Festival Architekturnovember

Stuttgart spricht über die Architektur von morgen

Wie kann dauerhaft gutes Bauen gelingen? Wie verdichten wir nachhaltig? Das klärt der Architekturnovember in Stuttgart und im Land. Ein Überblick über die spannendsten Diskussionen.

Mit viel Lob bedacht und im Finale um den diesjährigen „Architektur-Oscar“ Nike: Markolfhalle Markelfingen in Radolfzell, von Steimle Architekten (Stuttgart)

© Brigida González

Mit viel Lob bedacht und im Finale um den diesjährigen „Architektur-Oscar“ Nike: Markolfhalle Markelfingen in Radolfzell, von Steimle Architekten (Stuttgart)

Von Tomo Pavlovic

Wie kann man neuen Wohnraum schaffen, ohne Abriss und Neubau? Was sind architektonische Herausforderungen bei der Transformation unserer aufgeheizten Stadtzentren in klimaresiliente Lebensräume? Wie begegnen wir den drängenden Problemen wie Wohnungsnot, der Unterfinanzierung der öffentlichen Kassen, wie umgehen mit Leerstand und den schwelenden Abbruchdebatten?

Stuttgart debattiert: Umbau statt Abriss

Dies sind Fragen, die beim „Architekturnovember 2025“ sicher nicht abschließend beantwortet, aber ausgiebig diskutiert werden. Das jährlich stattfindende und vom Bund deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) in Baden-Württemberg veranstaltete Festival beschäftigt sich wenig überraschend mit dem omnipräsenten Thema Umbau, Weiternutzung, Umnutzung.

Unter dem Motto „Und wer plant das Morgen?“ werden Projekte vorgestellt, bei denen eine Verwandlung und Wiederverwendung von Gebäuden, Orten und Strukturen architektonisch gelungen ist und im besten Fall außerdem die Stadt lebenswerter macht und so einen Beitrag zu einer gelungenen Stadtentwicklung beiträgt.

Perspektivwechsel im Kunstverein in Stuttgart

Der offizielle Auftakt findet am 3. November von 19 Uhr im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart statt. In der Gesprächsrunde „Und Morgen?“ konkurrieren unterschiedliche Perspektiven miteinander: alles dreht sich um Erfahrung und Neuanfang, Architektur und Gesellschaft, Institution und Initiative. Es soll um die viel zitierte Transformation gehen, um das „Dazwischen“ – räumlich wie gesellschaftlich – und um die Verschiebung von Rollen zwischen Generationen, Disziplinen und Formaten.

Liza Heilmeyer, Landesvorsitzende des BDA Baden-Württemberg hält die Begrüßungsrede und stimmt auf hoffentlich spannende Beiträge und Gesprächszirkel ein. Passend zum Motto werden im Anschluss Tobias und Gabriel Wulf (wulf architekten) sowie Christiana Weiß und Paul Vogt (Adapter e.V.) sich darüber austauschen, was vor uns allen liegt, architektonisch, stadtplanerisch und allgemein gesellschaftlich. Moderiert wird die kleine, feine Runde von der Künstlerin und Vorstandsvorsitzenden im hiesigen Künstlerhaus Ania Corcilius.

Wie man das Um- und Neubauen im Stadtraum anders und kreativer als bisher forcieren kann, darum geht es am 6. November um 19 Uhr an der HFT Stuttgart (Aula, Schellingstraße 24), wenn Philip Stapel vom Leipziger Octagon Architekturkollektiv über „Urbane Transformation als soziale Praxis“ einen Vortrag hält. Octagon ist ein interdisziplinäres Planungslabor für Strategien des gesellschaftlichen Zusammenlebens in den Arbeitsfeldern Stadtplanung, Architektur und Freiraum.

Können Bahnhöfe mehr als Bahnhöfe sein?

Das BDA-Wechselgespräch am 24. November um 19 Uhr im Wechselraum (Friedrichstraße 5) handelt von der Gestalt der Infrastruktur, wobei es angesichts neuer Materialien und technischen Möglichkeiten um die gestalterische Qualität von zu planenden Brücken, Flughäfen oder Bahnhöfen gehen wird. Zur Debatte geladen sind die Architektinnen Dea Ecker und Annette Rudolph-Cleff sowie der Architekt Stefan Peters, die Moderation übernimmt die Journalistin und Autorin Amber Sayah.

Noch bis zum 30. Januar sind im Italienischen Kulturinstitut in Stuttgart (Kolbstraße 6) Fotografien von Roberto Conte und Stefano Perego zu bewundern, ihre Arbeiten kreisen um die brutalistischen Bauten in ihrer Heimat („Brutalist Italy“). Ebenfalls spannend: die Ausstellung im BDA Wechselraum mit dem unmissverständlichen Titel „Fixit! – Umbau statt Abriss“, vom 18. November bis 19. Dezember.

Wie relevant ist Architektur?

Eine Fahrt nach Waldshut lohnt sich am 24. November, wo um 19.30 Uhr in der dortigen Stadthalle die Stuttgarter Architektin Katja Knaus vom Studio Yonder über „Zwischenräume“ referiert. Zum Waldshuter Architektur-Apéro beleuchtet Knaus jene unscheinbar wirkenden, aber wichtigen Zwischenräume, die es in Werk und Lehre zu finden gilt, um Architektur Relevanz, Strahlkraft und Poesie zu verleihen.

Der Architekturnovember heißt zwar so, beschränkt sich aber längst nicht auf einen einzigen Monat – bis zum 20. Dezember finden im Land mehr als 50 Ausstellungen, Vorträge und Diskussionen bis hin zu Aktionen und Buchpräsentationen statt. Sämtliche Termine sind auf der Homepage architekturnovember.de gelistet.

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Erstellt:
31. Oktober 2025, 18:16 Uhr

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