preise für die Skipässe, die ebenfalls zu einer Verringerung der Anzahl Skifahrer führt. 

WeltcupMadonna di Campiglio ist einer der bekanntesten Wintersportorte Italiens. Besondere Bekanntheit erlangte es durch Wettbewerbe im Alpinen Skiweltcup auf der Piste Canalone Miramonti. Die etwa 650 Einwohner leben vom Tourismus.

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Erstellt:
8. Oktober 2025, 14:34 Uhr

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