Tipps zum Schutz vor Tücken im Netz

Die Q-Rage-Profischauspieler Nadia Dellagiacoma und Tobias Wagenblaß sowie die Polizistin Marina Ebert zeigen Sechstklässlern der Murrhardter Walterichschule im interaktiven Präventionstheaterstück „Total vernetzt“ Gefahren moderner Medien auf.

Nadia Dellagiacoma und Tobias Wagenblaß zeigen als Geschwisterpaar Lisa und Henrik im Präventionstheaterstück „Total vernetzt“ den Schülerinnen und Schülern spielerisch die Gefahren der modernen Medien auf. Foto: Elisabeth Klaper

Nadia Dellagiacoma und Tobias Wagenblaß zeigen als Geschwisterpaar Lisa und Henrik im Präventionstheaterstück „Total vernetzt“ den Schülerinnen und Schülern spielerisch die Gefahren der modernen Medien auf. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Die bunt schillernde Welt der modernen Medien ist für Jugendliche attraktiv, aber auch gefährlich. Dies verdeutlichte das interaktive Präventionstheaterstück „Total vernetzt“ des kreativen, couragierten Theaters Q-Rage aus Ludwigsburg den Mädchen und Jungen der sechsten Klassen der Walterichschule in Kooperation mit der Schulsozialarbeit und der Polizei.

„Wir wollen das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler auf unterhaltsame Weise schärfen: Macht es ihnen Spaß, nehmen sie die Tipps und Warnungen viel besser auf“, erklärten die Profischauspieler Nadia Dellagiacoma und Tobias Wagenblaß dazu. Augenzwinkernd agierten sie als Teenagergeschwister Lisa und Henrik, die voll auf alles abfahren, was gerade angesagt ist, und mit ihren Smartphones auf Whatsapp, TikTok, Instagram und Co. sofort neueste Trends mitkriegen. In kleinen Spielszenen, unterbrochen durch informative Gespräche mit Warnungen, Tipps und Erklärungen sind sie im Internet aktiv, tauschen Fotos oder Videos aus und chatten.

Lisa lästert in Foren über Mitschüler und lässt sich von ChatGPT ein Referat über den modernen Maler Otto Dix schreiben, doch ihre Lehrerin merkt’s. Henrik zockt gerne bis in die Nacht am Laptop und zieht sich Youtube-Videos rein. Als er ein Selfie auf Instagram postet, auf dem er betrunken am Boden liegt, findet er es anfangs witzig, dass viele User sein Bild liken und kommentieren, doch dann tauchen Hasskommentare auf, er wird zum Gespött und ist gefrustet. Lisa ist traurig, weil Henriks Freund Tom angeblich nichts von ihr wissen will. Da meldet sich ein Fremder namens Tobi bei ihr, weil er ihr Bild cool fand, das sie gepostet hat. Als Lisa sich mit ihm treffen will, kann Henrik sie gerade noch davon abhalten und ihr klarmachen, dass Tom sie gerne treffen möchte.

Das Stück und die Botschaft kommen gut an: Die Schüler nutzen teils selbst soziale Medien, manche wissen schon Bescheid und fast alle machen engagiert mit, indem sie Fragen der Schauspieler beantworten und selbst welche stellen. „Ich kann mit meinem Smartphone machen, was ich will“, behauptet Henrik. „Das ist falsch“, verdeutlicht Polizistin Marina Ebert vom Polizeiposten Murrhardt und klärt über rechtliche Belange auf. „Nehmt ihr Fotos oder Videos auf, müsst ihr wegen des Rechts am eigenen Bild immer vorher fragen, ob die abgebildeten Personen einverstanden sind“, bei unter 18-Jährigen müssen die Eltern eine Einverständniserklärung abgeben. Dies gilt auch in der Schule und innerhalb der Familie, sonst macht man sich strafbar.

Hohe Strafen drohen bei heimlichen Aufnahmen in privaten und intimen Bereichen wie auf der Toilette oder in der Umkleidekabine, aber auch im Jugendzimmer. Fotos oder Videos, die Gewalt- oder Pornoszenen zeigen, sind verboten. „Nacktfotos sind eine ganz schlechte Idee, denn das ist Kinderpornografie bis 14, darüber Jugendpornografie. Allein schon deren Besitz ist strafbar“, stellt Marina Ebert klar. „Die Polizei ist berechtigt, Smartphones zur Auswertung zu beschlagnahmen, und kann auch gelöschte Daten wiederherstellen.“ Bei unerlaubter Verbreitung von Aufnahmen werden alle kommunikationsfähigen Geräte wie Smartphones, Tablets oder Laptops beschlagnahmt, dasselbe gilt für Darstellungen auf Stickern, warnte die Polizistin.

Einige Anbieter greifen auf private Daten und Bilder zu

Besonders widerlich ist das Online- oder Cybermobbing, sprich Lästern in Chats über Mitschüler oder Lehrer: Das ist noch viel schlimmer als persönliche Gespräche, weil es sich im Internet viel schneller und weiter verbreitet. Manche User fühlen sich anonym und wollen mit extra boshaften, fiesen Äußerungen oder gar Hasskommentaren auffallen. „Solange alle frei darüber lachen können, kann es ein Spaß sein. Aber meist fühlt das Opfer sich dabei schlecht und es bestimmt, ob ein Schimpfwort eine Beleidigung ist. Dann kann es bei der Polizei Anzeige erstatten, wodurch es zur Straftat wird“, betonte Ebert. In einer solchen Situation sollte ein User andere dazu aufrufen, mit dem Mobbing aufzuhören. „Sprecht mit einer erwachsenen Vertrauensperson darüber, wie Eltern, Lehrer, Schulsozialarbeiter, oder geht direkt zur Polizei und bittet um Hilfe“, rieten die Schauspieler und Marina Ebert den Jugendlichen.

In allen sozialen Medien sollten sie vorsichtig sein und vermeiden, dass Anbieter auf private Daten und Bilder zugreifen, ebenso in Chats, denn „die gehen Fremde nichts an“. Bevor man Bilder oder Videos von sich selbst postet, sollte man dies gut überlegen, um sich mit unvorteilhaften oder gar peinlichen Aufnahmen nicht lächerlich oder angreifbar zu machen. „Was einmal im Internet ist, bleibt, auch wenn es gelöscht wird. Deshalb besser etwas nicht posten, sonst sieht und findet es jeder, kann bei Bewerbungen wiederentdeckt werden und schlechten Eindruck machen“, warnte Ebert. Die Jugendlichen sollten aufpassen, welche Profilbilder sie posten: „Am besten möglichst neutrale, beispielsweise ein Haustier, aber keine Bilder von Lieblingsstars, denn die sind urheberrechtlich geschützt.“ Eindringlich warnten Schauspieler und Polizistin: „Bleibt misstrauisch, löscht unbekannte, unerwünschte und verdächtige E-Mails immer sofort und trefft euch nie allein mit Internetbekanntschaften.“

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Erstellt:
25. Januar 2024, 06:00 Uhr

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