Ukrainische Familie hilft hier und dort

Karina und Serhiy Preinesberger aus Murrhardt sammeln Sachspenden und das Fahrerteam ihres Unternehmens bringt Hilfsgüter an die Grenze und ins Land. Zu Kriegsbeginn ermöglichten sie auch einigen Landsleuten die Flucht in die Walterichstadt, die nun bei den Aktionen unterstützen.

Familie und Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeiter des Unternehmens packen (von links) gemeinsam mit an, um möglichst schnell Sachspenden in die Ukraine bringen zu können: Ihor Kristinjak, Myroslava Cubera, Vasyl Uhal, Halkan Kristinjak, Olesja Schäffer, Dmytro und Ivan Cubera, Serhiy Preinesberger und Mykola Kristinjak. Foto: E. Klaper

Familie und Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeiter des Unternehmens packen (von links) gemeinsam mit an, um möglichst schnell Sachspenden in die Ukraine bringen zu können: Ihor Kristinjak, Myroslava Cubera, Vasyl Uhal, Halkan Kristinjak, Olesja Schäffer, Dmytro und Ivan Cubera, Serhiy Preinesberger und Mykola Kristinjak. Foto: E. Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Der grausame Krieg Russlands gegen die Ukraine und das unermessliche Leid der dort lebenden Menschen löst auch in der Walterichstadt große Hilfsbereitschaft aus, besonders bei Einwohnern, die selbst aus der Ukraine stammen. So auch Karina und Serhiy Preinesberger, die aus der Region Transkarpatien im Südwesten der Ukraine kommen und seit 2001 in Murrhardt leben.

Sie organisieren nun Hilfsaktionen für ihre Landsleute, wobei viele Verwandte und Freunde sie unterstützen. Ebenso die rund 40 Mitarbeiter ihres Hochbauunternehmens M&S Corporation GmbH, von denen die meisten aus Ungarn und der Ukraine stammen. Überdies beteiligen sich viele Landsleute und Einwohner aus der Walterichstadt und Umgebung, Sulzbach an der Murr und Backnang und steuern Sachspenden bei. „Wir sammeln alles, was man zum Überleben braucht“, betont Karina Preinesberger und ruft zu weiteren Sachspenden auf. Dringend benötigen die Einwohner in den umkämpften Städten und Gebieten ebenso wie alle, die von dort geflohen sind, vor allem warme Kleidung, Decken, Bettwäsche, Isomatten und Schlafsäcke; zudem lange haltbare Lebensmittel wie Konserven in Dosen (keine Gläser), Grundnahrungsmittel wie Nudeln, Reis, Mehl, Zucker und Öl. Ebenso gebraucht werden Artikel für die Kleinsten wie Babynahrung, Windeln, Babypflegeartikel, Thermosflaschen, Wasserkocher und stilles Wasser in Plastikflaschen zur Zubereitung von Babynahrung; überdies Medikamente, Hygiene- und Drogerieartikel, Batterien, Taschenlampen, Kerzen sowie Verpackungs- und Umzugskartons, um die Spenden stabil und sicher transportieren zu können.

„Vor Kurzem bekamen wir eine Lieferung von Erste-Hilfe-Taschen. Sobald wir so viele Hilfsgüter zusammenhaben, dass es für eine Lastwagenladung reicht, wird ein Fahrzeug von einem Geschäftspartner ausgeliehen, der eine Spedition hat. Damit liefern wir die Hilfsgüter direkt an die ungarisch-ukrainische Grenze. Dort werden sie von unseren Kontaktpersonen umgeladen auf kleinere Fahrzeuge, die vom Roten Kreuz zugelassen sind, darunter auch Geländewagen für bergige Nebenstrecken in den Karpaten, und überall dorthin weitertransportiert, wo es Korridore zu den umkämpften Gebieten gibt und wo man hinkommt“, erklärt Serhiy Preinesberger. „Wir wollen auch Flüchtlingen helfen, die aus den umkämpften Städten in der Nord-, Ost- und Zentralukraine in die Städte und Ortschaften in der Westukraine und nach Transkarpatien gekommen sind. Dort sind sie in öffentlichen Gebäuden wie Kindergärten, Schulen und Turnhallen untergebracht, die nun als Notunterkünfte dienen.“

