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Warum steigt der Ölpreis? - Die aktuelle Lage erklärt

Ein US-Angriff auf iranische Atomanlagen und die drohende Blockade der Straße von Hormus treiben den Ölpreis erneut nach oben. Warum das alle betrifft und was jetzt passieren könnte.

Ein US-Angriff auf iranische Atomanlagen und die drohende Blockade der Straße von Hormus treiben den Ölpreis nach oben. Warum das alle betrifft und was jetzt passieren könnte.

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Ein US-Angriff auf iranische Atomanlagen und die drohende Blockade der Straße von Hormus treiben den Ölpreis nach oben. Warum das alle betrifft und was jetzt passieren könnte.

Von Matthias Kemter

Der Ölpreis steigt wieder einmal. Doch diesmal sind es nicht allein wirtschaftliche Faktoren oder Produktionskürzungen, die den Markt treiben. Der aktuelle Preissprung ist die direkte Folge militärischer Eskalationen im Nahen Osten. Ein gezielter Angriff der USA auf iranische Atomanlagen am gestrigen Sonntag hat geopolitische Spannungen noch einmal verschärft. In der Folge ist die wachsende Angst vor einer Blockade der Straße von Hormus, einem Nadelöhr des weltweiten Ölhandels. Die Märkte reagieren entsprechend nervös.

1. Israels Angriff als Vorbote der Eskalation

Die Lage im Nahen Osten hat sich in den letzten Wochen dramatisch zugespitzt. In der Nacht zum 13. Juni 2025 griff Israel mehrere militärische und nukleare Ziele im Iran an, mit der Begründung, Teheran stehe bei der Entwicklung einer Atombombe kurz vor dem „point of no return“. Der Angriff markierte den offenen Ausbruch eines Konflikts, der sich seit Jahren im Schatten abspielte. Als direkte Folge stieg der Ölpreis bereits um rund fünf Prozent, weil die Märkte begannen, ein weiteres Eskalationsszenario und mögliche Lieferengpässe einzupreisen.

2. US-Angriff auf iranische Atomanlagen

In der Nacht auf Sonntag hat nun auch die US-Luftwaffe laut Präsident Trump mehrere unterirdische Atomanlagen im Iran zerstört. Ziele waren unter anderem Fordo, Natans und Isfahan. Damit reagierten die USA auf den sich zuspitzenden Konflikt zwischen Israel und dem Iran. Der Angriff erfolgte überraschend. Viele Beobachter rechneten erst in einigen Wochen mit einem militärischen Eingreifen. Der Effekt auf die Märkte war ebenfalls unmittelbar: Brent-Rohöl verteuerte sich erneut binnen weniger Stunden um fast zehn Prozent und liegt aktuell bei rund 85 US-Dollar je Barrel.

3. Die Straße von Hormus - das Nadelöhr des Ölhandels

Rund 20 Prozent des globalen Ölhandels läuft durch die Straße von Hormus, eine nur 40 bis 55 Kilometer breite Meerenge zwischen Iran und Oman. Der Großteil des dort transportierten Öls stammt aus Saudi-Arabien, Kuwait, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Irak. Über 80 Prozent davon gehen nach Asien.

Iran hat mehrfach damit gedroht, diese Passage zu blockieren. Nun hat das iranische Parlament laut Staatsmedien offiziell eine Sperrung gebilligt, ein Schritt, der wirtschaftliche Folgen hätte, sollte die iranische Führung die Meeresenge dichtmachen. Zwar gibt es Umleitungen über Pipelines in Saudi-Arabien oder die VAE, diese sind jedoch nahezu ausgelastet. Die internationale Ölversorgung wäre somit empfindlich gestört.

4. Geopolitische Eskalation: Angst vor einem Flächenbrand

Die Börsen reagieren auf geopolitische Unsicherheit traditionell mit Flucht in sichere Anlagen wie Gold oder den US-Dollar und mit Kursverlusten bei Aktien. Der DAX startete heute mit rund 0,6 Prozent im Minus, hat aber bereits wieder auf das Vorwochenneveau angezogen. Gleichzeitig steigt der Ölpreis, weil Händler Engpässe antizipieren und auf Versorgungsausfälle spekulieren.

Zusätzlich zur möglichen Sperrung der Straße von Hormus droht eine weitere Ausweitung des Konflikts: Irans Außenminister kündigte Gespräche mit Russlands Präsident Putin an. China, Irans größter Ölimporteur, zeigt sich ebenfalls alarmiert. Je mehr Akteure sich einmischen, desto unkalkulierbarer wird die Lage.

5. Was ein hoher Ölpreis für Verbraucher und Wirtschaft bedeutet

Ein steigender Ölpreis wirkt wie ein zusätzlicher Inflationsfaktor: Tanken, Heizen und Transport werden teurer - weltweit. Unternehmen mit hohem Energiebedarf sehen sich mit steigenden Kosten konfrontiert. In Kombination mit der angespannten Lage an den Kapitalmärkten und den Folgen der US-Zollpolitik droht eine Belastung der globalen Konjunktur.

6. Szenarien für die kommenden Wochen

Laut Goldman Sachs könnte der Brent-Preis bei einer längeren Blockade der Straße von Hormus kurzfristig auf bis zu 110 US-Dollar pro Barrel steigen. Ob es dazu kommt, hängt nun von der tatsächlichen Reaktion Teherans ab. Ein kompletter Exportstopp würde dem Iran selbst wirtschaftlich schaden, vor allem im Verhältnis zu China. Dennoch: In Krisenzeiten ist Rationalität keine Garantie. Die Nervosität an den Märkten bleibt entsprechend hoch.

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Erstellt:
23. Juni 2025, 10:44 Uhr

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