Tausende Einsatzkräfte sichern Hochrisikopartie
Das Spiel des VfB gegen Maccabi Tel Aviv ist kein normales gewesen: Es lief unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen, nicht nur im Stadion.
Von unserer Redaktion
Stuttgart - Schon Stunden vor dem Anpfiff des Europa-League-Spiels VfB Stuttgart gegen Maccabi Tel Aviv hat die Polizei in der Stuttgarter Innenstadt und rund um das Stadion massive Präsenz gezeigt, um Fußballfans und auch Besucher des Weihnachtsmarktes zu schützen. Tausende Einsatzkräfte aus dem ganzen Land und dem Bundesgebiet kamen in die Landeshauptstadt. Es wurden nicht nur Straßen gesperrt, sondern auch der Luftraum über der Innenstadt und dem Stadion. Den überwachte die Polizei mit Hubschraubern und Drohnen. Die Flüge dienen nach Angaben der Polizei zur „Bildübertragung und Beweissicherung“.
Die Behörden hatten die Partie wegen der politischen Lage im Nahostkonflikt als Hochrisikospiel eingestuft. Die Polizei habe sich auf „ein breites Spektrum von Einsatzlagen“ vorbereitet, „bis hin zu terroristischen Szenarien“, sagte der Stuttgarter Polizeivizepräsident Carsten Höfler. Es bestehe eine „abstrakt hohe Gefährdungslage“ für islamistisch motivierte Anschläge in Deutschland. Und mit einem aus Israel stammenden Team und deren Fans in der Stadt wurde die Gefahrenlage als noch brisanter eingeschätzt. Nicht zuletzt gebe es bei den Maccabi-Anhängern eine gewaltbereite Szene.
Im Schlossgarten, in dem sich am Nachmittag mehrere Hundert israelische Fans im Biergarten trafen, waren zahlreiche Einsatzkräfte unterwegs. Unterstützt wurden sie vom Polizeirabbiner Shneur Trebnik, der den Fußballfans die Regeln erklärte – etwa dass Shuttlebusse sie zum Stadion bringen würden, begleitet von Polizeifahrzeugen. Der Maccabi-Mannschaftsbus fuhr ebenfalls mit Polizeieskorte zur MHP Arena.
Die verschärften Sicherheitsvorkehrungen betrafen auch die Einlasskontrollen. Erstmals wurden Stadionbesucher mit Metalldetektoren abgesucht, was die Einlasszeiten erheblich verlängerte. Es durften keine Taschen, Rucksäcke und Handtaschen mitgenommen werden. Sprengstoffsuchhunde waren im Einsatz. Fangruppierungen hatten die Regeln im Vorfeld kritisiert, einige Ultra-Gruppierungen boykottierten das Spiel wegen der Einschränkungen.
Die allermeisten Zuschauer schafften es pünktlich zu ihren Plätzen – was wohl auch daran lag, dass viele sehr früh angereist waren. Klagen gab es nur darüber, dass viele der Kioske nicht geöffnet waren – das hatte der VfB jedoch bereits im Vorfeld angekündigt.
Während es im November 2024 beim Gastspiel von Maccabi Tel Aviv bei Ajax Amsterdam zu Ausschreitungen gekommen war, wurden in Stuttgart bis Redaktionsschluss keine größeren Zwischenfälle bekannt. Rund um das Stadion und in der Innenstadt blieb es relativ ruhig. Am Nachmittag hatten sich auf dem Schlossplatz bis zu hundert Menschen mit israelischen Fahnen versammelt, organisiert hatte das die Deutsch-Israelische Gesellschaft Region Stuttgart (DIG). Die Aktion verlief friedlich. In einem Biergarten hätten Fans Pyrotechnik gezündet. Sie müssten mit einer Anzeige rechnen, sagte eine Polizeisprecherin. An ein israelisches Reisebüro in der Stadt seien Banner angebracht worden, darauf habe unter anderem „Nach Palästina umgesiedelt“ und „Ab sofort geschlossen“ gestanden. Zudem sei an mehreren Orten in der Stadt der Slogan „Free Gaza“ an Gebäude gesprüht worden. Man habe Ermittlungen eingeleitet unter anderem wegen Sachbeschädigung und Volksverhetzung.
Bei einer propalästinensischen Versammlung am Mittwochabend war es zu Störungen gekommen: Ein 30-Jähriger soll an der Königstraße antisemitische Parolen gerufen haben. Gegen ihn ermittelt die Kriminalpolizei wegen Volksverhetzung.
Ein 47 Jahre alter Tatverdächtiger soll Teilnehmende der pro-palästinensischen Versammlung beleidigt haben. Auch er wurde vorläufig festgenommen. Beide Männer kamen nach der Anzeigenaufnahme wieder auf freien Fuß.
