Gehirngröße und Intelligenz

Viele Muckis, wenig Hirn?

Auch bei Elefanten kommt es nicht nur auf die Größe des Denkorgans an.

Afrikanische Elefanten sind größer als indische – aber ihre Gehirne sind kleiner.

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Afrikanische Elefanten sind größer als indische – aber ihre Gehirne sind kleiner.

Von Werner Ludwig

Asiatische Elefanten sind bekanntlich kleiner als ihre afrikanischen Verwandten, deren Bullen bis zu sechs Tonnen schwer werden. Und sie haben kleinere Ohren. Bei der Größe eines anderen Körperteils haben sie indes die Nase – pardon, den Rüssel – vorn: Mit gut 5300 Gramm ist das Gehirn erwachsener asiatischer Elefantenkühe im Durchschnitt schwerer als das afrikanischer Weibchen, das es auf rund 4400 Gramm bringt. Das berichten Forschende aus Deutschland und Südafrika im Fachblatt „PNAS Nexus“.

Was die Hirngröße aussagt – und was nicht

„Hab ich doch schon immer gewusst – wer viele Muckis hat, hat oft wenig Hirn!“, werden nun manche sagen. Doch so einfach liegen die Dinge nicht. Denn die Hirngröße ist nicht unbedingt ein Maß für die Intelligenz eines Lebewesens. Anders wäre nicht zu erklären, warum Menschen mit ihrem 1300 bis 1400 Gramm schweren Gehirn zu größeren kognitiven Leistungen fähig sind als Elefanten. Setzt man die Hirngröße in Relation zum Körpergewicht, liegt unsere Spezies zwar vor den Elefanten – aber hinter den Ameisen, deren Hirn bis zu 14 Prozent der Körpermasse ausmacht.

Doch auch beim Vergleich der relativen Hirngrößen bleiben entscheidende Faktoren außer Acht: die Vernetzung der Hirnzellen untereinander sowie die Größe einzelner Hirnareale. So macht beim Menschen die Großhirnrinde, in der Neurowissenschaftler das logische Denken verorten, den mit Abstand größten Teil des Hirns aus. Auch asiatische Elefanten haben tendenziell eine größere Großhirnrinde als afrikanische Dickhäuter. Das könnte nach Ansicht der Forscher auch Verhaltensunterschiede zwischen beiden Arten erklären – etwa die Tatsache, dass asiatische Elefanten leichter an menschliche Gesellschaft zu gewöhnen sind als afrikanische. Ob das ein Zeichen von Intelligenz ist, sei dahingestellt.

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Erstellt:
22. Mai 2025, 13:52 Uhr
Aktualisiert:
22. Mai 2025, 15:41 Uhr

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