Was geschah am . . . 1. Juli 1916?

Tag eins der Somme-Schlacht wird für britische Soldaten zum Schlachthaus

Die verlustreichste Schlacht des Ersten Weltkriegs beginnt. Allein am ersten Tag ihres Sturmangriffes verlieren die Briten mehr als 20.000 Mann. Und es kommt noch schlimmer.

Allein am ersten Tag ihres Sturmangriffes am 1. Juli 1916 verlieren die Briten in der Somme-Schlacht mehr als 20.000 Mann.

© Imago/United Archives International

Allein am ersten Tag ihres Sturmangriffes am 1. Juli 1916 verlieren die Briten in der Somme-Schlacht mehr als 20.000 Mann.

Von Markus Brauer/dpa

Die mörderischste Schlacht des Ersten Weltkrieges bleibt ohne echten Sieger. Eine Million Soldaten werden in den Schützengräben bei den britisch-französischen Großangriffen auf die deutschen Stellungen an der Somme getötet oder schwer verwundet und verstümmelt.

Monatelanges Abschlachten ohne Kriegsentscheidung

Nach wochenlangem mörderischem Artilleriefeuer auf die deutschen Unterstände treten am 1. Juli 1916 auf 40 Kilometern Länge 120.000 Briten zum Sturmangriff an. Sie werden dabei von Hunderten Flugzeugen unterstützt. Die Offensive soll die französische Armee entlasten, die in der Schlacht um Verdun auszubluten droht.

Doch die Briten haben die Schäden ihres Artilleriefeuers auf deutscher Seite stark überschätzt. Schon in den ersten 30 Minuten fallen 8000 Mann im deutschen MG-Feuer. Am Abend des verlustreichsten Tages der britischen Militärgeschichte zählen die Briten 19.000 Tote, 2100 Vermisste und 36.000 Verwundete. Ganze Divisionen werden aufgerieben.

Welchen Zweck verfolgten die alliierten Gegner Deutschlands?

Briten und Franzosen wollen die französische Armee entlasten, die seit Februar bei Verdun in einen verlustreichen Stellungskrieg verwickelt ist. Die deutsche Armee soll geschwächt und in östliche Richtung zurückgedrängt werden. Schauplatz ist das Tal des Flusses Somme im Nordwesten Frankreichs auf einer Breite von 30 bis 40 Kilometern.

Wer stand sich gegenüber?

Die Deutschen bieten insgesamt mehr als 700.000 Mann in etwa 50 Divisionen und zwei Armeen auf. Die meisten sind kampferprobt. Die Alliierten ziehen doppelt so viele Divisionen zusammen – Soldaten aus Großbritannien, dem Commonwealth und Frankreich. Besonders unter den Briten sind viele unerfahrene Freiwillige. Durch die „Hölle an der Somme“ gehen nach und nach rund 2,5 Millionen Alliierte und etwa 1,5 Millionen Deutsche.

Wie begann die Offensive?

Eine Woche lang feuern Briten und Franzosen ein Trommelfeuer von mehr als 1,7 Millionen Granaten auf die Deutschen ab, um deren Schützengräben zu zerstören. Doch das gelingt nicht. Als die Briten am Morgen des 1. Juli in breiter Front siegesgewiss heranstürmen, werden sie reihenweise von Maschinengewehrsalven niedergemäht. 19.240 Männer sterben – der blutigste Tag in der Militärgeschichte des Königreichs.

Wie lange dauerte das Gemetzel?

Die Schlacht dauert 141 Tage – vom 1. Juli 1916 bis zum 18. November. Die erste Phase beginnt mit dem Ansturm auf die deutschen Stellungen. In der zweiten Phase von Ende Juli bis Ende August zermürben sich die Gegner mit massiven Artillerieattacken, die Kraterlandschaften, zerstören Dörfer und Gehöfte hinterlassen.

Allein die Deutschen verschießen rund 14 Millionen Granaten. Zum Schluss versuchen die Briten im November vergeblich, mit einer Großoffensive in schlammigem Gelände am Somme-Nebenfluss Ancre das Blatt zu wenden.

Wie viele Verluste gab es auf allen Seiten?

Beide Parteien bezahlen die 20 Wochen dauernden Kämpfe mit Verlusten von insgesamt fast 1,1 Millionen Mann, darunter über 310.000 Gefallene. Die britischen und Commonwealth-Truppen zählen bei minimalen Geländegewinnen nahezu 420.000 Tote und Verwundete, die Franzosen rund 204.000. Die deutschen Verluste belaufen sich auf rund 465.000, davon rund 164.000 Tote.

Mit welchen Mitteln kämpften die Kriegsparteien?

Die Somme-Schlacht tobt bereits seit zweieinhalb Monaten. In den Stellungen liegen die deutschen Soldaten unter dem massiven Druck der englischen und französischen Divisionen in der Defensive. Am 15. September 1916 tauchen vor ihren Schützengräben nahe der Dörfer Flers und Courcelette nie gesehene, stählerne Ungetüme auf: Tanks.

Die Entente führt erstmals diese neue Waffe ins Gefecht, die in den Generalstäben der Mittelmächte damals noch belächelt wird, aber Strategie und Taktik der Kriegsführung revolutioniert.

Die ersten 14 der noch unförmigen, turmlosen Panzer, bei denen die Raupenketten das Aussehen bestimmen, lassen allerdings zu wünschen übrig: Die meisten bleiben wegen technischer Mängel liegen. Die Premiere der „Mark I“ genannten Tanks ist ein Fehlschlag, wenngleich sie bei den Soldaten eine psychologische Wirkung nicht verfehlt.

Wer hat gewonnen?

Niemand. Gegen Ende der Kämpfe verfügen die Verbündeten über nahezu 4900 Geschütze und 1000 Flugzeuge. Die Maschinen sichern ihnen die Luftherrschaft. Die Deutschen haben nur etwa halb soviele Geschütze und Flugzeuge und konnten deutlich weniger Granaten verschießen.

Als alles vorbei ist, ist die deutsche Front auf 35 Kilometer Breite nur etwa 10 Kilometer eingedrückt worden. Beide Gegner sind schwer angeschlagen. Besonders der britische Oberbefehlshaber Douglas Haig nimmt für bescheidene Erfolge hohe Verluste in Kauf.

Symbol für den Irrsinn des Krieges

Für Großbritannien ist die Somme, was Verdun für die Franzosen ist: ein Symbol für unbeugsamen Heldenmut und Siegeswillen, aber auch für den Irrsinn Menschen fressender und Menschen verachtender Materialschlachten.

Jedes Jahr zieht es Hunderttausende Besucher auf die alten Schlachtfelder, auf denen noch immer regelmäßig Granaten und Stahlsplitter, aber auch Knochen und private Gegenstände der Soldaten geborgen werden.

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Erstellt:
30. Juni 2025, 09:46 Uhr

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