Krasse Theorie!
Spionierten Ufos 1957 Atomwaffentest aus?
Gibt es intelligentes Leben im All? Davon sind viele Fachleute fest überzeugt. Möglicherweise haben Aliens uns sogar schon besucht – erst vor wenigen Jahrzehnten.

© Imago/StockTrek Images
Von Markus Brauer
Sind wir allein in den unendlichen Weiten des Weltraums? Der 2018 verstorbene britische Physiker Stephen Hawking war überzeugt: Die Menschheit sollte sich besser still verhalten, denn Außerirdische könnten uns als Konkurrenz ansehen.
Die Entdeckung einer schwedischen Wissenschaftlerin sorgt für Aufsehen unter ihren Kollegen. Werden die Atomwaffentests der Menschheit von Außerirdischen beobachtet?
Wir schreiben das Jahr 1957
Im Rahmen des VASCO-Projekts untersuchte die Physikerin Beatriz Villarroel vom Nordita-Institut (The Nordic Institute for Theoretical Physics) der Universität Stockholm gemeinsam mit einer internationalen Forschungsgruppe historische Himmelsfotos aus der Zeit vor 1957 – also noch vor dem Start des ersten Satelliten Sputnik 1 am 3.November 1957.
Künstliche Objekte im Erdorbit?
Dabei fanden die Forscher sogenannte Transienten: kurze Lichtblitze oder Lichtpunkte, die auf einer Aufnahme erscheinen, aber nicht auf den vorherigen oder folgenden Bildern der Aufnahme. Einige zeigten mehrere Lichtpunkte entlang einer geraden Linie.
Zur Info: In der Elektrotechnik sind Transienten schnelle, impulshaften Strom- oder Spannungsänderungen (z.B. durch Schalthandlungen oder Blitzschlag) die Schäden verursachen können.
Nach Ausschluss von Fehlerquellen wie chemischen Defekten oder Bildstörungen schlussfolgerten die Wissenschaftler, dass rund ein Drittel der Erscheinungen durch künstliche Objekte im Erdorbit verursacht worden sein könnten. Diese reflektierten Sonnenlicht und verschwanden, sobald sie in den Erdschatten traten.
Waren es Ufos?
In ihrer Studie stellten Villarroel und ihr Kollege Stephan Bruehl (Vanderbilt University) zudem fest, dass die Häufigkeit dieser Transienten zeitlich mit Ufo-Sichtungswellen 1952 und 1954 übereinstimmte.
Da es vor Sputnik keine von Menschen gebauten Satelliten gab, stellt sich die Frage, ob es sich bei den Objekten um natürliche Phänomene, technische Fehler oder tatsächlich außerirdische Objekte handeln könnte.
Was sagen andere Ufo-Experten?
Auf der IFEX-Konferenz an der Universität Würzburg sagte der Physiker und Ufo-Experte Matthew Szydagis von der Universität Albany in den USA: „Villarroel und ihr Team versuchen sehr sorgfältig, alltägliche Erklärungen für die Transienten zu eliminieren. Es gibt keine astrophysikalischen Phänomene, die so erscheinen und verschwinden können, wie die, die sie gefunden hat. Wenn es stimmt, dass es vor Sputnik keine Objekte im Orbit gab, dann können die gefundenen eindeutig nicht von Menschen stammen.“
US-Pentagon: Es gibt keine Beweise für Ufos
Dem US-Verteidigungsministerium zufolge gibt es weder Beweise für Besuche von Außerirdischen auf der Erde noch Bemühungen, Informationen darüber geheim zu halten. Das geht aus einem Bericht hervor, den das Pentagon in der amerikanischen Hauptstadt Washigton im März 2024 veröffentlicht hatte.
