Um das Groß-PV-Projekt in der Murrhardter Froschgrube ist es still geworden

Im Juli 2021 haben Stadtverwaltung und Süwag das Vorhaben für eine mögliche Fotovoltaikanlage, kurz PV-Anlage, auf der Altlastenfläche im Westen Murrhardts vorgestellt. Seit einem Zwischenstandsbericht Ende Februar 2022 hört man wenig vom Projekt.

Wann in der Froschgrube eine größere Fotovoltaikanlage aufgestellt werden kann, ist noch offen. Nächster Schritt ist die finale Abstimmung über die Aufteilung der Fläche zwischen den Nutzern: Stadt und Stadtwerke, Abfallwirtschaft Rems Murr sowie Motorsportclub. Danach ist klar, wie viele Quadratmeter für Solarpanels zur Verfügung stehen. Foto: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Wann in der Froschgrube eine größere Fotovoltaikanlage aufgestellt werden kann, ist noch offen. Nächster Schritt ist die finale Abstimmung über die Aufteilung der Fläche zwischen den Nutzern: Stadt und Stadtwerke, Abfallwirtschaft Rems Murr sowie Motorsportclub. Danach ist klar, wie viele Quadratmeter für Solarpanels zur Verfügung stehen. Foto: Stefan Bossow

Von Christine Schick

Murrhardt. Ursprünglich hatte die Stadtverwaltung noch eine gewerbliche Nutzung der am westlichen Stadtrand gelegenen Froschgrube in Betracht gezogen. Zwar wurde die Altlastenfläche mit Blick auf die vor etlichen Jahren dort gelagerten Industrie- und anderen Abfälle nach entsprechenden Stichproben als unbedenklich eingestuft, allerdings kam die Stadt auch zu dem Schluss, dass ein nicht auszuschließendes Restrisiko potenzielle Interessenten abschrecken könne. Vor diesem Hintergrund und der Frage, wie sich die Fläche dann nutzen ließe, entstand die Idee, auf dem Areal eine große Freiflächensolaranlage zu planen.

Im Juli 2021 wurden ein erstes Konzept und der Energieversorger Süwag sowie der Neckarelektrizitätsverband als mögliche Partner für die Umsetzung präsentiert. Damals ging Axel Menze, Geschäftsführer der Süwag Grüne Energien und Wasser AG& Co. KG, noch davon aus, dass man aufgrund der Verfahren – ein Bebauungsplan, Änderung des Flächennutzungsplans sowie Gestattungsvertrag – rund ein bis zwei Jahre rechnen müsse, bis das Projekt realisiert werden könne. Nun sind rund anderthalb Jahre verstrichen und es ist recht still um das Vorhaben geworden.

Ende Februar 2022 hatte es im Gemeinderat von den Verantwortlichen eine Art Zwischenbericht gegeben. Zentrale Punkte waren, dass die Planer bei der Größe der Freiflächensolaranlage Abstriche machen müssen, da von den ursprünglich vorgesehenen 10000 Quadratmetern nur rund 8000 Quadratmeter umsetzbar sind. Hintergrund ist die Verschattung durch Bäume, die aber wegen der Anlage nicht gefällt werden sollen. Die Hoffnung damals: Dass sich die Zahl der mit den Solarpanels versorgten 170 Haushalte auf 250 Haushalte steigern lässt. Zwar ist die Froschgrube ein großes Areal, sie wird aber noch von weiteren Partnern genutzt – die Abfallwirtschaft Rems Murr will dort einen Wertstoffhof mit Grünguthäckselplatz einrichten, die Murrhardter Stadtwerke lagern Hackschnitzel für ihre Nahwärmeanlagen vor Ort und der Motorsportclub nutzt sie als Trainingsgelände. Die Konstruktion sieht eine Projekt-Dachgesellschaft vor, über die sich die Energiegenossenschaft Murrhardt als lokaler Partner, der Neckarelektrizitätsverband und die Stadt Murrhardt beteiligen können. Letztlich sollen in einem Gestattungsvertrag die zentralen Punkte geregelt werden – Eigentumsverhältnisse, Zeit, Rückbau, Nutzungsentgelt sowie Rechte und Pflichten.

