Das steht wirklich im Krisenratgeber

Warnt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz vor Krieg?

Ein Satz in einem neuen Ratgeber des BBK sorgt für Diskussionen. Aber was steht wirklich in der Broschüre? Wird explizit vor Krieg gewarnt?

Vorsorge für den Notfall.

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Vorsorge für den Notfall.

Von Lukas Böhl

Wer heute früh einen Blick in die Google-Trends wirft, merkt schnell, welches Thema viele Menschen beschäftigt. Es wird vermehrt nach einer angeblichen Kriegswarnung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gesucht.

Was ist passiert?

Vergangene Woche, am 13. Oktober, stellte das BBK anlässlich des Internationalen Tags der Katastrophenvorsorge seinen grundlegend überarbeiteten Krisenratgeber „Vorsorgen für Krisen und Katastrophen“ vor. Diese Broschüre ist nicht neu, sie gehört seit Jahren zum Standard-Repertoire der Bevölkerungsschutzbehörde. Doch eine Passage in der neuen Ausgabe sorgt nun für Diskussionen. Konkret heißt es in der Einleitung des Ratgebers:

„Selbst ein Krieg scheint nicht mehr so ausgeschlossen zu sein wie noch vor einigen Jahren.“

Diese Formulierung wurde von einigen als konkrete Warnung vor einem unmittelbar bevorstehenden Krieg interpretiert. Doch diese Lesart greift zu kurz. Der Satz steht eingebettet in einen Absatz, der auf die zunehmende Zahl an Krisen verweist, darunter Extremwetter, Sabotage, Desinformation und Cyberangriffe. Das vollständige Zitat lautet:

„Deutschland ist eines der sichersten Länder der Welt. Dennoch erleben wir, dass auch in Deutschland Krisen unsere gewohnten alltäglichen Abläufe stören. Extreme Wetterereignisse nehmen zu. Durch Cyberattacken, Desinformation oder Sabotage finden Angriffe auf Infrastrukturen, Meinungsbildung und Zusammenhalt statt. Selbst ein Krieg scheint nicht mehr so ausgeschlossen zu sein wie noch vor einigen Jahren. Wenn etwas passiert, ist es besser, vorbereitet zu sein.“

Das BBK formuliert hier keine Warnung vor einem konkreten militärischen Konflikt, sondern benennt Krieg als ein denkbares Szenario neben anderen Gefahrenlagen, auf die man sich vorbereiten kann und sollte. Die Passage ist also Teil eines allgemeinen Appells zur Eigenvorsorge.

Was das BBK mit dem Ratgeber erreichen will

BBK-Präsident Ralph Tiesler betonte bei der Vorstellung des Ratgebers:

„Wir erleben eine Weltlage, die viele beunruhigt. Mit unserem neuen Ratgeber möchten wir Unterstützung und Orientierung bieten, wo Menschen besorgt sind oder Informationsbedarf haben.“

Der überarbeitete Ratgeber enthält sowohl klassische Tipps zur Notfallvorsorge – etwa bei Stromausfall, Hochwasser oder Extremwetter – als auch neue Inhalte, die auf aktuelle Herausforderungen eingehen. Dazu gehören etwa Hinweise zum Schutz vor Explosionen, zum Erkennen von Desinformation oder zum Umgang mit psychischen Belastungen in Extremsituationen.

Die Broschüre bietet konkrete Empfehlungen für die Eigenvorsorge. So zum Beispiel:

  • welche Vorräte sinnvoll sind,
  • wie man sich bei Ausfall von Strom oder Mobilfunknetz informiert hält,
  • wo Schutzräume in verschiedenen Krisenszenarien zu finden sind,
  • wie man mit Kindern über Krisen spricht.

Erhältlich ist der Ratgeber kostenlos als gedrucktes Heft, digital auf der BBK-Webseite und in der Warn-App NINA. Er wird derzeit in mehrere Sprachen sowie in Leichte Sprache und Gebärdensprache übersetzt.

Die Aufregung um eine angebliche Kriegswarnung des BBK basiert auf einer aus dem Zusammenhang gerissenen Passage. Tatsächlich verfolgt das Amt mit dem neuen Ratgeber das Ziel, die Bevölkerung besser auf unterschiedlichste Krisen vorzubereiten. Auch auf Szenarien, die früher als unwahrscheinlich galten. Die Formulierung über einen möglichen Krieg ist kein Alarmruf, sondern Teil einer realistischen Lagebeschreibung. Es geht nicht um Panik, sondern um Aufklärung. Und darum, im Ernstfall vorbereitet zu sein.

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Erstellt:
20. Oktober 2025, 07:10 Uhr
Aktualisiert:
20. Oktober 2025, 10:58 Uhr

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