Arbeitsspeicher-Krise
Warum ist RAM aktuell so teuer? - Die Ursachen des Ausverkaufs
Die Preise für Arbeitsspeicher schießen aktuell in ungeahnte Höhen und RAM-Riegel sind plötzlich ein Luxusgut. Doch was genau hat diese Entwicklung ausgelöst?
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Die Preise für Arbeitsspeicher steigen rasant. Oft sind RAM-Riegel sogar ausverkauft. Was hinter der RAM-Krise steckt und wann sich die Preise wieder normalisieren könnten.
Von Matthias Kemter
Die Preise für Arbeitsspeicher sind in den letzten Wochen regelrecht explodiert. Was Anfang des Jahres bereits von Marktanalysten vorhergesagt wurde, ist spätestens im Herbst zur bitteren Realität für Verbraucher geworden. DDR4- und DDR5-RAM kosten teils 4 bis 5 Mal so viel wie noch vor wenigen Monaten, wenn die Arbeitsspeicher-Riegel überhaupt verfügbar sind. Doch woran liegt das eigentlich? Hier sind die wichtigsten Ursachen im Überblick:
1. KI-Boom treibt weltweite Nachfrage nach RAM in die Höhe
Der Hauptgrund ist der anhaltende Hype rund um Künstliche Intelligenz. Für große Sprachmodelle, neuronale Netze und Machine-Learning-Anwendungen braucht es enorme Mengen an Arbeitsspeicher. Vor allem sogenannten High Bandwidth Memory (HBM) oder auch Grafikspeicher wie GDDR6/7. Da diese Spezial-RAMs in großen Mengen gefragt sind, haben die führenden Speicherhersteller ihre Produktionslinien entsprechend umgestellt. Die Folge sind weniger Kapazitäten für klassische DDR4- und DDR5-Module, wie sie in Desktop-PCs und Notebooks zum Einsatz kommen. Diese Verdrängungseffekte lassen die Preise steigen.
2. Hersteller priorisieren Großkunden
Cloud-Service-Provider (CSPs) wie Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud kaufen RAM in riesigen Mengen auf. Speicherhersteller priorisieren diese Kunden, teilweise sogar auf Kosten regulärer Händler oder Endverbraucher. Laut Vorstand des Speicherherstellers Adata Simon Chen ist der Wettbewerb nicht mehr zwischen Speicherherstellern untereinander, sondern zwischen Unternehmen und CSPs. Einzelkunden und kleinere Händler erhalten nur noch begrenzt Ware oder müssen deutlich höhere Preise zahlen.
3. Produktion wurde gezielt verknappt
Zusätzlich zur hohen Nachfrage kommt, dass einige Hersteller die Produktion bewusst reduziert haben, um den Preisverfall der Vorjahre zu stoppen. Eine Maßnahme, die den aktuellen Preisanstieg weiter befeuert hat. In Kombination mit gezielten Horten durch große Unternehmen wie Lenovo wird die Verknappung ebenfalls befeuert. Lagerbestände werden nicht sofort auf den Markt gebracht, da Unternehmen ihre Produktionen sichern wollen. Das betrifft dann auch klassische DIMM-Module für Endverbraucher.
4. Ende von Windows 10 befeuert Aufrüstwelle
Seit Microsoft den Support für Windows 10 auslaufen lässt, rüsten viele Nutzer ihre PCs auf. Arbeitsspeicher war bisher die unkomplizierteste und kostengünstigste Methode, um alte Rechner nachzurüsten. Auch Mini-PCs und Notebooks benötigen dann schnelleres RAM wie DDR5. Diese zusätzliche Nachfrage kommt zur gleichen Zeit wie der KI-Boom und verschärft die Lage weiter.
5. Globale Rahmenbedingungen verschärfen die Situation
Als wäre das nicht schon alles genug, treiben zusätzlich auch noch externe Faktoren die RAM-Preise in die Höhe. Die gestiegene Inflation erhöht Löhne und Produktionskosten, während hohe Energiepreise die kostenintensive Chipfertigung zusätzlich verteuern. Handelskonflikte wie zwischen den USA und China führen zu Zöllen und Lieferrisiken, was sich ebenfalls auf die Importpreise auswirkt.
Wann wird Ram-Arbeitsspeicher wieder billiger?
Wann sich die Preise wieder normalisieren hängt primär davon ab, wie die Speicherhersteller ihre Produktionen anpassen und der Nachfrage wirtschaftlich gerecht werden können. Aktuell verteuern sich die Preise weiter. Beispiel: G.Skill 64 GB DDR5-5600 Dual-Kit (2x 32 GB) kostete vor wenigen Monaten noch etwa 150 €, vor wenigen Tagen noch rund 650 € und aktuell 700 €. Der Preisanstieg hält also noch an und ein Ende ist nicht wirklich in Sicht. Marktforscher erwarten, dass Überteuerung noch bis Ende 2026 anhalten könnte mit möglichen weiteren Steigerungen von bis zu 30 Prozent. Ram sollte somit vorerst unbezahlbar bleiben.