Die Nutzungsparteien müssen die Aufteilung der Flächen abstimmen

Stellt sich die Frage, wie weit die Planungen nun rund um die Anlage fortgeschritten sind. Bürgermeister Armin Mößner lässt auf eine schriftliche Anfrage wissen, dass die genaue Größe von der endgültigen Flächenaufteilung abhängig sei, will heißen, dass darüber die Nutzer des Areals übereinkommen müssen. „Es läuft die Endabstimmung der Flächenaufteilung zwischen Stadt, Stadtwerken, der Abfallwirtschaft Rems Murr, Freiflächenfotovoltaik und dem Motorsportclub Murrhardt“, lässt Mößner in Bezug auf die zeitliche Planung und Umsetzung wissen. Parallel in Arbeit sei die Vorbereitung eines Bebauungsplans mit Voruntersuchung zum Artenschutz und zur Habitatpotenzialanalyse. Vor der Abstimmung über die Flächenaufteilung seien konkretere Aussagen noch nicht möglich – sei es zur Frage nach der Einbindung von Energiegenossenschaft, Neckarelektrizitätsverband und Stadt oder zur Frage, wie viele Haushalte die Anlage versorgen können wird. Klar scheint zumindest, dass die Stadt das Areal freimachen wird. Nutzer, unter anderem die Zirkusfamilie Riedesel, werden weichen müssen. („Seitens der Stadt bestehen keine vertraglichen Beziehungen und wir sind dabei, die Fläche zu räumen.“)

Altstadtrat Wilhelm Wieland erkundigt sich nach Solaranlage und Windkraft

Dass man lange nichts von dem Projekt gehört hat, hat wohl auch Wilhelm Wieland, der lange Zeit als Stadtrat für die SPD im Gemeinderat saß und sich in der Energiegenossenschaft engagiert, beschäftigt und veranlasst, bei der jüngsten Gemeinderatssitzung nachzuhaken. Somit war es an Bürgermeister Armin Mößner, auch ihm zum Stand der Planungen und zu der Frage Auskunft zu geben, wie eine Beteiligung der Bevölkerung beim Projekt fortgeschritten beziehungsweise vorbereitet sei. Zudem erkundigte er sich nach möglichen Plänen für eine Windkraftanlage. Nachdem der Gemeinderat (bei einer knappen Abstimmung) den Bau eines Windrads auf dem Springstein verworfen hat, gehe er davon aus, dass für einen neuen Versuch Vorbereitungen wie ein Bebauungsplan nötig sind. Wieland merkte an, dass die Stadt so die Chance hätte, sich dem notwendigen Trend, Energie regenerativ zu erzeugen, anzuschließen.

Armin Mößner verwies für die Freiflächenfotovoltaikanlage auf den Abstimmungsbedarf der verschiedenen Nutzer in Bezug auf die Fläche, den in Arbeit befindlichen Bebauungsplan und den möglichen Partner, die Süwag. Was den Springstein angelangt, so ginge es dabei nicht um einen Bebauungsplan, vielmehr gebe es bestimmte ausgewiesene mögliche Standorte, die sich im Flächennutzungsplan wiederfinden. Zum Projekt auf dem Springstein erinnerte Mößner daran, dass diesem damals die Flugsicherung mit ihrem Drehfunkfeuer entgegen gestanden habe und der ursprüngliche Plan eines Windparks, um Anlagen auch aus artschutzrechtlichen Überlegungen zu bündeln, sich nicht verwirklichen habe lassen und die Errichtung eines einzelnen verbliebenen Windrads dazu in Widerspruch gestanden habe. Letztlich müsse das Regierungspräsidium entscheiden, ob solch ein Vorhaben von den Genehmigungen her wieder möglich wäre.

Wilhelm Wieland hakte in Bezug auf den Zeithorizont nach und ließ durchscheinen, dass er ein aktiveres Vorgehen der Verwaltung gut fände. Der Bürgermeister machte klar, dass er eine zeitliche Aussage nicht treffen könne. Sie wecke entsprechend große Erwartungen, gleichzeitig komme die Stadt nicht umhin, die Genehmigungsverfahren beispielsweise in Bezug auf den Arten- und Naturschutz gut zu absolvieren. Das gelte letztlich auch für eine Windkraftanlage und die mit ihr verbundenen Genehmigungen. Ralf Nentwich (MDAL/Die Grünen) ergänzte später unter dem Punkt Anfragen, dass der neue Windatlas seines Wissens nach durchaus Potenzial für Windkraftanlagen im Murrtal sehe.

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Erstellt:
2. Februar 2023, 06:00 Uhr

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