Treffen zur ersten Singstunde vor 125 Jahren

Nachdem 18 Männer den Gesangverein Fornsbach gegründet hatten, kamen sie am 16. Dezember 1896 zusammen, um gemeinsam ihre Lieder anzustimmen. Das Jubiläum soll 2022 gemeinsam mit dem vor 50 Jahren gegründeten Musikverein Fornsbach gefeiert werden.

Der älteste Verein Fornsbachs: Der Gesangverein wurde 1896 gegründet. Die Aufnahme zeigt ihn anlässlich der Fahnenweihe im Jahr 1928.

Der älteste Verein Fornsbachs: Der Gesangverein wurde 1896 gegründet. Die Aufnahme zeigt ihn anlässlich der Fahnenweihe im Jahr 1928.

Von Elisabeth Klaper

Fornsbach. Der seit 1896 bestehende Gesangverein Fornsbach ist wohl der älteste Verein des Ortes, doch schon im Winter 1878/79 bildeten vier sangesfreudige Männer ein Quartett aus zwei Tenören und zwei Bässen. Kurz darauf formierte sich auch ein Streichquartett mit zwei Violinen, einer Viola und einem Violoncello. Ihr Singen und Musizieren kam so gut an, dass 19 Männer am 20. Januar 1880 einen Gesangverein gründeten. Dieser wirkte beim Festzug zur Eröffnung der neu gebauten Murrtal-Eisenbahn nach Schwäbisch Hall am 13. Mai 1880 mit. Die Mitgliederzahl stieg, und am Pfingstmontag 1884 fand das erste Sängerfest in Fornsbach statt. Aber in den Folgejahren sank die Zahl der Mitglieder, was 1886 zur Auflösung des Vereins führte.

Am 9. Dezember 1896 kam es zur erneuten Gründung des Gesangvereins, dem 18 Männer beitraten. Die erste Singstunde war am 16. Dezember 1896, die Vereinsleitung bestand aus Vorsitzendem, Kassier und drei Ausschussmitgliedern, hinzu kamen aktive Sänger und Fördermitglieder. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 fanden die Singstunden wegen der Landwirtschaft hauptsächlich in den Wintermonaten statt. Am zweiten Weihnachtsfeiertag veranstaltete der Gesangverein regelmäßig Weihnachtsfeiern mit Gesangsvorträgen und einer Theateraufführung. Zudem trafen sich die Vereinsmitglieder an den Geburtstagen des württembergischen Königs und des deutschen Kaisers, zu geselligem Beisammensein an Fastnacht, sangen Ständchen zu verschiedenen Anlässen, wirkten bei Trauungen und Beerdigungen von Mitgliedern mit, ebenso bei jährlichen Sängerfesten in verschiedenen Orten, und unternahmen Ausflüge in die Umgebung. Während des Ersten Weltkriegs wurde ein Großteil der Sänger einberufen und der Verein sandte mehrfach Päckchen und Geldgaben an die Soldaten.

Die Fahnenweihe wurde mit einem großen Fest begangen

1919 begann die Vereinsarbeit wieder und verlief ähnlich wie vor dem Krieg. Einige Jahre später ließen die Mitglieder eine Fahne anfertigen, was mit großen Unkosten verbunden war. Zur Fahnenweihe feierte man 1928 das erste große Fest mit einem Festzug und Gesangvereinen aus der ganzen Umgebung. Die Stadtkapelle Murrhardt und die Musikkapelle Oberrot spielten, Dekan Hummel aus Gaildorf nahm die Fahnenweihe vor. Nachmittags gab es Liedvorträge der Gastvereine, abends spielten die beiden Kapellen zum Tanz auf und am nächsten Tag folgte ein Kinderfest mit Umzug.

Nach Beginn der nationalsozialistischen Diktatur 1933 wurden gemeinnützige Vereine aufgelöst und deren Vermögen eingezogen. Ein Teil des bisher gepflegten Liedguts war nun verboten, ein anderer Teil zwingend vorgeschrieben. Darum fanden bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 keine Veranstaltungen mehr statt, die Mitglieder sangen in Gaststätten. Mit Kriegsbeginn waren keine Singstunden mehr möglich, da die meisten Sänger eingezogen wurden.

Nach Kriegsende, dem Wiederaufbau Fornsbachs und der Rückkehr der Kriegsgefangenen begann die Vereinsarbeit 1949 von Neuem mit einer Generalversammlung. Der Männerchor trat bei Grundsteinlegungen, Richtfesten und Einweihungen von Rathaus und Kirche in den Jahren um 1950 auf und umrahmte weitere wichtige Anlässe wie die Einweihung des Sportplatzes 1952.

1953 feierte der Gesangverein 25 Jahre Fahnenweihe mit Festzug und Kinderfest, und von da an verliefen die Vereinsaktivitäten wieder wie früher. 1956 beging man das 60-jährige Vereinsbestehen mit Festzug, Musik- und Liedvorträgen, Tanz, Kinderfest sowie Ehrungen.

