Stadtwerke sehen keine Alternative zu Erdgastarifpreis-Erhöhung

Wegen drastisch gestiegener Einkaufspreise votiert der Murrhardter Gemeinderat für die Anhebung um 4,89 Cent pro Kilowattstunde.

Archivfoto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

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Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Aufgrund der „Explosion der Energiepreise“ bleibe den Stadtwerken nichts anderes übrig, als die Kosten an die Kunden weiterzugeben. Deshalb „ist die Erhöhung der Tarifpreise für die Erdgasversorgung ab 1. Januar 2022 alternativlos“, erklärte Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Braulik in der jüngsten Gemeinderatssitzung. „Die Stadtwerke handeln nicht“, betonte er, sie kaufen täglich die Menge Erdgas ein, die in einigen Monaten benötigt werde, um Preisentwicklungen am Energiemarkt rechtzeitig an die Kunden weitergeben zu können.

Doch die Marktpreise seien derzeit doppelt so hoch wie in den vergangenen Jahren, als sie weitgehend konstant blieben. Für 2022 bedeutet dies eine drastische Erhöhung der Tarifpreise, wie sie bei den Stadtwerken noch nie umgesetzt werden musste. Der Einkaufspreis hat sich um etwa 4,8 Cent pro Kilowattstunde von durchschnittlich 1,6 Cent auf 6,4 Cent erhöht. Um einen Verlust zu verhindern, müssen die Stadtwerke den Anstieg der Einkaufspreise komplett an die Kunden weitergeben. Insgesamt wird eine Erhöhung von 4,89 Cent pro Kilowattstunde netto vorgeschlagen, davon 0,09 Cent aufgrund der CO2-Steuer und 4,8 Cent aufgrund des gestiegenen Einkaufspreises für Erdgas.

Braulik versprach, „die Stadtwerke bleiben ein fairer Versorger“ und geben künftige Preisentwicklungen, über die derzeit keine Prognose möglich sei, an die Kunden weiter: „Zum 1. Oktober 2022 werden wir neu rechnen: Wenn’s gut läuft, können wir die Erdgastarife wieder senken, aber wenn’s schlecht läuft, müssen wir noch was drauflegen.“ Bei der Kalkulation der neuen Tarifpreise für 2022 wurde ein Rückgang der Einkaufspreise ab der Jahresmitte 2022 berücksichtigt. Doch besteht weiter das Risiko, dass Erdgasmengen zu hohen Marktpreisen aufgrund eines möglicherweise sehr kalten Winters in den Monaten Januar bis März bezogen werden müssen.

Diese nicht vorhersehbare Entwicklung in Bezug auf Witterung, Temperaturen und Energiepreise zeigt auf, dass eine Kalkulation der Tarifpreise auch von nicht beeinflussbaren und unbekannten Faktoren abhängig ist. Sollten die Einkaufspreise weiter auf hohem Niveau bleiben, muss eine erneute Tariferhöhung in Betracht gezogen werden. Andererseits würden deutlich sinkende Einkaufspreise in den nächsten Monaten wieder zu sinkenden Tarifen führen.

Der enorm gestiegene Einkaufspreis führt bei fast gleichbleibenden Netznutzungsentgelten, konstanter Erdgassteuer und Konzessionsabgabe zu einer Verdoppelung der Tarifpreise. Dies bedeutet für Erdgaskunden bei einer jährlichen Verbrauchsmenge von beispielsweise 18000 Kilowattstunden als Durchschnittswert für ein Einfamilienhaus mit etwa 150 Quadratmetern Wohnfläche einen Anstieg der jährlichen Energiekosten in Höhe von 1047 Euro brutto. Etwas anders sieht es laut Braulik bei den Bio-Erdgastarifen aus, da falle die Steigerung nicht so stark aus. Dem höheren Marktpreis für Bio-Erdgas kann der Wegfall der CO2-Steuer entgegengerechnet werden.

Braulik empfiehlt den Kunden, den Energieverbrauch zu senken

Auch der Nahwärmepreis werde ab 1. Januar 2022 etwas steigen, da die Heizzentralen zwar hauptsächlich mit Holzhackschnitzeln, in Spitzenbedarfsphasen aber zusätzlich mit Erdgas die benötigten Wärmemengen erzeugen. Angesichts der stark gestiegenen Energiekosten empfahl der Stadtwerke-Geschäftsführer den Kunden, zu überlegen, wie sie ihren Energieverbrauch senken können, indem sie beispielsweise ihr Wohngebäude energetisch sanieren und erneuerbare Energien nutzen. Dafür sind bauliche Energieeinsparmaßnahmen notwendig, vor allem bei älteren, energetisch noch nicht sanierten Immobilien.

Die Fraktionssprecher wiesen auf die Auswirkungen dieser Tariferhöhung auf die Kunden hin. „Das ist ein Schock für die Erdgaskunden“, fand Gerd Linke (MDAL/Die Grünen), doch in dieser schwierigen Situation heiße es „auf Sicht fahren“ und die Kosten weiterzugeben. „Gut, dass die Stadtwerke zeigen, dass sie ein solider Versorger sind“, lobte sein Fraktionskollege Martin Stierand. „Die Tariferhöhung bedeutet für viele Familien harte Einschnitte, da die Heizkosten sich verdoppeln“, erklärte Klaus-Peter Dörrscheidt (UL). „Wir kommen um die Erhöhung nicht herum“, darum sei es wichtig, sobald der Einkaufspreis sich wieder verändere, sprich sinke, dies ebenso an die Kunden weiterzugeben, betonte Edgar Schäf (SPD).

So votierte das Stadtparlament wohl oder übel geschlossen für die vorgeschlagene Erhöhung der Erdgastarife.

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Erstellt:
23. Oktober 2021, 06:00 Uhr

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