Brandschutz-Zertifikate fehlen
Türkei macht Ferienunterkünfte dicht – Tausende Urlauber betroffen
Behörden schließen 4000 Unterkünfte. Touristen, die Ferienhaus oder Appartement direkt bei den türkischen Vermietern gebucht haben, könnten ein Problem kriegen.

© //Florian Gaul
Touristen im beliebten türkischen Urlaubsziel Alanya
Von Gerd Höhler
Tausende Türkei-Urlauber stehen mit ihren Koffern vor verschlossenen Türen: Ihre gebuchten Unterkünfte dürfen keine Gäste beherbergen, weil sie nicht die notwendige Genehmigung besitzen. Pauschalreisende sind bisher nicht betroffen, wohl aber viele Touristen, die ihre Unterkunft direkt bei den türkischen Vermietern gebucht haben.
Nach einem Bericht der türkischen Tageszeitung „BirGün“ haben die Behörden in den vergangenen Wochen rund 4000 Beherbergungsbetriebe geschlossen, die kein Zertifikat des Ministeriums für Kultur und Tourismus besitzen. Die meisten betroffenen Unterkünfte seien inzwischen von den Internetseiten verschwunden, berichtet die Zeitung „Sözcü“. Leidtragende sind Urlauber, die bereits Anzahlungen geleistet oder sogar den ganzen Urlaub vorab bezahlt haben.
Es geht nicht zuletzt um Brandschutz
Viele von den Schließungen betroffene Betreiber, die Ferienhäuser über Internet-Plattformen oder über eigene Internetseiten an Urlauber vermieten, haben es offenbar versäumt oder bewusst unterlassen, ihre anreisenden Gäste zu informieren. Deswegen stehen jetzt vielerorts Touristen auf der Straße und müssen sich andere Unterkünfte suchen, schreibt „BirGün“. Schon seit 2021 müssen alle Beherbergungsbetriebe in der Türkei ein Zertifikat des Tourismusministeriums haben. Anfang 2024 wurden die Bestimmungen verschärft und auf Ferienwohnungen ausgedehnt.
Zu den Auflagen gehört jetzt unter anderem der Einbau feuerfester Türen. Hotels, die von großen Reiseveranstaltern angeboten werden, besitzen diese Genehmigungen. Betroffen von den jetzt angeordneten Schließungen sind vor allem kleinere Pensionen und Privatvermieter. Damit droht einem ganzen Tourismusmodell das Aus, dem sogenannten „Villen-Tourismus“. Türkische Unternehmer haben in den vergangenen Jahren in den Urlaubsregionen Villen gebaut, um sie wochenweise an Urlauber zu vermieten.
Anlass für die verschärften Kontrollen ist eine Brandkatastrophe vom Januar dieses Jahres. Bei einem Feuer in einem zwölfstöckigen Ski-Hotel im westtürkischen Wintersportort Kartalkaya kamen damals 78 Menschen ums Leben, unter ihnen 36 Kinder. Überlebende berichteten, es habe keinen Feueralarm gegeben, Fluchtwege seien unpassierbar gewesen und Feuerschutztüren hätten sich nicht öffnen lassen. Eine Untersuchung ergab krasse Mängel beim Brandschutz und Versäumnisse bei den vorgeschriebenen Sicherheitsüberprüfungen.
Zertifikat schriftlich bestätigen lassen
Gäste Viele Gäste haben ihren privat gebuchten Urlaub komplett im Voraus gezahlt. Laut Branchenexperten haben sie kaum Aussicht auf Erstattung. Fachleute raten deshalb, sich bei privaten Buchungen unbedingt schriftlich bestätigen zu lassen, dass die Unterkunft über das Zertifikat des türkischen Ministeriums verfügt.
Sicherheit Diese Zertifikate sind zwar vorgeschrieben. Aber was sie in der Praxis wert sind, ist eine andere Frage.