Verflochtene Linien und Dialoge

Heidrun Brauer präsentiert mit weiteren Pianisten sowie einem Streicherensemble klassische Werke.

Heidrun Brauer erarbeitet sich mit ihrem Klavierlehrer Miklós Vajna klassische Werke – und präsentierte nun wieder eine Auswahl mit weiteren Mitstreitern. Archivfoto: privat

Heidrun Brauer erarbeitet sich mit ihrem Klavierlehrer Miklós Vajna klassische Werke – und präsentierte nun wieder eine Auswahl mit weiteren Mitstreitern. Archivfoto: privat

MURRHARDT (lw). Sie tauchte in Verbindung mit Heidrun Brauers Matinee in der Murrhardter Festhalle überall auf: die freundliche, zuversichtliche Farbe Gelb. Die Konzertankündigungen, die Programmhefte, die Blumen und Heidrun Brauers Kleid – alle waren in dieser Farbe gehalten. Die Festhalle hatte vor dem Hintergrund der Schutzmaßnahmen wegen der Coronapandemie keine beengenden Holztrennwände eingezogen und zeigte sich in ihrer ganz offenen, prächtig-festlichen Anmutung. Und trotz der korrekten coronagerechten Abstandseinhaltung bei den Sitzplätzen entstand der Eindruck eines gut gefüllten Saals.

Auf dem Programm standen zwei Werke für drei Klaviere und Streicher: von Johann Sebastian Bach das Konzert in d-Moll BWV 1063 und von Wolfgang Amadeus Mozart das Konzert in F-Dur KV 242. Als Intermezzo erklang Mozarts Streichquartett Es-Dur KV 160. Die Pianisten waren Heidrun Brauer, Gerhard Kleesattel, Konrad Littmann und Miklós Vajna, im Streichquartettensemble Primavera spielten Benedetta Constantini und Johannes Sauer (Violine), Natalya Pozdnyakova (Viola) und Susanne Reikow (Violoncello).

Aus dem wuchtigen Unisonobeginn des Bachkonzerts entstanden mittels der drei Klaviere verflochtene Linien, Imitationen und Dialoge – regelmäßig unterbrochen durch die Wiederaufnahme des Anfangthemas – und entwickelten sich über immer längere Zweiunddreißigstelketten hin zu einem kadenzartigen Höhepunkt, von Heidrun Brauer mit Virtuosität vorgetragen. Der dritte Satz mit seinem synkopiert drängenden Thema bot den drei Pianisten Gelegenheit, sich nacheinander in ausdrucksstarken Zwischenpassagen solistisch zu präsentieren. Das frühe Streichquartett KV 160, das Mozart als 16-Jähriger in Italien schrieb, hat neben seinen handwerklichen Qualitäten auch einige unerwartete Melodiewendungen und geniale charakteristische Einfälle. Das Ensemble Primavera musizierte brillant – mit Präzision und Einfühlungsvermögen. Mit straffer Leichtigkeit und musikalischem Fluss kam das Mozartkonzert daher. Die Pianisten bewältigten trotz einiger Tempounklarheiten und entfallener Noten die vielfältigen Anforderungen an musikalischer Gestaltung und Spieltechnik und wurden immer souverän unterstützt durch das anpassungsfähige Streichensemble.

Bewundernswert ist, dass Brauer, obwohl nicht mehr die Jüngste, sich immer noch den langwierigen, anstrengenden und nervenzehrenden Vorbereitungen für solch einen Auftritt unterzieht. Die Zuhörer waren dankbar für das Konzert, gerade in den aktuell kulturell kargen Zeiten, und spendeten reichlich Beifall. Für den Applaus und für die Blumensträuße aus dem Publikum – auch diese waren gelb – gab es noch eine gemeinsame Zugabe mit allen Beteiligten: einen Teil aus dem dritten Satz des Mozartkonzerts.

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Erstellt:
28. Oktober 2020, 06:00 Uhr

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