Was draufsteht ist nicht immer drin

Sonnencreme-Test: Elf schwächeln beim Lichtschutzfaktor

Wer keinen Sonnenbrand und Hautkrebs riskieren will, greift zu Sonnencremes mit Lichtschutzfaktor 50 oder 50+. Was draufsteht, steckt längst nicht immer drin, zeigt ein „Öko-Test“.

Zwei Discounterprodukte vorn: Die im Test besten Sonnencremes kosten unter vier Euro – und wurden mit „sehr gut“ bewertet.

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Zwei Discounterprodukte vorn: Die im Test besten Sonnencremes kosten unter vier Euro – und wurden mit „sehr gut“ bewertet.

Von Markus Brauer/dpa

50 oder sogar 50+: Nicht alle Sonnencremes lösen den hohen Lichtschutzfaktor ein, den sie auf Tube oder Flasche versprechen. Das zeigt eine Untersuchung der Zeitschrift „Öko-Test“ (Ausgabe 6/2025). Und die geht mit einer Premiere einher: Zum ersten Mal bestimmten die Tester den Lichtschutzfaktor von Sonnenschutzmitteln.

Hintergrund ist, dass zuverlässige Messungen bislang nur auf echter Haut am Menschen möglich waren. Darauf hatten die Tester verzichtet. „Wir wollten niemanden wegen unserer Tests einem Risiko für Hautschäden aussetzen“, schreiben sie. Nun gibt es eine neue Prüfnorm, die aussagekräftige Messungen ermöglicht und für die keine Haut gefragt ist.

Wenn LSF 50 draufsteht, aber nicht einmal LSF 20 drinsteckt

26 Sonnencremes mit hohem oder sogar sehr hohem Schutz hat „Öko-Test“ auf diese Weise untersucht. Gewisse Abweichungen zwischen ausgelobtem und gemessenen Lichtschutzfaktor ließen die Tester zu:

  • Bei 15 Produkten ist der Lichtschutzfaktor „Öko-Test“ zufolge in Ordnung. Eine Sonnencreme erreichte sogar einen höheren Lichtschutzfaktor als ausgelobt.
  • Die restlichen 11 Produkte konnten weniger überzeugen.
  • 10 erreichten weniger als drei Viertel der ausgelobten Schutzleistung.
  • Eines schaffte nicht einmal ein Drittel. Heißt konkret: Bei diesem Produkt lag der Lichtschutzfaktor unter 20. Note: „mangelhaft“.

Fünfmal wurde verbotener Weichmacher gefunden

Was die Tester ebenfalls interessierte: Stecken bedenkliche Inhaltsstoffe in den Produkten, allen voran der verbotene Weichmacher DnHexP?

Er kann die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. In Sonnencremes gelangt er als Nebenprodukt, das bei der Herstellung des UV-Filters DHHB entstehen kann, aber nicht muss. Das zeigt auch die „Öko-Test“-Untersuchung: Neun Sonnencremes im Test enthalten DHHB, sind allerdings frei von dem Weichmacher.

Die Tester wurden allerdings auch fünfmal fündig:

  • In vier Sonnencremes entdeckten sie DnHexP nur in Spuren, was keine Abwertung mit sich bringt.
  • In einer Creme steckte der Weichmacher jedoch in einer Menge, die ihr die Note „mangelhaft“ einbringt.
  • Immerhin: Von keiner der nachgewiesenen DnHexP-Mengen geht „Öko-Test“ zufolge eine unmittelbare Gesundheitsgefahr aus.

Testsieger sind vergleichsweise günstig

Ohne Bedenken cremen und sich gut vor der Sonne schützen: Das ist mit so einigen Sonnencremes möglich:

  • Zwölf schneiden mit der Note „gut“ ab.
  • Und es geht noch besser: Zwei Sonnencremes bewertet „Öko-Test“ als „sehr gut“. Die beiden Testsieger sind vergleichsweise günstig. Es handelt sich um folgende Produkte:
  • „Sun D’Or Sonnenmilch, 50“ von Budni bzw. Edeka (3,57 Euro pro 200 Milliliter)
  • „Sundance Sonnenmilch, 50“ von Dm (3,18 Euro pro 200 Milliliter).

Was bewirkt Sonnencreme?

Sonnencreme blockiert die sogenannten UV-Strahlen der Sonne. So schützt sie vor Sonnenbrand und Krankheiten wie Hautkrebs. Doch keine Sonnencreme kann alle UV-Strahlen aufhalten, ein paar kommen immer durch.

Die Creme kann aber Sonnenbrand gut hinauszögern: Hat sie zum Beispiel einen Lichtschutzfaktor 50, dann dauert es etwa 50 Mal so lang wie ohne Creme, bis sich ein Sonnenbrand bildet.

Wie viel Sonnencreme ist sinnvoll?

  • Viel hilft viel: Die meisten Leute nehmen zu wenig Sonnencreme. Nach fünfmal den ganzen Körper eincremen sollte die Flasche leer sein – zumindest stimmt das bei Erwachsenen mit einer 200-Milliliter-Flasche.
  • Kinder sollten allein im Gesicht einen ganzen Teelöffel verteilen. Wer schwimmen war oder Sport gemacht hat, sollte außerdem nachcremen. Denn die Creme kann durch Abwaschen oder Abreiben weggehen.
  • Auch sonst wird empfohlen, alle zwei Stunden erneut zu schmieren.

Welcher Lichtschutzfaktor ist notwendig?

Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) sollte der Lichtschutzfaktor von Kinder-Sonnencremes mindestens 30 betragen, womit 97 Prozent des Lichts absorbiert werden. „Ein LSF über 30 steigert den Schutzeffekt nur noch geringfügig – sehr viel wichtiger ist die Verwendung einer ausreichenden Menge an Lotion oder Creme“, heißt es seitens der DGKJ.

Auch die DGKJ-Experten raten, nicht mit Creme zu geizen. „Auf keinen Fall sollte mit der Creme gespart werden, Sonnenschutz muss reichlich aufgetragen werden. Mindestens zweimal am Tag und erneut nach jedem Baden sollte gründlich gecremt werden.“

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Erstellt:
28. Mai 2025, 18:38 Uhr

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