TSG Backnang: Edelreservist Marius Weller wird zum Matchwinner

Der Ex-Allmersbacher schnürt beim 2:1 über Neckarsulm einen Doppelpack und hat entscheidenden Anteil am umkämpften Sieg im Kellerduell. Die Etzwiesenelf klettert auf einen Nichtabstiegsplatz, muss aber den Abgang von Spielgestalter Sebastian Gleißner verschmerzen,

Marius Weller drehte nach seiner Einwechslung mit zwei Toren binnen drei Minuten die Partie und wurde von Sebastian Gleißner (rechts) kräftig gefeiert. Der würde sich am Saisonende nur allzu gerne mit dem Klassenverbleib von der TSG verabschieden. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Marius Weller drehte nach seiner Einwechslung mit zwei Toren binnen drei Minuten die Partie und wurde von Sebastian Gleißner (rechts) kräftig gefeiert. Der würde sich am Saisonende nur allzu gerne mit dem Klassenverbleib von der TSG verabschieden. Foto: Alexander Becher

Von Dieter Gall

„Geil, Männer, wir haben mit einer tollen Moral dieses Spiel noch gedreht“, entfuhr es Mario Klotz unmittelbar nach dem Schlusspfiff. Der Trainer der TSG Backnang war nach dem überlebenswichtigen 2:1-Sieg seiner Fußballer im Oberliga-Abstiegsduell gegen die Sport-Union Neckarsulm kaum mehr zu bremsen. Er herzte jeden seiner Spieler, bedankte sich für eine am Ende engagierte Leistung und ist sich sicher, „dass wir die Liga halten werden“.

Wichtig war für den Coach das „Wir“, denn „einer allein kann den Klassenerhalt nicht schaffen“. Der gesamte Trainerstab, Staff und die Fans müssen als Einheit zusammenstehen und das war beim vorentscheidenden Abstiegskrimi ein wichtiges Pfund in den Händen der Etzwiesenelf.

Isaak Avramidis: „Der Glaube an den Ligaverbleib ist zurück“

Auch Co-Trainer Isaak Avramdis war die Erleichterung nach dem Abpfiff anzusehen. „Die Nervosität war den Jungs schon in der Kabine anzumerken. Sie sind heute alle an ihre Grenzen gegangen. Der Glaube an den Ligaverbleib ist wieder da und ich bin zuversichtlich, dass wir auch in der kommenden Saison in der Oberliga spielen werden.“

Aber den Trainern, Verantwortlichen und Zuschauern war nicht entgangen, dass sich im Etzwiesenstadion zwei von Abstiegsangst geplagte Mannschaften gegenüberstehen. Zwar hatte TSG-Angreifer Gianni Mollo schon nach drei Minuten eine Riesenchance, doch frei stehend traf er nur in die Beine von Gästekeeper Marcel Susser. Danach entwickelte sich auf dem Rasen eine ziemlich zerfahrene Partie, bei der Torchancen zur Mangelware gehörten. Ein Spielfluss wollte auf beiden Seiten nicht so richtig aufkommen.

Nachdem TSG-Innenverteidiger Patrick Tichy in der 35. Minute noch in höchster Not gegen den frei stehenden Lauritz Fischer zur Ecke klären konnte, schlug die Kugel 120 Sekunden später im linken Tordreieck der Roten ein. Nach einer Faustabwehr von TSG-Schlussmann Marcel Knauss hielt SU-Mittelfeldmann Mario Müller aus rund 25 Metern einfach mal drauf und wie ein Strich landete das Leder zur Gästeführung im Backnanger Gehäuse. Ein Traumtor, das ganz sicher das Zeug zum Tor des Monats hat. Die Anhänger der TSG hatten aber nur drei Minute später schon den Torschrei auf den Lippen, doch Mert Tasdelen scheiterte von der Strafraumgrenze zuerst am rechten und dann am linken Pfosten.

Niklas Kalafatis sorgt für frischen Schwung, Joker Marius Weller für die Tore

Nach der Pause setzten die Hausherren angesichts des Rückstands auf die Offensive. Niklas Kalafatis kam für den wirkungslosen Mollo und sorgte gleich für frischen Wind im Angriff. In der 58. Minute schoss Flavio Santoro den Ball aus fünf Metern nur in die Arme von Torhüter Susser und acht Minuten später wurde ein Schuss von Tasdelen im letzten Moment abgefälscht. Noch wollte das Runde nicht ins Eckige.

