Neuer Kurssturz um über 20%
Warum fällt die DroneShield-Aktie? - Die Gründe für den Kursrutsch
Erst Rekordaufträge, dann der Absturz. Warum stürzt die DroneShield-Aktie trotz Boom-Meldungen um über 20 Prozent ab? Ein CEO-Verkauf sorgt für Misstrauen.
© IMAGO / Ardan Fuessmann
Trotz voller Auftragsbücher stürzt die DroneShield-Aktie um über 20 % ab. Massive Insider-Verkäufe und Kommunikationspannen rütteln am Vertrauen der Anleger.
Von Matthias Kemter
Trotz positiver Geschäftsentwicklung ist die DroneShield-Aktie in den letzten Tagen erneut massiv unter Druck geraten. Bereits Mitte Oktober schlug die Euphorie rund um den australischen Drohnenabwehr-Spezialisten plötzlich in Nervosität um. Die Aktie stürzte von rund 3,60 Euro auf etwa 2,60 Euro ab. Zum Monatsstart im November erfolgten neue Dämpfer, welche die Aktie auf rund 1,90 Euro absacken ließ. Zum heutigen Handelsstart dann der neue Rücksetzer um über 20 % auf rund 1,50 Euro. Die Hintergründe im Überblick:
1. Massiver Insider-Verkauf löst Vertrauenskrise aus
Am Mittwoch wurde bekannt, dass CEO Oleg Vornik zwischen dem 6. und 12. November rund 14,8 Millionen Aktien verkauft hat. Ein Paket im Gegenwert von etwa 49 Millionen australischen Dollar. Für viele Anleger ein Alarmsignal. Wenn der Chef selbst in einer Phase voller Rekordaufträge und Expansionspläne Aktien abstößt, schrillen die Alarmglocken. Noch schwerer wiegt, dass auch Verwaltungsratsmitglied Peter James sich am selben Tag von weiteren 3,7 Millionen Aktien im Wert von über 12 Millionen Dollar trennte. Der Markt reagierte natürlich und die Aktie rauschte binnen Stunden zeitweise sogar um über 30 Prozent in die Tiefe. Der stärkste Kursrutsch seit Monaten. Das Vertrauen in das Management ist brüchig und das ausgerechnet in einer Phase operativer Stärke.
2. Kommunikationspanne bei Auftragsmeldung
Zu Wochenbeginn folgte der letzte Dämpfer. DroneShield hatte zunächst einen vermeintlich neuen Großauftrag über 7,6 Millionen australische Dollar (rund 4,94 Mio. US-Dollar) mit einem US-Regierungskunden vermeldet, was die Aktie kurzfristig um rund zehn Prozent steigen ließ. Doch nur wenige Stunden später stellte sich heraus, dass die Verträge nicht neu waren, sondern lediglich aufgrund regulatorischer Änderungen neu ausgestellt wurden. Das Unternehmen korrigierte die Mitteilung umgehend und sprach von einem administrativen Fehler. Zwar blieb ein minimales Kursplus übrig, das Vertrauen vieler Anleger jedoch wurde erneut erschüttert. Der Vorfall zeigt, wie empfindlich der Markt inzwischen auf jede Kommunikation des Unternehmens reagiert. Gleichzeitig verdeutlicht er aber auch, wie hoch die Erwartungen sind. Seit Jahresbeginn hat DroneShield bereits 78 Aufträge an Land gezogen, mehr als im gesamten Vorjahr. Die durchschnittliche Auftragsgröße hat sich verdoppelt und bis Ende 2026 will man die Produktionskapazität nahezu verfünffachen. Operativ läuft also vieles rund.
3. DroneShield kann die Nachfrage (noch) nicht decken
Der Hype zu Beginn des letzten Monats Oktober wurde primär durch die wiederholten Luftraumverletzungen russischer Drohnen in osteuropäischen Staaten und den dadurch konkreter werdenden Plänen einer Osteuropa-Drohnenwall ausgelöst. Innerhalb weniger Tage katapultierte die Nachrichtenlage das Papier gegen Ende September um fast 70 Prozent in die Höhe. Die Folge: In dem neu gewachsenen Milliardenmarkt wuchs das Unternehmen noch stärker zu einem Wachstumsversprechen. Der Markt reflektierte und auf die gestiegenen Erwartungen folgten Mitte Oktober Gewinnmitnahmen und somit auch die Korrektur um rund 30 Prozent nach unten.
4. Kapitalerhöhung belastet die Aktie
Dann gab DroneShield auch noch die Ausgabe von rund 31 Millionen neuen Stammaktien bekannt. Ziel war die Beschaffung frischer Mittel für Forschung, Entwicklung und strategische Übernahmen. Solche Kapitalmaßnahmen geben neue Möglichkeiten für wichtige Investitionen, was in dem derzeitigen Wachstumsmarkt der Drohnenabwehr für DroneShield auch Sinn macht. Allerdings führen sie in der Regel auch zu einer Verwässerung der Altaktionäre, also einem geringeren Anteil am Gesamtwert des Unternehmens pro Aktie. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Anleger warfen ihre Papiere auf den Markt, die Aktie verlor allein an einem Tag rund 8 Prozent. Bereits im August hatte das Unternehmen eine Platzierung von etwa 104 Millionen Aktien durchgeführt, was damals ebenfalls zu Kursverlusten führte. Die wiederholten Kapitalmaßnahmen sorgen nun zusätzlich für Unsicherheit.
5. Starke Umsätze, aber hohe Bewertung
Trotz des Rückschlags steht DroneShield fundamental nicht schlecht da:
- Umsatzwachstum im dritten Quartal: Mehr als 1000 %
- Gesamtumsatz: rund 51,7 Millionen Euro
- Börsenwert: rund 2 Milliarden Euro
Die Diskrepanz zwischen Umsatzniveau und Marktkapitalisierung ist jedoch auffällig. Viele Anleger stellen sich daher die Frage, ob die Bewertung noch gerechtfertigt ist, insbesondere angesichts der wiederholten Verwässerung.
