Konzert für den Frieden
Stuttgarter Musikerinnen engagieren sich für die Ukraine
Die Stuttgarter Dirigentin Friederike Kienle reist in die Ukraine. Für ein Friedenskonzert will sie in Riwne dem dezimierten Orchester zu sinfonischer Klangfülle verhelfen.

© Peter Geismar
Die Stuttgarter Dirigentin Friederike Kienle engagiert sich für Menschen und Musikerinnen in der Ukraine.
Von Andrea Kachelrieß
Die Stuttgarter Dirigentin Friederike Kienle hat bereits mehrfach unterschiedliche musikalische Aktionen zur Unterstützung der Ukraine initiiert, zuletzt das Konzert „Klang-Kaleidoskop Ukraine“. Dabei musizierten Stuttgarter und ukrainische Musikerinnen und Musiker gemeinsam – auch um Spenden für ein neues Projekt in der westukrainischen Stadt Riwne zu sammeln. Was ist geplant?
Frau Kienle, Sie wollen am 22. Juni mit dem Orchester der westukrainischen Stadt Riwne auftreten. Wie kam der Kontakt zustande?
Über den ukrainischen Klarinettisten Taras Demchyshyn, den ich während meines Studiums in Japan kennengelernt hatte. Als wir den Konzerttermin für den Juni 2025 vereinbarten, dachten wir, dass bis dahin der Krieg bestimmt vorbei sei. Das ist leider nicht so. Wir kommen vielmehr in eine sehr angespannte Situation.
Wie ist die Lage in der Stadt – und wie beim Orchester?
Es wird meine erste Reise in die Ukraine sein. Ich weiß, dass Riwne bis jetzt vom Krieg verschont geblieben ist. Es ist eine Stadt mit einer Viertelmillion Einwohnern und einem dezimierten Orchester. Weil die Männer alle eingezogen wurden und an der Front sind, fehlen dem Ensemble vor allem die Bläser. Trotzdem lassen sich die zurückgebliebenen Musikerinnen nicht entmutigen, konzertieren regelmäßig und ziehen Kraft aus der gemeinsamen Arbeit.
Welche Stücke haben Sie gewählt?
Sophia Weidmann, die sich als Musikerin auch sozial stark engagiert, hat sich Schumanns Klavierkonzert a-Moll Op. 54 ausgesucht. Ich habe Beethovens 3. Sinfonie „Eroica“ gewählt, ein Musikstück, das sich intensiv mit der Frage auseinandersetzt, was einen Helden ausmacht. Beethoven dringt dabei radikal in die menschliche Tiefe vor. Ich glaube, dass dieses Werk auf besondere Weise mit den Menschen in der Ukraine verbunden ist, die seit Jahren für ihre Freiheit und Unabhängigkeit kämpfen. Bei diesem Konzert geht es nicht nur um die Töne, sondern um das emotionale Verständnis der Botschaft, die darin mitschwingt.
Was ist Ihr Plan?
Die Stuttgarter Pianistin Sophia Weidmann und ich haben mit dem Verein InterAKT Initiative Spenden gesammelt und tun das weiter. Wir möchten den Menschen in Riwne ein sinfonisches Konzerterlebnis ermöglichen, dafür helfen 19 Musikerinnen der umliegenden Orchester aus Lviv, Lutsk und Ternopil aus. Wir sehen das Konzert als Zeichen der Hoffnung in Zeiten, in denen sich politisch nichts bewegt. Die Ukraine war früher ein Land mit regem kulturellen Austausch. Den Menschen bedeutet es viel, dass wir gemeinsam musizieren.
Info
TerminDas Konzert findet am 22. Juni um 16 Uhr statt (17 Uhr ukrainischer Zeit). Bei ausreichendem Spendenvolumen wird es einen Livestream geben. Spenden für das „Konzert für den Frieden“ sind möglich über den Verein InterAKT Initiative.
HilfeSpendenkonto: InterAKT Initiative e.V. IBAN: DE47 6005 0101 0405 5578 59. Bitte den Betreff: „Nothilfefond Ukraine Rivne“ angeben, damit die Spende zugeordnet werden kann.