Kirchberg an der Murr

Über 40.000 Euro für vier Fledermäuse - Steuerzahlerbund kritisiert Fledermaus-Monitoring

Vier kleine Fledermäuse bringen ein ganzes Bauprojekt ins Wanken und kosten eine Gemeinde über 40.000 Euro. Der Fall aus Kirchberg an der Murr sorgt für Kopfschütteln und Kritik vom Steuerzahlerbund.

Vier Zwergfledermäuse verzögern den Abriss einer Gemeindehalle in Kirchberg an der Murr. Über 40.000 Euro für Ersatzquartiere und Monitoring sorgen für Kritik des Steuerzahlerbundes.

© Rudmer Zwerver / Shutterstock.com

Vier Zwergfledermäuse verzögern den Abriss einer Gemeindehalle in Kirchberg an der Murr. Über 40.000 Euro für Ersatzquartiere und Monitoring sorgen für Kritik des Steuerzahlerbundes.

Von Matthias Kemter

Kirchberg an der Murr (BW). In der 4.000-Einwohner-Gemeinde im Rems-Murr-Kreis sorgt ein ungewöhnlicher Artenschutz-Fall für Aufsehen und Kopfschütteln. Vier Zwergfledermäuse haben den Abriss einer alten Gemeindehalle verzögert und der Kommune Kosten von mehr als 40.000 Euro eingebracht. Der Bund der Steuerzahler spricht von Steuergeldverschwendung.

Der Fall: Abriss gestoppt wegen Fledermäusen

Die alte Gemeindehalle in Kirchberg an der Murr sollte abgerissen werden. Doch bei einer artenschutzrechtlichen Prüfung stellte ein Fachbüro fest: Vier Zwergfledermäuse nutzen den Dachboden regelmäßig als Quartier. Da die Tiere streng geschützt sind, durfte der Abriss nicht ohne Ersatzunterkünfte erfolgen. Die Gemeinde reagierte: Im Februar 2025 wurden 22 künstliche Fledermausquartiere an der nahegelegenen Schule und Sporthalle angebracht. Kostenpunkt: rund 20.000 Euro aus der Gemeindekasse.

Monitoring teurer als Ersatzbauten

Damit war die Sache nicht erledigt. Die Vorgaben schreiben ein jahrelanges Monitoring vor, um zu prüfen, ob die neuen Unterkünfte auch tatsächlich angenommen werden. Drei Kontrollzyklen zwischen 2025 und 2029 sind vorgesehen, mindestens zwei davon müssen eine Nutzung nachweisen. Das Problem: Die Überwachung kostet die Gemeinde weitere 21.000 Euro. Erst frühestens im Winter 2027/28 könnte die alte Halle abgerissen werden. Bürgermeister Frank Hornek äußert zwar Verständnis für den Artenschutz, kritisiert aber die hohen Kosten: „Was ich allerdings grundsätzlich in Frage stelle, ist das Monitoring.“

Steuerzahlerbund spricht von Absurdität

Der Bund der Steuerzahler hat den Fall in sein aktuelles Schwarzbuch aufgenommen. Die Kritik: Der Aufwand stehe in keinem Verhältnis zum Nutzen. „Es braucht dringend Regelungen, die das Verhältnismäßigkeitsprinzip im Umweltschutz berücksichtigen“, heißt es in der Stellungnahme.

Hintergrund: Zwergfledermäuse streng geschützt

Die Zwergfledermaus ist eine der kleinsten Fledermausarten Europas und steht in Deutschland unter strengem Schutz. Schon wenige Tiere reichen aus, um Bauvorhaben erheblich zu verzögern, wie der Fall in Kirchberg zeigt.

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Erstellt:
30. September 2025, 16:26 Uhr

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