Carabiniere stirbt in Italien
Tod am letzten Arbeitstag
Der Fall bewegt das ganze Land: Bei einer Verfolgungsjagd ist in Italien ein Carabiniere erschossen worden. Besonders tragisch: es geschah nur kurz vor seiner Pensionierung.

© //Damiano Tasco / IPA
Einer der Räuber konnte verhaftet werden, der andere starb beim Schusswechsel mit der Polizei.
Von Dominik Straub
Brigadiere Carlo L. und sein Kollege befanden sich am frühen Donnerstagmorgen auf Patrouille mit dem Dienstwagen, als sie wegen eines Überfalls auf eine Tankstelle in einem Außenbezirk der Hafenstadt Brindisi in Süditalien alarmiert wurden. Als die beiden Carabinieri am Tatort eintrafen, ergriffen die zwei Räuber in einem gestohlenen Auto die Flucht; es entspann sich eine wilde Verfolgungsjagd, bei welcher die Carabinieri mit ihrem Wagen das Auto der Banditen mehrfach rammten, bis dieses zum Stillstand kam. Dann flüchteten die Räuber zu Fuß über die Felder, die Carabinieri verfolgten sie ebenfalls zu Fuß. Einer der Banditen drehte sich plötzlich um und schoss mehrmals auf die Beamten. Carlo L. wurde getroffen und sank zu Boden.
Es war sein letzter Arbeitstag – am 1. Juli hätte er pensioniert werden sollen
Sein Kollege rief umgehend die Ambulanz, aber als die Notärzte eintrafen, war Carlo L. schon tot. Besonders tragisch: Der 59-jährige hatte an jenem Donnerstag seinen letzten Arbeitstag. Er wäre am 1. Juli pensioniert worden, hätte davor noch freie Tage bezogen, die ihm noch zustanden. Carlo L. hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. Sein Kollege, der zusehen musste, wie Carlo L. starb, erlitt einen Schock.
Die beiden Gangster setzten ihre Flucht nach der tödlichen Schießerei fort und verschanzten sich in einer Masseria (einem großen, für Apulien typischen Gutshof). Bei ihrer Festnahme kam es erneut zu einem Schusswechsel, bei dem einer der Banditen getötet wurde. Bei den beiden Kriminellen handelt es sich laut Angaben der Polizei um zwei Gewohnheitsverbrecher aus der Provinz Taranto.
Der gewaltsame Tod des Carabiniere hat in ganz Italien große Anteilnahme ausgelöst. Die höchsten Amtsträger des Landes, Staatspräsident Sergio Mattarella und Regierungschefin Giorgia Meloni, bekundeten der Familie und den Arbeitskollegen des Getöteten ihr Beileid. Mattarella schrieb dem Kommandanten der Carabinieri, Salvatore Luongo, um der „Arma“ (wie die Carabinieri auch genannt werden) seine Solidarität und seine Nähe auszudrücken; außerdem bat das Staatsoberhaupt den General, den Familienangehörigen von Carlo L. seine „tief bewegte Anteilnahme“ zu übermitteln. Meloni erklärte in einer Notiz, dass sich der Schmerz über den Tod des Beamten mit der „Empörung über die grausame Gewalt gegen einen Beamten“ vermische.
Das ganze Land nimmt Anteil
Die Bestürzung und die Anteilnahme angesichts des Todes von Carlo L. rühren nicht nur daher, dass er sein Leben an seinem letzten Arbeitstag verlor. Sie liegen auch daran, dass die Carabinieri in Italien eine angesehene und bei fast allen Italienerinnen und Italienern beliebte Truppe sind – deutlich beliebter jedenfalls als die Polizia di Stato oder die Guardia di Finanza. Sie wurden bereits vor über 200 Jahren vom Savoyerkönig Vittorio Emanuele I. als militärische Einheit mit Polizeiaufgaben gegründet.
Tatsächlich sind die Carabinieri – obwohl sie sich hauptsächlich mit der Bekämpfung der Kriminalität und insbesondere auch der Mafia beschäftigen – bis heute keine Polizisten, sondern Soldaten: Sie sind dem Verteidigungsministerium unterstellt und leisten auch Auslandeinsätze im Rahmen von internationalen Friedensmissionen.
„Carlo L. wurde feige ermordet, während er mit Mut und Pflichtbewusstsein seine Arbeit tat – die in der Verteidigung und dem Schutz unserer Gemeinschaft besteht“, erklärte Italiens Verteidigungsminister Guido Crosetto.