Raketenabwehr a la Ronald Reagan
US-Präsident Donald Trump träumt von Amerikas Golden Dome
Die Raketenabwehrsystem Iron Dome schirmt Israel ab. Präsident Trump hat für die USA auch einen gewaltigen Schutzschild im Sinn. Er stellt neue Details des Großprojekts vor.

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Unter den wachsamen Augen seines Vorgängers Ronald Reagan hört US-Präsident Donald Trump (li.) zu, wie Verteidigungsminister Pete Hegseth (Mi.) das Golden-Dome-Projekt erklärt.
Von Markus Brauer/dpa/AFP
Stellen Sie sich vor, Sie betreten ein Zimmer, in dem Sie noch nie zuvor waren. Und doch haben Sie das Gefühl, diesen Raum schon einmal gesehen und diese Situation schon einmal erlebt zu haben. Forscher nennen dies Déjà-vu (französisch: schon gesehen). Die meisten Menschen können sich an mindestens ein solches Erlebnis erinnern. Ein fremdes Umfeld kommt einem vertraut vor, weckt plötzlich Erinnerungen. Ein solches Déjà-vu kommt einem sofort bei der folgenden Nachricht in den Sinn:
Trump will Golden Dome über den USA
US-Präsident Donald Trump will bis zum Ende seiner Amtszeit in knapp vier Jahren für die USA eine neue Raketenabwehr nach dem Vorbild des israelischen Iron Dome aufbauen. Das kündigte Trump im Weißen Haus an. In rund drei Jahren solle der „Raketenabwehrschild der nächsten Generation“ mit dem Namen Golden Dome einsatzbereit sein.
Golden Dome? Das klingelt doch was. Weltraumwaffen waren schon das militärische Lieblingsspielzeug von Ronald Reagan (1911-2004), als der von 1981 bis 1989 im Weißen Haus das Sagen hatte. Doch dazu später.
Trump hat es eilig mit der Realisierung
Als Anschubfinanzierung für das Projekt seien 25 Milliarden US-Dollar (22 Milliarden Euro) eingeplant, teilt Trump mit. Insgesamt solle das Vorhaben rund 175 Milliarden Dollar kosten. Kanada habe Interesse angemeldet, sich an dem Projekt zu beteiligen, sagte er.
Trump hatte bereits wenige Tage nach seiner Amtseinführung im Januar eine Verfügung unterzeichnet, um das Projekt anzustoßen. Er wies damals das Verteidigungsministerium an, innerhalb von 60 Tagen einen Umsetzungsplan zu erarbeiten.
Das Vorhaben soll demnach neben Kurzstreckenraketen auch moderne Hyperschall- und Langstreckenraketen abwehren können – sowohl aus der Luft als auch aus dem Weltraum. Es würde damit deutlich über die bereits bestehenden US-Abwehrsysteme hinausgehen.
Anders als Israels Iron Dome
Der Golden Dome würde sich deutlich von seinem israelischen Vorbild Iron Dome unterscheiden, das speziell darauf ausgelegt ist, Kurzstreckenraketen und Geschosse abzufangen, um dicht besiedeltes Gebiet zu schützen.
Die geografischen und sicherheitspolitischen Bedingungen in den USA sind grundlegend anders. Weder Mexiko noch Kanada stellen eine militärische Bedrohung dar, und ein landesweites System wäre aufgrund der enormen Größe der USA ineffizient und extrem kostspielig.
Iron Dome schützt Israel vor kleineren Geschossen
Der von Israel entwickelte Iron Dome (Eisenkuppel) ist darauf spezialisiert, Raketen und Geschosse über kurze Distanz abzufangen. Eine Batterie kann ein kreisrundes Gebiet mit einem Radius von etwa sieben Kilometern schützen. Die Fläche entspricht etwa einer Stadt wie Freiburg.
Bau, Entwicklung und Instandhaltung haben die USA bisher mit mehr als drei Milliarden Dollar unterstützt. Der Iron Dome gilt als Symbol für die Rolle der USA als Schutzmacht Israels.
