Skizzieren mit Augenmaß und Perspektive
Beim Kurs „Urban Sketching“ an der Kinderhochschule der Volkshochschule Murrhardt mit Illustratorin Martina Nowak nimmt sich die Studigruppe die Walterichskirche und den Blick aus der Klosterhofpassage durch die Hirschgasse zur Fußgängerzone vor.

Martina Nowak mit ihrer Studiengruppe im Stadtgarten. Foto: Elisabeth Klaper
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Beim Kurs „Urban Sketching“ im Rahmen der Kinderhochschule der Volkshochschule gestalten drei Mädchen und ein Junge gelungene Skizzen von städtischen Motiven – so lautet auch die Übersetzung des englischen Begriffs. Wie das geht, zeigt den Schülerinnen und dem Schüler die selbstständige Murrhardter Illustratorin Martina Nowak. Sie hat eine grafische Ausbildung und gestaltet unter anderem Illustrationen für Spiele, Infografiken und Wimmelbilder.
Zum Glück spielt das Wetter mit, denn der Kurs findet im Freien statt: Der Himmel ist zwar bedeckt, doch es bleibt trocken. Gemeinsam geht es zunächst in den Stadtgarten, wo eine Sitzbank günstig direkt gegenüber dem ersten Motiv steht, das zugleich ein Wahrzeichen der Walterichstadt ist: der Hügel mit der Walterichskirche und der wiederaufgebauten Pilgerstaffel. Rasch setzen sich drei Kinder auf die Bank, die Kursleiterin und ein Mädchen auf eine Sitzunterlage am Boden des Weges. Sie packen die mitgebrachten harten Bleistifte für die dünnen Hilfslinien aus und nehmen den Zeichenblock mit stabilem Rückkarton im Hochformat zur Hand.
Martina Nowak zeichnet mit einem breiten Faserschreibstift, damit die Mädchen und der Junge gut sehen können, worauf es ankommt: „Erst skizzieren wir die großen Formen, dann die kleinen.“ Zum Start werden die wichtigsten Umrisse der Kirche mit den Stiften angepeilt und dann Strich für Strich auf das Zeichenblatt gebracht, wie der Turm und das Kirchenschiff, ebenso die Friedhofsmauer. Nach und nach folgen die Details, wobei es laut der Kursleiterin wichtig ist, diese genau zu betrachten. Jedoch brauchen sie nicht exakt aufs Zeichenblatt übertragen zu werden.
Die Proportionen der verschiedenen Teile des Bauwerks und die Abstände zueinander sollten jedoch ungefähr stimmen. Nach den Umrissen skizzieren die Illustratorin und die Kinder die Steine an den Kanten der Turmmauer und das Gehäuse des Ölbergs. Es folgen die unterschiedlich großen Steine der Friedhofsmauer und das Spitzbogenfenster im unteren Bereich des Turms. Auf den Dächern des Turms und des Kirchenschiffs gilt es die Schneefänger als deutliche Schattenlinien darzustellen, die etwas oberhalb der unteren Dachkanten verlaufen. Hinzu kommen das Fachwerk und die Lamellen vor den Öffnungen der Glockenstube, die Dachziegel und ein Baum neben dem Turm, dessen Blätter mit Punkten angedeutet werden.
Nach der Kirche folgt die Pilgerstaffel: Sie besteht aus jeweils sechs Treppenstufen, deren Kanten als dunkle Flächen sichtbar sind, daher sollten diese auch dunkel skizziert werden. Zwischen den Stufen befinden sich Absätze und die gesamte Treppenkonstruktion verläuft in einem Bogen den Hügel herab. Ein paar Meter daneben sind ein paar Stufen und ein Stein von der alten Pilgerstaffel sichtbar, die man freigelegt hat. Diese Details können die Skizze ergänzen, ebenso Büsche und Bäume sowie weitere Elemente des Hügels, dürfen aber auch weggelassen werden. Abschließend werden die Skizzen mit Buntstiften nach freier Auswahl farblich akzentuiert: Die meisten füllen die Dachflächen mit Rot, manche die Hügelfläche mit Grün, hinzu kommt Blau, um die Schattenflächen hervorzuheben. „Das Sonnenlicht ist gelb, der Himmel ist blau, daher werden Schatten bläulich, und wenn sich Gelb und Blau mischen, entstehen grünliche Farbtöne“, erklärt Martina Nowak. Sie freut sich, dass den Mädchen und dem Jungen so gute Skizzen des ersten Motivs gelungen sind.
Vom Stadtgarten geht es hinüber in die Klosterhofpassage, in deren Mitte sich alle auf Unterlagen setzen. Nächstes Motiv ist der Blick aus der Passage durch die Untere Hirschgasse hinüber zur Hauptstraße und Fußgängerzone. Dabei lernen die Kinder die Zentralperspektive kennen: „Alle Linien laufen auf einen Punkt zu“, erklärt die Kursleiterin. Dementsprechend skizzieren die Mädchen und der Junge die Linien und Merkmale der Gebäude und des Pflasters der Gasse.
Danach können sie noch ein Motiv ihrer Wahl in der Innenstadt skizzieren. Zum Abschluss der Kinderhochschule zieht die stellvertretende Volkshochschulleiterin Kirstin Krack eine positive Bilanz: „Alle unsere Kurse sind sehr gut angekommen: Wir hatten gute Anmeldezahlen, so war jeder mit einer Höchstzahl von acht Kindern voll belegt. Aber leider gab es einige kurzfristige Absagen wegen Krankheit.“ Weitere Kurse waren „Manga-Charaktere zeichnen“, ebenfalls mit Martina Nowak, „Spinner selbst bauen“ mit Sebastian Bergmann und „Roboter programmieren“ mit Jürgen Kuhn sowie die Windmühlenschmiede, bei der Willy Werf an „Energie und Technik“ herangeführt hat (wir berichteten).