Bitcoin statt Gold?
Warum Staaten über Kryptoreserven nachdenken
Immer mehr Staaten beschäftigen sich mit der Frage, ob Bitcoin künftig eine Rolle in ihren nationalen Reserven spielen soll. Aber was sind die Gründe?

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Bitcoin erreicht ein Rekordhoch - doch nicht nur Anleger kaufen. Auch erste US-Bundesstaaten wie Texas planen, Bitcoin als staatliche Reserve zu halten. Wird die Kryptowährung zum neuen digitalen Gold?
Von Matthias Kemter
Während der Kurs der Kryptowährung auf neue Rekordstände klettert, wächst parallel die politische und wirtschaftliche Bedeutung des digitalen Vermögenswerts. Das Interesse wächst nicht nur unter Privatanlegern und Fonds. Auch Staaten beginnen, die Kryptowährung als strategisches Reservevermögen zu prüfen. Neben El Salvador, das bereits seit Jahren Bitcoin akkumuliert, soll nun auch Saudi-Arabien über einen Einstieg nachdenken. Die Kryptowährung entwickelt sich damit zunehmend zu einem globalen Wertspeicher.
Strategische & praktische Reserve
Signalwirkung hat vor allem, dass die USA als mächtigste Volkswirtschaft der Welt Bitcoin als Teil einer strategischen Reserve sehen. Denn in den USA wurde unter Präsident Trump bereits eine staatliche Kryptoreserve eingeführt. Die Motivation dahinter ist strategischer, aber auch praktischer Natur. Kryptoreserven sollen in Krisenzeiten als sogenannte strategische Reserve dienen. So wie beispielsweise die strategischen Ölreserven, welche genutzt werden, um die Energieversorgung in Krisen zu stabilisieren. Zuletzt geschah dies 2022, um die durch den russischen Angriffskrieg gestiegenen Energiepreise abzufangen. Kryptoreserven könnten einen Beitrag zur Stärkung der Resilienz der gesamten Reserven leisten.
Eine Kryptoreserve für die USA ist aber vor allem praktisch, denn bereits vor der offiziellen Einführung von Kryptowährungen als strategische Reserve befanden sich Digitalwährungen wie Bitcoin bereits in der Hand der US-Regierung. Grund sind Beschlagnahmungen bei Kriminellen. Schätzungsweise waren das bereits etwa 200.000 Bitcoins. Ohne eine Gesetzesänderung hätten diese Reserven verkauft werden müssen. Trumps Einsatz für Kryptowährungen trifft auch auf Kritik, da er im Wahlkampf finanziell von Vertretern der Branche unterstützt wurde und auch selbst Geschäfte in dem Bereich macht.
Offen bleibt außerdem, ob ein aktiver Kauf von Kryptowährungen und somit der Einsatz öffentlicher Gelder in den USA möglich sein wird, denn das sah Trumps Dekret noch nicht vor. Auf US-Bundesstaatsebene sind die Meinungen dazu gemischt. Während die ersten Staaten wie Texas und New Hampshire Kryptoinvestitionen offen gegenüberstehen und bereits entsprechende Gesetze verabschiedet haben, winken viele Staaten ab. Zu volatil bzw. spekulativ seien Kryptowährungen.
Bitcoin als digitales Gold?
Die Idee, Bitcoin als Wertspeicher zu nutzen, ist nicht neu. Anders als Fiatwährungen wie der Dollar oder der Euro ist die Geldmenge bei Bitcoin auf maximal 21 Millionen Einheiten begrenzt. Die Kryptowährung wird daher häufig als Inflationsschutz gesehen - ähnlich wie Gold. Doch während Gold vor allem physisch gelagert wird, ist Bitcoin digital, global transferierbar und nicht an zentrale Institutionen gebunden. In Zeiten wachsender Schulden, politischer Unsicherheiten und geldpolitischer Risiken schlagen Befürworter Bitcoin als eine Alternative vor. Kritiker sorgen sich dagegen um die starke Volatilität, den hohen Energieverbrauch und fehlende rechtliche Standards.