In der 67. Minute setzte Trainer Klotz vollends auf die Offensive. Er brachte für Chris Weiller mit Marius Weller einen weiteren Angreifer und der Ex-Allmersbacher, der diese Saison höchstens eine Nebenrolle innehatte, entpuppte sich als wahrer Glücksgriff. Er wurde zum Matchwinner. Weller war gerade mal eine Minute auf dem Feld, schon sorgte er nach einer Hereingabe von Tasdelen für den Ausgleich. Irgendwie stocherte er das Leder über die Torlinie. Was aber letztlich egal war, die Hausherren waren wieder im Spiel. Und nur drei Minuten später kannte der Jubel bei der Backnanger Fangemeinde keine Grenzen mehr. Weller erzielte aus der Drehung heraus das 2:1 für die Roten, die aber noch einige bange Minuten zu absolvieren hatten.

Nach der Ampelkarte für Santoro beginnt bei der TSG das große Zittern

Vor allem als Santoro nach einer Gelben Karte in der 73. Minute nicht genug hatte und sich nur 120 Sekunden später nach einem Foul auf Höhe der Mittellinie die Ampelkarte einhandelte. In Unterzahl warf sich die TSG nun jedem Angriff der Gäste leidenschaftlich entgegen. „Ein Riesenkompliment. Jeder hat bis zum Umfallen gefightet, um die drei Punkte festzuhalten“, lobte Klotz seine Elf, die mit 36 Punkten auf Rang 15 den Klassenverbleib noch nicht feiern durfte. Aber sie darf nun zuversichtlich auf die letzten zwei Saisonspiele in Offenburg und gegen Rielasingen-Arlen blicken.

Spielgestalter Sebastian -Gleißner verabschiedet sich am Saisonende

Wobei bei all dem Jubel eine Personalie den Erfolg im Oberliga-Abstiegskampf ein klein wenig trübte. Spielgestalter Sebastian Gleißner gab bekannt, dass für ihn am Ende der Saison Schluss ist in den Etzwiesen. Er wechselt nach insgesamt sieben Backnanger Jahren zu seinem Heimatverein SV Fellbach, der in der Verbandsliga spielt und von seinem einstigen TSG-Mitspieler Mario Marinic trainiert wird. „Es war keine einfache Entscheidung“, erklärt der 28-Jährige und weiß: „Es wird ein sehr emotionaler Abschied, doch meine Familie und ich freuen uns auf ein neues Kapitel vor unserer Haustür.“

Der sportlichen Leitung der TSG ist klar, wie schwer der Abgang wiegt. Oguzhan Biyik, lange Jahre Gleißners Partner im Mittelfeld: „Sebastian ist ein Führungsspieler mit enormer Qualität und ein toller Mensch. Der Verlust wiegt schwer, aber ich verstehe die Entscheidung zu 100 Prozent.“ Auch Marc Erdmann schlägt in diese Kerbe: „Wir verlieren einen überragenden Fußballer, doch Sebastian will als noch junger Vater noch mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Die Entscheidung ist nachvollziehbar.“ Für Gleißner, der in Cannstatt wohnt, bedeute Fellbach einen deutlich geringeren Zeit- und Fahraufwand, so Erdmann.

TSG Backnang: Knauss – Sadler, Schwemmle, Tichy, Dannhäußer – Geldner, Gleißner – Weiller (67. Weller), Santoro, Tasdelen (90. Coutroumpas) – Mollo (55. Kalafatis).

Sport-Union Neckarsulm: Susser – Romano, Grupp, Fausel, Seybold – Neupert, Müller – Fischer (86. Schappes), Bellanave (79. Selz) – Pander, Mc Donald.

Tore: 0:1 (37.) Müller, 1:1 (68.) Weller, 2:1 (71.) Weller. – Gelb-Rote Karte: Santoro (75.). – Schiedsrichter: Kresser (Waldwimmersbach) – Zuschauer: 250.

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Erstellt:
15. Mai 2023, 16:00 Uhr

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