1958 beschloss die Generalversammlung, einen gemischten Chor zu bilden, da viele Frauen mitsingen wollten, und bei der nächsten Weihnachtsfeier trat dieser erstmals auf. 1966 feierte der Verein das 70-jährige Bestehen wieder mit einem großen Fest. Die Weihnachtsfeier wandelte man in eine Jahresfeier im Saal der Waldseegaststätte um, die viele Besucher anlockte: Gesangsvorträge umrahmten die Aufführung eines Theaterstücks, es folgten Musik und Tanz. Ein besonderes Ereignis war 1971 die Jubiläumsfeier zum 75-jährigen Bestehen mit Auftritten der Fischerchöre und des neu gegründeten Kinderchors, auch unterstützte der Gesangverein den wiedergegründeten Musikverein. Nach der Gemeindereform begann die Kooperation der vier Murrhardter Gesangvereine Liederkranz Murrhardt, Liederkranz Kirchenkirnberg, Gesangverein Fornsbach und Gesangverein Westermurr. Von 1972 bis 1987 fanden regelmäßig Kameradschaftstreffen statt und von 1974 bis 1978 gemeinsame Herbstfeiern. 1976 beging der Gesangverein Fornsbach das 80-jährige Bestehen mit einem kleinen Fest, 1978 das Jubiläum 50 Jahre Fahnenweihe. 1979 musste der Kinderchor mangels Chorleiterin aufgegeben werden. Der Familien- und Jubilarnachmittag löste die Geburtstagsständchen ab.

1982 und 1988 war der Gesangverein in der Sendung „Sang und Klang aus Stadt und Land“ des Süddeutschen Rundfunks zu hören und nahm mehrfach bei Kritiksingen des Schillergaus teil. 1988 wirkte der Chor beim großen Konzert der vier Murrhardter Gesangvereine zur 1200-Jahr-Feier der Stadt und 1989 beim Festabend zur 625-Jahr-Feier Fornsbachs mit. 1996 stand im Zeichen des Jubiläumsfests zum 100-jährigen Bestehen mit einem Festakt, Verleihung der Zelterplakette, vielen Gastvereinen und Festzug.

Aus dem Endsommerfest wird später der herbstliche Sängerbesen

Seit 1997 ist Mario Brenner Vorsitzender, er informiert über die Vereinsaktivitäten bis heute: Zunächst ging’s wie gewohnt weiter mit Jahresfeiern, Endsommerfest, Besuchen befreundeter Vereine und von Sängerfesten. Wegen schlechteren Wetters zum Sommerferienende begann 2005 die neue, gut besuchte Veranstaltung „Sängerbesen“ im Oktober mit Gesang und Musik.

Wie andere Chöre verlor der Gesangverein altersbedingt immer mehr Sänger, konnte jedoch nicht genug Nachwuchs gewinnen. So stellte sich die Frage, wie es weitergeht. Ob der ähnlichen Situation der Gesangvereine Fornsbach und Westermurr, die beide Irene Schmidt dirigierte, verabredete man eine Zusammenarbeit mit dem Ziel, gemeinsam zu singen und beide Chöre mit eigenem Vereinsleben weiterzuführen. Seit 2008 besteht diese Singgemeinschaft und der Gesangverein hat bedeutende Ereignisse wie das Stadtfest 2013, Dorfjubiläum und Dorffest 2014 mitorganisiert und -gestaltet. „Im Bereich der Jahresfeier mussten wir umdenken“: Westermurr veranstaltete diese im Januar, Fornsbach im März. Da man in der kurzen Zeit kein eigenes Programm einstudieren konnte, „haben wir unsere eigene Jahresfeier gestrichen“, erläutert Brenner. Stattdessen bestreiten beide Vereine nun viele Veranstaltungen gemeinsam. Zurzeit sind noch 13 Fornsbacher Sängerinnen und Sänger aktiv, hinzu kommen 80 Fördermitglieder.

Wegen Corona musste die Jubiläumsfeier zum 125-jährigen Bestehen des Gesangvereins und zum 50-jährigen Bestehen des Musikvereins verschoben werden: Nun sind im April 2022 ein Festakt und vom 15. bis 17. Juli ein großes Zeltfestival geplant.

Die Gesangvereine Fornsbach und Westermurr bilden heute eine Singgemeinschaft und wirken bei verschiedenen Veranstaltungen gemeinsam mit – wie hier beim Bürgerempfang 2018 in der Murrhardter Festhalle. Fotos: Archiv Carl-Schweizer-Museum/J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Die Gesangvereine Fornsbach und Westermurr bilden heute eine Singgemeinschaft und wirken bei verschiedenen Veranstaltungen gemeinsam mit – wie hier beim Bürgerempfang 2018 in der Murrhardter Festhalle. Fotos: Archiv Carl-Schweizer-Museum/J. Fiedler

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Erstellt:
16. Dezember 2021, 06:00 Uhr

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