Colorado

Verletzte in Fußgängerzone: FBI prüft Terrorverdacht

Ein Mann wirft einen Brandsatz in eine Menschenmenge und ruft „Free Palestine“ - das berichten Zeugen nach einer Attacke in Colorado. Handelt es sich um einen Terroranschlag?

Im US-Bundesstaat Colorado sind bei einer Attacke mehrere Menschen verletzt worden.

© AP/dpa/David Zalubowski

Im US-Bundesstaat Colorado sind bei einer Attacke mehrere Menschen verletzt worden.

Von dpa

Nach einem Angriff auf eine jüdische Demonstration mit acht Verletzten im US-Bundesstaat Colorado ist der Tatverdächtige angeklagt worden. Dem 45-Jährigen werden nach Angaben der Haftanstalt im Boulder County unter anderem Körperverletzung und eine Attacke mit Brandsätzen zu Last gelegt. Nach Medienberichten ist er Ägypter; laut Zeugen rief er während des Angriffs einen propalästinensischen Slogan.

Der Mann wurde auch in zwei Fällen wegen Mordes angeklagt. Ob dies im Zusammenhang mit dem Angriff stand, war zunächst unklar, denn über Todesopfer wurde nichts bekannt. Wie die Polizei kurz nach dem Vorfall mitgeteilt hatte, erlitt mindestens eines der Opfer schwere Verletzungen.

Die Bundespolizei FBI ermittelt wegen Terrorverdachts. Es sei klar, dass es sich bei dem Vorfall am Nachmittag (Ortszeit) in der Stadt Boulder um einen „gezielten Gewaltakt“ handele, teilte ein FBI-Vertreter auf einer Pressekonferenz am späten Abend mit.

Zeugen zufolge habe ein männlicher Täter einen behelfsmäßigen Flammenwerfer bei dem Angriff benutzt, einen Brandsatz in eine Menschenmenge geworfen und während der Attacke „Free Palestine“ gerufen. Der Angriff ereignete sich während des jüdischen Feiertags Schawuot, der 50 Tage nach dem Pessachfest begangen wird und als Vorgänger des christlichen Pfingsten gilt.

Der 45-jährige Tatverdächtige wurde später vor Ort festgenommen. Die Opfer sind nach Polizeiangaben zwischen 67 und 88 Jahre alt. Nach Angaben von Vize-Stabschef Stephen Miller hielt er sich ohne gültiges Visum in den USA auf. „Ihm wurde von der Biden-Regierung ein Touristenvisum erteilt, das er dann illegal überzog“, schrieb Miller auf X. Zur Nationalität des Tatverdächtigen machte er keine Angaben.

Die Opfer, vier Frauen und vier Männer, sind nach Polizeiangaben zwischen 52 und 88 Jahre alt. Die Polizei hatte zunächst von sechs Opfern gesprochen, die Zahl dann später aber erhöht.

45-Jähriger festgenommen

Die US-Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard sprach auf der Plattform X von einem „gezielten Terrorangriff auf ein wöchentliches Treffen von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde“. Diese hatten sich demnach versammelt, um auf das Schicksal der israelischen Geiseln aufmerksam zu machen, die nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas aus Israel im Oktober 2023 in den Gazastreifen entführt wurden und dort noch immer festgehalten werden.

The @ODNIgov’s National Counterterrorism Center is working with the FBI and local law enforcement on the ground investigating the targeted terror attack against a weekly meeting of Jewish community members who had just gathered in Boulder, CO to raise awareness of the hostages… https://t.co/plMRta7ujs — DNI Tulsi Gabbard (@DNIGabbard) June 1, 2025

Der örtliche Polizeichef Steve Redfearn sagte in einer ersten Pressekonferenz zunächst, die Ermittler prüften, ob der Angriff einer friedlich demonstrierenden, pro-israelischen Gruppe gegolten habe oder anderen Personen. Es sei noch viel zu früh, um über das Motiv zu spekulieren, sagte er. „Wir sprechen zum jetzigen Zeitpunkt nicht von einem Terrorangriff.“

FBI-Chef Kash Patel sprach zu diesem Zeitpunkt hingegen schon von einem „gezielten Terrorangriff“. Auch US-Außenminister Marco Rubio und Heimatschutzministerin Kristi Noem ordneten den Vorfall auf der Plattform X schnell als Terrorangriff ein. „Terror hat keinen Platz in unserem großartigen Land“, schrieb Rubio. Man bete für die Opfer. 

Mehrere Menschen in Brand gesetzt

Die örtliche Polizei erhielt Redfearn zufolge in einem ersten Anruf zu dem Vorfall die Information, dass Menschen in Brand gesetzt worden seien. Die Verletzungen der Opfer passten dazu, sagte er - auch wenn die Polizei zu diesem Zeitpunkt noch keine gesicherten Erkenntnisse zum Tathergang hatte.

Redfearn sprach von Verbrennungen und anderen Verletzungen. Den Polizeiangaben zufolge ist mindestens eines der Opfer sehr schwer verletzt und befindet sich womöglich in einem kritischen Zustand. Andere hätten leichtere Verletzungen erlitten. Auch der mutmaßliche Täter wurde demnach leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht. 

In der Innenstadt von Boulder sperrte die Polizei nach dem Vorfall zunächst ein großes Gebiet ab. Geschäfte wurden geschlossen und Anwohner wie Passanten gebeten, die Gegend zu meiden. Da zum Tatzeitpunkt viele Menschen dort unterwegs waren, erhofft sich die Polizei Aufschluss durch Zeugenaussagen.

Tödliche Attacke in Washington

Erst vor anderthalb Wochen hatte eine tödliche Attacke in der US-Hauptstadt Washington weltweit großes Entsetzen ausgelöst: Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft wurden dort vor dem Jüdischen Museum erschossen. Der mutmaßliche Schütze begründete die Tat laut einem Dokument der Anklage mit Unterstützung für die Palästinenser während des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen.

Seit Beginn des Krieges vor mehr als eineinhalb Jahren wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 54.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet. Auslöser des Krieges war der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.

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Erstellt:
2. Juni 2025, 07:54 Uhr
Aktualisiert:
2. Juni 2025, 13:24 Uhr

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