Ukraine-Krieg

UN: Folter in russisch besetzten Gebieten der Ukraine

Baseballschläger, gebrochene Knie, Zellen voller Ratten: Was Überlebende aus russisch besetzten Gebieten der Ukraine berichten, die dort in Gefangenschaft waren.

krainer, die im Rahmen der ersten Phase des Gefangenenaustauschs freigelassen wurden, verlassen am 23.05.2025 einen Bus. (Archivbild)

© Oleksandr Klymenko/ukrin/dpa

krainer, die im Rahmen der ersten Phase des Gefangenenaustauschs freigelassen wurden, verlassen am 23.05.2025 einen Bus. (Archivbild)

Von red/dpa

In von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine sind nach einem Bericht des UN-Menschenrechtsbüros in Genf seit Anfang 2022 mehr als 15.000 Menschen festgenommen worden. Die Untersuchungskommission des Büros zur Lage in der Ukraine geht davon aus, dass viele gefoltert worden sind. 

Die Kommission hat zum einen mehr als 200 Menschen gesprochen, die es nach der Entlassung zurück in Gebiete schafften, die von der Ukraine kontrolliert werden, zum anderen mit Angehörigen von Menschen, die noch festgehalten werden. Mehr als 92 Prozent hätten von Folter berichtet, sagte die Leiterin der Kommission, Danielle Bell, in Kiew. Mindestens 38 seien in Folge von Folter, fehlender ärztlicher Hilfe und unhygienischer Zustände gestorben, heißt es in ihrem Bericht. 

Etwa 1.800 Menschen seien noch in Haft. Die Zahlen zu den Gefangenen stammt von ukrainischen Behörden. Die Kommission habe sie geprüft und halte sie für glaubwürdig, sagte Bell. 

Auch Fälle von Minderjährigen dokumentiert

Insgesamt hat das Büro 508 Fälle dokumentiert, darunter auch von zwölf Minderjährigen. Alle hätten übereinstimmende Angaben gemacht, die mit Angaben aus verschiedenen Quellen übereinstimmten, deshalb betrachte das Büro ihre Angaben als glaubwürdig, sagte Bell. Die Menschen seien teils nur deshalb festgenommen worden, weil sie pro-ukrainische Meinungen geäußert hätten. 

Bell berichtete von einer Frau, die nach eigenen Angaben mit einem gebrochenen Knie nach einem Arzt fragte. Stattdessen sei sie ins Knie getreten worden. Ein Mann berichtete, er sei so heftig mit einem Baseball-Schläger geschlagen worden, dass er flehte, erschossen zu werden. Stattdessen habe der Folterer ihm mit dem Baseball-Schläger die Zähne ausgeschlagen. Eine Frau habe berichtet, sie sei mehr als ein Jahr in einer Zelle voller Ratten festgehalten worden, die sie praktisch nie verlassen konnte. 

Gebrochene Knie, Schläge, Zelte voller Ratten

Auch auf ukrainischem Territorium seien Ukrainer nach dem Einmarsch Russlands im Februar 2022 festgenommen worden, teils unter dem Vorwurf von Verrat oder Kollaboration mit dem Feind, sagte Bell. Sie sprach von gut 2.250 Gefangenen. Mit mehr als 400 seien Interviews geführt worden. 117 hätten nach eigenen Angaben kurz nach der Festnahme ebenfalls Misshandlung oder Folter erlebt, vor allem 2022. Die Gefangenen hätten alle Zugang zu Anwälten. 

Bell sprach aus Kiew per Videolink zu Reportern in Genf.

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Erstellt:
23. September 2025, 12:24 Uhr

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