Vorhang auf für himmlische Abenteuer

Von Christine Schick

Murrhardt. Der kleine Pluto ist nicht gerade alt und wie bei den anderen Solorollen – der Sonne oder dem schwarzen Loch – heißt es dieser Tage für ihn, Maß zu nehmen, Größe, Kopf- und Brustumfang festzuhalten, damit die Kostüme genäht werden können. Außerdem sind bei dem Musical, das die Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land in Kooperation mit der Walterichschule Murrhardt auf die Beine stellt, viele weitere Grundschulkinder genauso wie Musikschulnachwuchs mit von der Partie – zwei Chöre, Früherziehungs- und Flötenkinder, eine Band und ein gemischtes Ensemble. Alle zwei Jahre geht die Musikschule mit solch einem Angebot an kleine Leute an den Start, das in einer Aufführung vor großem Publikum gipfelt. „Das richtet sich in erster Linie an Grundschülerinnen und Grundschüler und nicht an das klassische Musikschulklientel“, sagt Judith-Maria Matti, Leiterin der Musikschule.

Die Voraussetzungen sind diesmal nicht ganz so einfach. Nach dem letzten Projekt 2019 in Gaildorf konnte der zweijährige Turnus 2021 wegen Corona nicht gehalten werden, nun hieß es, dieses Jahr wieder loszulegen. Bei den ersten Vorbereitungen zeigte sich, dass die Leiterin des Walterichgrundschulchors krankheitsbedingt länger pausieren musste und ausfiel. „Nur durch das hohe Engagement von Frau Matti, die sich bereit erklärte, den Schulchor zu leiten, konnte das Musicalprojekt in Kooperation“ gestemmt werden, stellt Martina Mayer, Rektorin der Walterichschule, fest. Matti begann mit den Mädchen und Jungen zu arbeiten, sodass im vergangenen Dezember eine Aufführung beim Adventskalender möglich war, und setzt die Arbeit nun mit Blick aufs gemeinsame Musikprojekt fort. „Die Proben haben um die Faschingszeit begonnen“, erzählt sie. Das Gesamtpaket ist ein forderndes: Es gibt Solosprech- und Gesangsrollen, bei denen Kinder an ihren Part musikalisch und von der Bühnenpräsenz her herangeführt werden müssen, die Arbeit mit den Gruppen sowie den Instrumentalisten der Musikschule und schließlich die Vorbereitung der Workshops am heutigen Freitag und morgigen Samstag sowie der Aufführung.

Stimmbildung an der Walterichschule

„Ohne ein so engagiertes Musikschulteam genauso wie die gute Zusammenarbeit mit der Walterichschule wäre das nicht möglich“, sagt Judith-Maria Matti. Drei komplette Projekttage mit über 100 Kindern zu stemmen, geht weit über das normale Pensum hinaus und ist nur mit der Investition einer gehörigen Portion Freizeit zu machen. Nicht von Nachteil ist außerdem, dass Henriette Schöwitz als Musikschulkraft seit Längerem Stimmbildung an der Walterichschule anbietet und die Kinder nun professionell betreuen kann. Alle, die mitmachen möchten, sollen auch Gelegenheit dazu erhalten, was je nach Voraussetzung mit unterschiedlich intensiver Begleitung verbunden ist. „Wir möchten ihnen dieses Bühnen- und Erfolgserlebnis ermöglichen“, sagt Matti. Das bedeutet teils, bei den Sprech- und Gesangsrollen in gewisser Weise zu improvisieren, wenn viele Kinder aktiv werden wollen und bestimmte Rollen besonders beliebt sind. So hat das Musikschulteam das Musical entsprechend ergänzt und angepasst, der Sonne ein Sonnenscheinchen an die Seite gestellt und den Auftritt einer Planetentanzgruppe integriert. Die Rolle des vermeintlich bösen schwarzen Lochs ist erfolgreich besetzt – im Laufe der Geschichte erfährt das Publikum übrigens, dass „es mal ein schöner Stern war“. Zudem tritt auch der Kinderchor des Gesangvereins Ruppertshofen auf, der als zweite Formation mit dabei ist und von Musikschulkraft Larissa Schneider geleitet wird.

Weitere Zutaten sind Musikschulkolleginnen und -kollegen, die beim Kulissenbau, bei der Workshopgestaltung und Organisation helfen, Eltern, die beim Schminken und bei der Verpflegung am Wochenende unterstützen, ein Walterichschulteam, das mit den Schülern Requisiten und Deko bastelt, und nicht zuletzt die Stadtverwaltung, die die Festhalle zur Verfügung stellen kann und mit Walter Weise einen technisch erfahrenen Mitarbeiter der Betriebsmeisterei hat. „Wir haben nicht den Anspruch, dass alles perfekt abläuft, aber es ist klasse, dass Walter Weise uns mit der Mikroprobe unterstützt, acht Headsets müssen parallel funktionieren“, erläutert Matti.

Alle arbeiten darauf hin, dass die Aufführung für die Kinder zu einem „unvergesslichen Erlebnis wird“, ohne einem Perfektionismus und der Vorstellung anheimzufallen, „dass jeder Ton sitzen muss“. Unter dem Strich bedeutet das Musicalprojekt für Judith-Maria Matti auch eine gemeinschaftsstiftende Arbeit für die Musikschule und ihr Einzugsgebiet, die Walterichschule und die Stadt. „Es ist schon wichtig, dass sich die Musikschaffenden und Partner auch vernetzen.“

Teil des kulturellen, städtischen Lebens

Nicht zuletzt geht es Matti für die Musikschule darum, als außerschulische Bildungseinrichtung das kommunale und kulturelle Leben mitzugestalten. Das wird ganz konkret greifbar, wenn Mädchen und Jungen die Chance haben, sich erfolgreich an ihre Rolle heranzutasten und beim Bühnenauftritt ungeahnt aufblühen. Martina Mayer erinnert außerdem daran, dass solche Projekte eben keine Selbstverständlichkeit mehr sind: „Nach der Coronapandemie ist es für die Schülerinnen und Schüler der Walterichschule ein tolles Ereignis, auf der Bühne zu stehen, gemeinsam zu singen, zu spielen und zu musizieren.“