Für die „Schlimmsten der Schlimmsten“

„The Rock“ Alcatraz: Das ist die berühmte Gefängnisinsel bei San Francisco

Fast drei Jahrzehnte war das berüchtigte Gefängnisinsel in der Bucht von San Francisco in Betrieb. Vor 62 Jahren wurde Alcatraz geschlossen: zu teuer, die Bedingungen unmenschlich. Nun will US-Präsident das am meisten gefürchtete Gefängnis in den USA reaktivieren – als Signal der Härte.

US-Präsident Donald Trump  will die im Jahr 1963 geschlossene Gefängnisinsel Alcatraz wieder in Betrieb nehmen und dort künftig   Schwerverbrecher wegsperren.

© Noah Berger/AP/dpa

US-Präsident Donald Trump will die im Jahr 1963 geschlossene Gefängnisinsel Alcatraz wieder in Betrieb nehmen und dort künftig Schwerverbrecher wegsperren.

Von Markus Brauer/dpa

Es ist nur eine kurze Bootsfahrt. In einer guten Viertelstunde erreicht man von Alcatraz das Festland in San Francisco. Doch für 27 Männer war es am 21. März 1963 eine bedeutsame Reise.

Sie waren die letzten Häftlinge, die vor 62 Jahren das berüchtigtste Gefängnis der USA verließen und in andere Anstalten verlegt wurden. Als „bleiche, schweigsame“ Männer, die in Handschellen und an den Füßen gefesselt mit gesenktem Kopf an Land gingen, beschrieb sie damals der „San Francisco Chronicle“.

„The Rock“ galt als absolut ausbruchssicher

Heute steht die Insel Alcatraz als Museum und als Brutstätte für viele Vögel unter Denkmal- und Naturschutz. Doch 29 Jahre lang war „The Rock“, der Felsen in der Bucht von San Francisco, der Verbannungsort für die „Schlimmsten der Schlimmsten“, für Unruhestifter und Ausbrecherkönige. Es war ein als ausbruchsicher geltendes Zuchthaus für Schwerverbrecher wie Al Capone, George „Machine Gun“ Kelly, Alvin „Creepy“ Karpis und Robert Stroud.

Jeder hatte eine Nummer, hinter insgesamt 1576 Männern schlossen sich ab 1934 die Gittertüren zu den nur 1,50 mal 2,70 Meter großen Zellen. Viele Wärter lebten mit ihren Familien auf der kargen Felsinsel, zeitweise mit Dutzenden Kindern.

Trump: Alcatraz als Symbol für Recht und Ordnung

Nun will US-Präsident Donald Trump Alcatraz wieder in Betrieb nehmen und dort künftig wieder Schwerverbrecher wegsperren. Der Republikaner kündigte auf der Plattform Truth Social an, er weise die zuständigen Behörden an, ein „vergrößertes und umgebautes Alcatraz wiederzueröffnen, um Amerikas skrupelloseste und gewalttätigste Straftäter unterzubringen“. Alcatraz solle als Symbol für Recht und Ordnung dienen. Details für das ambitionierte Vorhaben nannte er nicht.

Trump schreibt weiter, in der Vergangenheit hätten die USA nicht gezögert, die gefährlichsten Kriminellen weit weg von allen zu halten, denen sie schaden könnten. „So sollte es auch sein. Wir werden diese Serientäter, die auf unseren Straßen Schmutz, Blutvergießen und Chaos verbreiten, nicht länger dulden“, mahnt der 78-Jährige. „Die Wiedereröffnung von Alcatraz wird als Symbol für Recht, Ordnung und Gerechtigkeit dienen.“

Geschlossen wegen zu hoher Kosten

Nach Angaben der Behörde, die für Bundesgefängnisse zuständig ist, waren im Alcatraz-Gefängnis über die Jahre durchschnittlich immer nur etwa 260 bis 275 Insassen untergebracht. Die Haftanstalt habe nie seine volle Kapazität von 336 Häftlingen erreicht. In Alcatraz seien weniger als ein Prozent aller Bundesgefangenen inhaftiert gewesen.

Grund für die Schließung war nach Angaben der Behörde damals, dass „der Betrieb der Einrichtung zu teuer war“. Der Betrieb von Alcatraz habe fast drei Mal so viel gekostet wie der jedes anderen Bundesgefängnisses.

„Die Hauptkosten wurden durch die physische Isolation der Insel verursacht. Diese Isolation bedeutete, dass alles (Lebensmittel, Vorräte, Wasser, Treibstoff usw.) per Schiff nach Alcatraz gebracht werden musste.“ Die Bundesregierung habe daher damals entschieden, dass es kostengünstiger sei, eine neue Einrichtung zu bauen, als Alcatraz offenzuhalten.