Seit dem Start 2011 kam das System nach Angaben Israels mehrere Tausend Mal zum Einsatz. Dem Jahresbericht „Military Balance 2024“ des Internationalen Instituts für strategische Studien zufolge hat der Iron Dome eine Erfolgsquote von mehr als 90 Prozent.
Schleuder Davids zielt auf größere Angreifer
Einen Schritt weiter bei der Abwehr Israels geht die ebenfalls mit den USA entwickelte David’s Sling (Schleuder Davids). Zwei Batterien reichen, um die gesamte Fläche von Israel abzudecken.
Seit Frühjahr 2017 einsatzbereit, dient das auch als Magic Wand (Zauberstab) bekannte System dazu, im Vergleich zum Iron Dome größere ballistische Raketen und Marschflugkörper mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern unschädlich zu machen. Die USA steckten nach eigenen Angaben rund 2,4 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung.
Trump: Es geht ums Überlebens der Nation
Nach seiner Fertigstellung werde der „Golden Dome“ in der Lage sein, Raketen abzufangen, „auch wenn sie von anderen Seiten der Welt aus gestartet werden, und sogar wenn sie aus dem Weltraum gestartet werden“, erklärte Trump. „Das ist sehr wichtig für den Erfolg und sogar das Überleben unseres Landes.“
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth äußerte sich an der Seite von Trump ebenfalls zu dem Projekt. Ihm zufolge soll der geplante Schutzschild „das Heimatland vor Marschflugkörpern, ballistischen Raketen, Hyperschallraketen und Drohnen schützen, unabhängig davon, ob es sich um konventionelle oder nukleare Raketen handelt“.
Erinnerung an Sternenkrieger Ronald Reagan
Die US-Version ist weit ehrgeiziger als Israels Iron Dome und soll auch interkontinentale Raketen mit Atomwaffen abwehren. Dies knüpft an US-Pläne aus der Zeit von Präsident Ronald Reagan (1981-1989) an. Dieser wollte einen in Anlehnung an die Filmreihe „Star Wars“ genannten Raketenabwehrschild, bei dem Abfangsysteme im Weltraum platziert werden sollten.
Diese Strategic Defense Initiative (SDI, Strategische Verteidigungsinitiative) wurde von Reagan in einer angespannten Phase des Kalten Krieges gegen die Sowjetunion ins Leben gerufene und am 23. März 1983 in Reagans „Krieg-der-Sterne“-Rede offiziell angeordnet.
Das seit den 1990er Jahren, also seit dem Ende des Kalten Krieges, unterbrochene Programm wurde von der Regierung Clinton unter neuem Namen als National Missile Defense (NMD) wieder aufgegriffen und unter George W. Bush fortgeführt. Ziel war es, sowjetische Interkontinentalraketen nach dem Start und vor Erreichen westlichen Gebietes aus dem All heraus vernichten zu können.
SDI-Projekt gilt heute als gescheitert
Grundsätzlich lassen sich zwei Waffensysteme unterscheiden: Systeme zur Zerstörung feindlicher Satelliten (ASAT) und Systeme, mit denen gegnerische Raketen in allen Phasen des Fluges im Weltraum unschädlich gemacht werden sollen. Hierbei handelt es sich um das sogenannte „Star Wars“-Programm von Reagan. Die Forschungen für beide Systeme hatten sich überschnitten.
Trotz aller Anstrengungen und der Entwicklung neuer Waffen, die angeblich im Rahmen der SDI und der BMD (Ballistic Missile Defense) entwickelt wurden, gilt das Projekt heute als gescheitert, da die bisherigen Raketenabwehrtests wenig erfolgreich waren. Zudem wurden auch auf sowjetischer bzw. russischer Seite die Interkontinentalsysteme weiterentwickelt, sodass ein zuverlässiger Abschuss aller Sprengköpfe immer unwahrscheinlicher wird.