SWR-„Eisenbahn-Romantik“ vor Aus
Video-Adventskalender und zig Beschwerden – Eisenbahn-Fans geben nicht auf
Fans von „Eisenbahn-Romantik“ kämpfen weiter gegen das Aus der SWR-Kultsendung. Doch nach der letzten Rundfunkratssitzung spricht der Erfinder und Ex-Moderator vom „Todesurteil“.
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Das zum Jahresende geplante Aus der SWR-Kultsendung „Eisenbahn-Romantik“ treibt viele Menschen um. (Archivbild)
Von Florian Dürr
Wenn der Erfinder von „Eisenbahn-Romantik“ an die letzte SWR-Rundfunkratssitzung denkt, schwindet seine Hoffnung für ein Weiterbestehen der Kultsendung: „Das war das Todesurteil“, sagt Hagen von Ortloff über das letzte Treffen des Gremiums von Anfang Dezember. Er hat „Eisenbahn-Romantik“ jahrelang moderiert – und kämpft heute gegen die Einstellung des Formats. „Es war eine traurige Sitzung für uns, weil der Rundfunkrat nicht das Interesse gezeigt hat, sich für die Sendung einzusetzen“, sagt von Ortloff: „Man hatte eher das Gefühl, dass die Mitglieder genervt sind von dem Thema.“
Zum Jahresende will der SWR die Sendung absetzen und dadurch eine Million Euro pro Jahr sparen. Anfang Dezember war die Einstellung von „Eisenbahn-Romantik“ als einer von mehreren Tagesordnungspunkten für die Sitzung des Rundfunkrats angesetzt. Dabei wurde laut einer Sprecherin des Senders „deutlich, dass sich die Aufsicht bereits mehrfach mit der Frage der Einstellung des Formats befasst hat und die Begründung des SWR als nachvollziehbar und transparent bewertet“. Man müsse „umpriorisieren und verstärkt Formate entwickeln, die etwa in der ARD Mediathek jüngere Zielgruppen erreichen“, heißt es. Niemand habe sich die Entscheidung leicht gemacht, stellt die Sprecherin klar.
SWR meldet sich bei Eisenbahn-Fan wegen Verwendung eines Videos
Doch das können von Ortloff und seine Eisenbahn-Freunde dem Sender nicht wirklich abnehmen, sie zeigen sich enttäuscht und protestieren weiter gegen die Pläne. Seit Monatsanfang auch täglich in Form eines „Eisenbahn-Romantik“-Adventskalenders, in dem sich in kurzen Youtube-Videos verschiedene Anhänger des Formats für eine Fortsetzung stark machen, unter anderem auch aus dem Hause des Göppinger Modellbahnherstellers Märklin oder dem Miniatur Wunderland in Hamburg.
Und offenbar haben sich auch die SWR-Verantwortlichen die Clips, die bis Weihnachten täglich erscheinen, genauer angeschaut. Denn gleich am Anfang der Videos kommt der Hinweis: „Hier stand eigentlich ein Zitat von SWR-Intendant Prof. Dr. Kai Gniffke. Der SWR verlangt dafür Genehmigung und eine kostenpflichtige Lizenz.“ In den ersten zwei Türchen war der SWR-Intendant noch im Video zu sehen, als er vor fünf Jahren zur 1000. Sendung „Eisenbahn-Romantik“ von der Sendung geschwärmt und davon gesprochen hat, dass es sich möglicherweise um das „Format der Zukunft“ handele.
Fans reichen Programmbeschwerden ein, die laut SWR keine sind
„Wir wollten ihn jeden Tag bis zum 24. Dezember daran erinnern“, sagt Jürgen Oßwald, der den Video-Adventskalender produziert hat. Doch seit sich der Sender bei ihm gemeldet hat, ist die Aussage von Gniffke im Bewegtbild nicht mehr zu sehen. Auch der SWR teilt auf Anfrage unserer Zeitung mit: „Die SWR Media hat Herrn Oßwald grundsätzlich darauf hingewiesen, dass er Lizenzrechte erwerben muss, wenn er auf Youtube Material des SWR verwenden möchte“, so eine Sprecherin. Dies sei ein übliches Verfahren.
Nicht nur in Form des Video-Adventskalenders zeigen die Eisenbahn-Fans ihren Unmut über die geplante Absetzung der Sendung zum Jahresende, auch mit direkt an den SWR-Intendanten adressierte Postkarten sowie Programmbeschwerden, die laut dem Sender aber keine seien: „Die Einstellung der Sendung ‚Eisenbahn-Romantik‘ stellt keine Verletzung von Programmgrundsätzen dar“, heißt es vom Rundfunkrat des SWR. Mit einer Programmbeschwerde werden laut dem Gremium „mögliche Verstöße gegen die Einhaltung von Programmgrundsätzen überprüft“, nicht aber die Einstellung einer Sendung.
Folgen von Eisenbahn-Romantik weiterhin in der ARD-Mediathek
Auch auf anderen Wegen hat den Sender Post zu „Eisenbahn-Romantik“ erreicht: Es geht laut einer Sprecherin um Tausende Zuschriften, die „teils erhebliche zusätzliche Arbeit“ verursachen. Man schätze aber die Menschen, die sich für das Format einsetzen. Allein Jürgen Oßwald hat mehr als 1500 Postkarten zu „Eisenbahn-Romantik“ direkt beim SWR abgegeben. Und die Petition für ein Weiterbestehen der Sendung hat mehr als 30.000 Unterschriften eingesammelt.
„Den Initiatoren der Petition haben wir unter anderem ein persönliches Gespräch angeboten, um im direkten Austausch die Gründe noch besser vermitteln zu können“, heißt es vom SWR: „Unser Angebot haben die Herren bedauerlicherweise abgelehnt.“ Jene aber widersprechen der Darstellung des Senders: „Wir haben das Gesprächsangebot nicht abgelehnt“, sagt Oßwald, „sondern ausdrücklich Gesprächsbereitschaft signalisiert – allerdings im Sinne einer inhaltlichen Klärung und nicht als bloßen Alibi-Termin.“
Das Thema „Bahnfahren“ werde aber weiterhin einen Platz im Programm des Senders finden, teilt der SWR mit – und in der ARD-Mediathek könnten die Eisenbahn-Fans bereits produzierte Folgen auch nach der Einstellung zum Jahresende weiter anschauen. Das aber reicht von Ortloff, Oßwald und Co. nicht: „Der Sender reagiert, als wären die Befürworter die Gegner“, wirft von Ortloff dem SWR vor, „das ist ein ganz trauriges Bild“. Der SWR wiederum betont über eine Sprecherin: „Uns bedeutet es viel, mit welchem Einsatz sich Menschen für die Sendung stark machen.“