Zwar seien viele Sichtungen „nicht identifizierter anomaler Phänomene“ – gemeinhin als UFOs bekannt – noch ungeklärt, heißt es darin. In den allermeisten Fällen fehlten aber schlicht verwertbare Daten. Außerdem seien Ressourcen und Personal bei den zuständigen Regierungsstellen häufig „irregulär und sporadisch“, was die Untersuchungen zusätzlich erschwere.
Erkundung sowjetischer Technologien wichtiger als Ufos
Konkret geht der Bericht auf Untersuchungen der US-Regierung solcher Sichtungen seit 1945 ein und bezieht sich dabei auch auf Erkenntnisse aus geheimen Regierungsarchiven. Demnach gibt es keine Beweise dafür, dass Informationen über außerirdisches Leben etwa durch das US-Militär zurückgehalten worden seien. Der Fokus habe vielmehr auf „wichtigeren Anliegen“ gelegen, wie der Erkundung sowjetischer Technologien.
Man sei sich darüber im Klaren, dass der Gedanke an außerirdisches Leben viele Menschen beschäftige, heißt es zudem in dem Bericht. Fernsehen, Bücher, Filme und das Internet befeuerten die Debatte ebenso wie das Vertrauen in vermeintlich glaubwürdige Quellen. Es gehe aber nicht darum, einen bestimmten Glauben zu widerlegen, sondern mit wissenschaftlichen Methoden zu empirisch belastbaren Ergebnissen zu gelangen.
USA suchen seit 80 Jahren nach Ufos
Fakt ist: Seit Ende der 1940er Jahre gibt es in den USA staatliche Forschungsprojekte zu Ufos – wie Project Sign (1947), Project Grudge (1949) und Project Blue Book (1952–1969).
Von 2008 bis 2021 unterhielt das Pentagon zwei weitere Projekte: ein Programm zur Identifizierung fortgeschrittener Luft- und Raumfahrtbedrohungen namens AATIP sowie UAPTF – ine Taskforce für unidentifizierte Luftphänomene. Diese sollten die Erfassung und Berichterstattung von Sichtungen ungeklärter Luftfahrzeuge „standardisieren“.
Im Dezember 2017 bestätigte das US-Verteidigungsministerium die Existenz eines Programms zur Erfassung von Daten über militärische Ufo-Sichtungen. Demnach ist UAPTF – die Abkürzung steht für Unidentified Aerial Phenomena Task Force – ein streng geheimes Projekt des United States Office of Naval Intelligence, mit dem die Erfassung und Berichterstattung von Sichtungen ungeklärter Luftfahrzeuge „standardisiert“ werden soll.
Tausende Ufo-Sichtungen wurden bisher gemeldet
Nach Angaben des National Ufo Reporting Center (Nuforc) in Davenport (US-Bundesstaat Washington) wurden allein 2020 insgesamt 7267 Ufo-Sichtungen über den USA gemeldet. Ein Jahr zuvor waren es 1000 weniger, im Jahr 1990 sogar nur 319. Die meisten Meldungen stammten von Privatpersonen.
Im Januar 2023 hatte es erstmals seit Jahrzehnten wieder eine Ufo-Anhörung im Kongress gegeben. Grund war, dass das Pentagon in den vergangenen Jahren geheime Berichte veröffentlicht hatte, denen zufolge es für Dutzende Himmelserscheinungen aus den vorigen zwei Jahrzehnten bislang keine Erklärungen gebe. Allerdings existierten auch keine Hinweise auf geheime Technik anderer Länder oder auf außerirdisches Leben, hieß es.
Im Juni 2023 hatte schließlich eine Expertengruppe der US-Raumfahrtbehörde Nasa ein öffentliches Treffen abgehalten und sich für mehr und bessere Daten zu Beobachtungen von ungewöhnlichen Phänomenen ausgesprochen. Viele Beobachtungen aus der Vergangenheit könnten nicht aufgeklärt werden, weil es zu wenige und zu schlechte Daten gebe, gab man zu Protokoll. Auch das Pentagon hatte eine unzureichende Datenlage bemängelt (mit dpa-Agenturmaterial).