US-Präsident sind hohe Kosten egal

Trump scheinen derlei Überlegungen egal. Es ist völlig offen, wie lange ein Wiederaufbau der Haftanstalt dauern könnte und wie teuer der wäre. Dem Präsidenten dürfte es vor allem um die Symbolik der Ankündigung gehen.

Der Republikaner inszeniert sich als „Law-and-order“-Mann, der in den USA „aufräumen“ und für Recht und Ordnung sorgen will. Er bemüht sich auf allen Ebenen, Härte zu zeigen und setzt auf Abschreckung. Die Symbolkraft steht dabei im Vordergrund, nicht die Praktikabilität der Vorschläge.

Bitter-kalte Zellen ohne einen Lichtstrahl

Darwin Coon, Ex-Häftling Nr. 1422, saß als verurteilter Bankräuber ab 1959 bis zur Schließung ein. „29 Tage im Block D, in einer bitter-kalten Dunkelzelle ohne einen Lichtstrahl“, ist Coons schlimmste Erinnerung.

Er war mit einem Messer erwischt worden, das er sich zur Selbstverteidigung besorgt hatte, erzählte der damals 73-Jährige 2006 vor Besuchern auf Alcatraz. Über seine Erfahrungen hatte er ein Buch geschrieben. Coon und andere Ex-Häftlinge kehrten später freiwillig auf die Insel zurück, als Redner und Touristenführer.

Der 2011 verstorbene Coon war ein Schwerverbrecher, aber kein Mörder wie berüchtigte Mitbewohner, darunter Robert Stroud (1890-1963), der legendäre Vogelmann von Alcatraz. Coon hatte 1963 die Schließung des Gefängnisses miterlebt. Justizminister Robert Kennedy ordnete die Schließung an.

Robert Stroud – der Vogelmann von Alcatraz

Das Gefängnisleben von Stroud war auch Vorlage für das berühmte Filmdrama „Der Gefangene von Alcatraz“ aus dem Jahr 1962. Regisseur John Frankenheimer verfilmte den 1955 erschienen Roman „Birdman of Alcatraz – The Story of Robert Stroud“ aus dem Jahr 1955 mit Burt Lancaster in der Hauptrolle.

Stroud wurde während seiner mehr als fünfzigjährigen Haftzeit in den Strafanstalten von Leavenworth und Alcatraz zum weltweit anerkannten Ornithologen.

Besucherattraktion ersten Ranges

Jeder sollte sich diesen Ort zur Abschreckung anschauen, empfahl Coon seinen Zuhörern im Jahr 2006. Damals wohnte er in San Francisco, nur wenige Blocks von dem Hafen-Pier entfernt, wo täglich die Fähren nach Alcatraz ablegen. „Es ist eindeutig besser, von hier auf die Insel zu schauen, als umgekehrt der Blick aus der Zelle auf die Stadt.“

1972 wurde Alcatraz zum Denkmal erklärt und für Besucher zugänglich gemacht. Seitdem lockte „The Rock“ jährlich über eine Million Besucher an. Sie können durch verrostete Gittertüren in die kalten Zellen gehen, den Speisesaal und die Duschanlagen besichtigen.

Ausbrechertrio verschwand 1962 spurlos

Man erfährt auch über den spektakulären Ausbruch eines Trios im Juni 1962. Mit Löffeln und einem improvisierten Bohrer gruben sich drei Männer durch Mauern und Belüftungsschächte.

Mit einem Floß, das sie unter anderem aus Gummiregenmänteln zusammengebaut hatten, ging es weiter. Bis heute fehlt von ihnen jede Spur. Die Behörden sind überzeugt, dass sie im kalten Wasser mit seinen gefährlichen Strömungen ertranken.

Regisseur Don Siegel verfilmte 1979 das Fluchtdrama in seinem berühmten Thriller „Escape from Alcatraz“ – „Flucht von Alcatraz“, nach dem im Jahr 1963 erschienen Roman von J. Campbell Bruce. In der Hauptrolle ist ein brillierender Clint Eastwood in zu sehen.

Im Laufe der Jahre versuchten etwa 40 Gefangene zu entkommen. Die meisten wurden gefasst, einige auf der Flucht erschossen, andere ertranken. Nur in fünf Fällen blieb ihr Schicksal im Dunkeln.

Zum Artikel

Erstellt:
5. Mai 2025, 13:14 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen