Sirikit ist tot
Thailand trauert um ehemalige Königin
Die ganze Welt lag ihr zu Füßen, war entzückt von ihrer umwerfenden Schönheit: Thailands frühere Königin Sirikit war in den 1950er und 60er Jahren ein royaler Superstar. Nun ist sie mit 93 Jahren gestorben.
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Eine echte Schönheit: Thailands Königin Sirikit 1960 bei einem Besuch in London.
Von the/dpa/kna
In den 1950er und 60er Jahren kam kaum ein Titelblatt an ihr vorbei: Thailands schöne, elegante Königin, Sirikit. „Eine der bestangezogenen Frauen der Welt“, schwärmte die „Bunte Illustrierte“, internationale Modemagazine feierten sie als „Asiens Jackie Kennedy“. Heutige royale Modeikonen wie Herzogin Kate oder Königin Máxima waren noch nicht geboren, da war Thailands anmutige Königin das Maß aller Dinge in puncto Klasse und Eleganz. Nun ist Sirikit mit 93 Jahren gestorben.
Gekrönte Häupter aus aller Welt reisten in den 1950er und 1960er Jahren nach Bangkok, um König Bhumibol und seine schöne Ehefrau zu treffen. Das thailändische Königspaar jettete seinerseits durch Europa, besuchte befreundete Königsfamilien und verströmte Glamour, wohin es kam. Heutzutage sieht es am thailändischen Hof sehr anders aus.
Wer war die hoch verehrte Sirikit?
Seit dem Tod Bhumibols im Jahr 2016 ist sein Sohn Maha Vajiralongkorn (oder offiziell Rama X.) König von Thailand und die hoch verehrte Sirikit war die offizielle Königinmutter. Zuvor war sie sechseinhalb Jahrzehnte Regentin des alten Siam. Ihren Geburtstag beging die Nation nicht nur als Feiertag, sondern auch als Muttertag. In Bangkok tragen unter anderem ein Konferenzzentrum, ein Park und ein Textilmuseum ihren Namen. Außerdem gibt es eine gelbe Rose und ein Frauen-Golfturnier namens „Queen Sirikit“. Kurz vor ihrem 90. Geburtstag im Jahr 2022 wurden im Land als Zeichen des tiefen Respekts zahlreiche großformatige Porträts aus den Zeiten ihrer Regentschaft aufgestellt.
Nur selten tauchten aber in den vergangenen Jahren aktuelle Bilder von ihr auf. Darauf ist die jahrzehntelang für ihre pechschwarzen Haare bekannte Adelige ergraut zu sehen, aber immer noch mit rotem Lippenstift und feiner Perlenkette. An ihrer Seite auf den raren Aufnahmen saß meist der neue König.
„Es war Hass auf den ersten Blick“
Die Liaison zwischen Bhumibol und Sirikit war im vergangenen Jahrhundert eine der größeren Liebesgeschichten des internationalen Adels. Dabei sah es am Anfang - sie war gerade einmal 15, er 19 - gar nicht danach aus. „Es war Hass auf den ersten Blick“, beschrieb Sirikit viele Jahre später das erste Treffen 1947 in Paris. „Er wollte um vier kommen, kam aber erst um sieben. Er ließ mich warten und ewig den Knicks üben.“ Der Groll hielt nicht an: Schon bei der nächsten Begegnung soll es Liebe gewesen sein.
Die 1932 in Bangkok geborene Sirikit Kitiyakara stammt selbst aus königlichem Hause und ist eine Urenkelin von König Chulalongkorn (Rama V.). Ihr Vater ist ein Prinz und thailändischer Botschafter, ihre Jugend verbringt sie in Frankreich, Dänemark und Großbritannien. In Paris lernt sie als Schülerin den kaum älteren Bhumibol kennen, der zu dem Zeitpunkt in der Schweiz studiert. Als er 1948 in Lausanne einen schweren Autounfall hat, bei dem er ein Auge verliert, eilt Sirikit an sein Krankenbett. Das Märchen vom feschen Prinzen und der blutjungen Schönheit nimmt seinen Lauf: Hochzeit ist im April 1950, eine Woche vor der offiziellen Krönung.
1960 liegt ihr ganz Deutschland zu Füßen
Die jungen Royals waren dem europäischen Jetset sehr zugetan und tanzen an den Höfen Europas bei rauschenden Bällen. Auch waren sie begeisterte Besucher der Festspiele in Salzburg und Bayreuth. Der König wirkt eher schüchtern, im Mittelpunkt steht damals die gertenschlanke Sirikit mit ihren vornehmen Roben, Hüten und Sommerhandschuhen aus den Händen von Pariser Nobelschneidern. Beim Staatsbesuch 1960 in Deutschland liegt ihr die halbe Bundesrepublik zu Füßen.
Das Paar bekommt vier Kinder, drei Töchter und einen Sohn. Dann, Ende der 1960er Jahre, der Abschied vom High-Society-Leben: Statt französischer Haute Couture trägt Sirikit nun thailändische Seide. Das Paar - selbst viele Milliarden reich - engagiert sich für die Entwicklung seines Heimatlands und für soziale Projekte. Dafür ernten beide großen Respekt. Im von vielen Putschen politisch gebeutelten Thailand stehen sie für Stabilität.
Wohltäterin und Machtmensch
Bis heute wird Sirikit als „Wohltäterin der Nation“ gefeiert. Seit 1956 ist sie Präsidentin des thailändischen Roten Kreuzes. Mit ihren Spendenprojekten engagierte sie sich unter anderem für Angehörige von gefallenen Soldaten und getöteten Polizisten, für die ländliche Bevölkerung, die Begrünung des Landes oder die Rettung bedrohter Tiere wie Elefanten und Schildkröten. Der Autor und Journalist Paul Handley bezeichnete die Königin in seinem in Thailand verbotenen Werk „The King Never Smiles“ aber auch als Machtmenschen. Viele Thailänder waren empört.
Seit einem Schlaganfall 2012 war Sirikit kaum noch zu sehen. Eines der letzten Male, dass man sie abgesehen von einigen offiziellen Fotos in der Öffentlichkeit zu Blick bekam, war im Oktober 2016. Damals begleitete sie den Leichenzug, mit dem der tote Bhumibol aus dem Krankenhaus in den Großen Palast gebracht wurde.
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Der Frau von König Bhumibol lag einst die ganze Welt zu Füßen.
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Sirikit Kitiyakara stammt selbst aus königlichem Haus, ihr Vater ist ein Prinz. Sie lernt den Thronfolger mit der charakteristischen runden Brille in den 1940er Jahren in Paris kennen.
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Eine Woche vor Bhumibols offizieller Krönung heiratet das Paar 1950.
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Königin Sirikit und König Bhumibol sind an Europas Höfen gern gesehene Gäste.
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Er gilt als schüchtern und zurückhaltend – alle Aufmerksamkeit gilt ihr, der schönen, stets makellos gekleideten Königin.
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Sirikit gilt als Modeikone – Magazine in aller Welt heben sie auf den Titel.
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Nicht umsonst gilt die zarte Thailänderin als „Jackie Kennedy Asiens“.
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Als die Thailänder 1960 auf Besuch in der Bonner Republik sind, liegen die Deutschen Sirikit zu Füßen.
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Das Paar bekommt vier Kinder: Thronfolger Maha Vajiralongkorn (links) und seine Schwestern Ubol Ratana, Maha Chakri Sirindhorn und Chulabhorn.
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Königin Sirikit wird in Thailand als Wohltäterin verehrt.
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Unter anderem ist sie auch die Präsidentin des thailändischen Roten Kreuzes.
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Als König Bhumibol 2006 sein 60. Thronjubiläum feierte, ...
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... machten alle Königsfamilien Europas ihre Aufwartung. Bis zu seinem Tod war Bhumibol der am längsten amtierende Monarch der Welt – noch vor Großbritanniens Queen Elizabeth II.
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Seit einem Schlaganfall 2012 war Sirikit kaum noch zu sehen. 2016 begleitete sie den Leichenzug, als ihr Mann, König Bhumibol zu Grabe getragen wurde.
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Verehrt wird die Königinmutter in Thailand weiterhin. Ihr Geburtstag ist ein wichtiger Feiertag in dem südostasiatischen Land.