Außerdem haben die Familie Preinesberger und einige Mitarbeiter gleich nach Kriegsbeginn Flüchtlinge in Sicherheit gebracht: „Als der Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine begann, riefen uns mehrere befreundete Personen an und baten uns um Hilfe“, erzählt der Unternehmer. „Daraufhin fuhren gleich am ersten Kriegstag vier meiner Mitarbeiter mit zwei Kleinbussen zur ungarisch-ukrainischen Grenze. Sie brachten über 30 Flüchtlinge zu Verwandten nach Tschechien und kehrten mit rund 20 Flüchtlingen zurück nach Murrhardt. Die meisten Familien sind im ehemaligen Gasthaus Lamm in Harbach untergebracht, aber auch das Unternehmen M&S Corporation stellt Räumlichkeiten zur Verfügung. Wir bieten unsere Unterstützung allen Bedürftigen an und helfen, soviel wir können“, betont Serhiy Preinesberger.

Die Flüchtlinge in Harbach „helfen jetzt mit, die Hilfsgüter zu sortieren und zu verpacken“, berichtet Karina Preinesberger. „Wir suchen auch dringend Wohnraum, Wohnungen oder auch Häuser, die gemietet werden können, um die Flüchtlinge, vor allem Familien, besser unterbringen zu können“, bittet sie Haus- und Wohnungsbesitzer um Unterstützung. „Auch Geldspenden sind willkommen, dazu wollen wir einen Verein ,Hilfe für die Ukraine‘ gründen, damit größere Beträge auf ein Vereinskonto überwiesen werden können. Mit diesen Spendengeldern kaufen wir alles ein, was am dringendsten benötigt wird, dafür erstellen wir eine Liste“, kündigt Serhiy Preinesberger an. „Unsere Hilfsaktion geht so lange weiter, bis der Krieg vorbei ist und der Wiederaufbau beginnt, denn dazu benötigen die Ukrainer ebenfalls unsere größtmögliche Hilfe“, betont der Unternehmer.

Familie und Team freuen sich über Spenden, Kontakt ist per E-Mail möglich und ein Verein in Gründung

Bündelung der Hilfe Um die Hilfe zu bündeln und keine Parallelstrukturen aufzubauen beziehungsweise zu nutzen, erklärt Christian Schweizer, Vorsitzender des Freundschaftsvereins Murrhardt/Tschugujew/ Malinowka, dass es aus seiner Sicht sinnvoll ist, die Kräfte zusammenzuführen. Er wird das Geld, das bis dahin auf das Vereinskonto geflossen ist, entsprechend weiterleiten. Er bittet, die Familie Preinesberger nun in Sachen Spenden für die Menschen in der Ukraine sowie für Flüchtlinge, die in der Walterichstadt angekommen sind, zu unterstützen. Das Konto des Freundschaftsvereins Murrhardt/Tschugujew/Malinowka soll daher aber nicht mehr genutzt werden.

Kontakt für Sachspenden Wer die Familie und ihre Helferinnen und Helfer mit Sachspenden unterstützen möchte, kann über folgende E-Mail-Adresse Kontakt aufnehmen beziehungsweise sich erkundigen: info@mscorporation.de. Die Familie hat auch einen Verein ins Leben gerufen, er befindet sich in Gründung, dessen Gemeinnützigkeit muss aber noch vom Finanzamt geprüft werden. Erst dann kann auch ein Spendenkonto angegeben werden.

Bildwörterbuch Christian Lätzig vom BücherABC, Grabenstraße 23, in Murrhardt hält in der Buchhandlung sogenannte Bildwörterbücher bereit. Mithilfe der Exemplare lässt sich zu Anfang zwischen Flüchtlingen und Helfenden über Bilder leichter kommunizieren. Er spendet eine ganze Reihe an Exemplaren, die er bei Kontakt zu Flüchtlingsfamilien aus der Ukraine gerne zur Verfügung stellt.

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Erstellt:
25. März 2022, 06:00 Uhr

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